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Was können die neuen Tränkeeimer?

Lesezeit: 8 Minuten

Die neue Generation der Tränkeeimer für Kälber ist bunt und kommt mit Ventilen daher, die einen hohen Hygienestandard ermöglichen sollen. top agrar ließ sie in der Praxis testen.


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Über 17500 mal im Jahr hängt Elke Fuchs aus Schlier einen Tränkeeimer an ein Kälberiglu. Marina Albinger aus Biberach-Winterreute versorgt jeden Tag etwa 30 Kälber mit ad libitum-Tränke. Verständlich, dass die beiden Milchbäuerinnen aus Baden-Württemberg sich dafür vor allem robuste Eimer wünschen, die leicht zu handhaben sind und sich einfach und gründlich reinigen lassen.


Die Hersteller reagieren darauf und haben nicht nur transparente und farbige Eimer in das Programm genommen, sondern ihre Saugventile auch in Richtung schnellere Montage und höherer Hygienestandard weiter entwickelt.


Getestete Fabrikate


Ob sich die Innovationen in der Praxis bewähren, haben die beiden Milchviehhalterinnen im Frühjahr 2020 drei Monate lang für top agrar getestet. Folgende Hersteller stellten ihre Tränkeeimer-Fabrikate und Ventile für den Test zur Verfügung (siehe Übersicht Seite R30):


  • Akroh mit gelbem Schraubventil
  • Gewa-Gelle mit Super-Clean-Ventil
  • Hiko mit 1-Click-Ventil
  • Kerbl mit Hygieneventil und FlixClip-Ventil.


Zum Vergleich dienten herkömmliche graue Kunststoffeimer mit Kugelventil und Dichtungsring des jeweiligen Herstellers.


Material und Form


Die Ergebnisse: Beim Eimermaterial konnten die Testerinnen keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Fabrikaten feststellen. Sie sind alle aus robustem Kunststoff und gut verarbeitet.


Die achteckige Eimerform bei Akroh liegt allerdings nicht bei allen Iglus gut an und ist bei der Reinigung aufwändiger als runde Modelle. In den Ecken besteht eine zusätzliche Gefahr, dass sich Schmutz absetzt. Ein gewölbter oder abgeschrägter Eimerboden wie bei Gewa, Hiko und Kerbl ist für das Leerwerden weniger entscheidend als die schräge Aufhängung am Iglu, so das Urteil. Als Besonderheit bietet Kerbl an der Außenseite des Eimers einen speziellen Stift zum Einhängen des Nuckels während der Trocknung an. Hiko-Eimer haben an der Unterseite Schlitze zum Aufhängen. Gewa sieht vor, dass Ventilteile und Sauger zum Trocknen auf den abgeschrägten Eimerboden gelegt werden. Das Wasser soll über einen Schlitz ablaufen können.


Montage und Sitz der Ventile


Kernstück der Tränkeeimer sind die Ventile. Keine Frage: Im Test funktionieren alle, die Kälber bekommen die Eimer leer. Dennoch zeigen sich in der Handhabung deutliche Unterschiede: Hiko liefert mit dem 1-Click-Ventil die überzeugendste Lösung. Es besteht nur aus dem Ventilkörper samt Rückschlagklappe, der von der Eimerinnenseite aus leicht und schnell auf den Nuckel gesteckt wird und dann festsitzt. Allerdings ist dafür ein spezieller Naturkautschuk-Nuckel mit perforierter Oberkante statt einer Gummidichtung nötig. An der Außenseite des Eimers ist vom Ventil nichts zu sehen, so dass dem Kalb beim Trinken die volle Nuckellänge zur Verfügung steht.


Bei den anderen Ventilen ist die Montage deutlich aufwändiger. Schon allein, weil sie aus mehr Einzelteilen bestehen. Außerdem sitzen manche zu fest oder es lösen sich sogar Teile ab. Das gelbe Schraubventil mit Rückschlagklappe der niederländischen Firma Akroh sowie das Super-Clean-Ventil von Gewa leiden unter dem gleichen Problem wie das altbekannte Kugelventil: Sie schließen zunächst gut ab, doch der Sitz lässt durch Verschleiß oder Verrutschen des Gummirings zunehmend nach. Bei Akroh ist zudem ein spezieller Dichtungsring nötig, den eine unserer Testerinnen nicht im gewöhnlichen Landhandel nachkaufen konnte. Von Vorteil ist, dass sich das Saugkreuz am Nuckel des Akroh-Ventils nach der Montage justieren lässt, ohne dass sich das Ventil mit dreht. Das geht beim Super-Clean-Ventil von Gewa oder beim Bajonett-Verschluss am Hygieneventil von Kerbl nicht.


Beim Gewa-Ventil müssen beide Ventilschrauben ordentlich gegenläufig festgedreht werden, damit es dicht ist. Zum Teil behelfen sich die Bäuerinnen dabei mit einem Tuch. Die Montage eines gewöhnlichen Kugelventils sei vergleichsweise einfacher, sagen sie. Kerbl liefert für sein Hygieneventil sogar ein eigenes Schlüsselwerkzeug mit. Denn ohne bekommt man es nicht immer auf.


Ein Schwachpunkt des innovativen Hygieneventils ist zudem, dass sich das kleine Saugknie öfter von selbst löst und dann in der Milch liegt. Einer der beiden Testbetriebe berichtet, dass auch das FlixClip-Ventil von Kerbl nicht stabil sitzt und die frontseitige Klammer manchmal im Stroh liegt. Mit nur zwei robusten Teilen ist es an sich schnell und werkzeuglos montiert. Allerdings ist dafür wie beim 1-Click-Ventil ein spezieller Nuckel mit perforierter Oberkante nötig. Verloren gehen können die kleinen Rückschlagklappen der Ventile. Hiko hat seine deshalb zweifach gesichert und verkauft zudem Ersatzklappen.


Reinigung des Ventils


Auch in Sachen gründliche Reinigung schneidet das 1-Click-Ventil vom Hersteller Hiko am besten ab. Alle anderen Ventile erfordern mehr Aufwand, weil sie erst in ihre Einzelteile zerlegt werden müssen. „Daher schreckt man vor einer gründlichen Reinigung eher zurück“, sagen unsere Testerinnen.


Gegenüber den Kugelventilen gibt es dennoch auch für die anderen neuen Ventile Pluspunkte, denn mit verschieden großen Bürsten gelangt man überall gut hin.


Farbe und Literskala


Den transparenten aber auch den farbig-transparenten Eimern geben die Praktikerinnen – unabhängig vom Fabrikat – gegenüber vollfarbigen klar den Vorzug.


Bei Kerbl wünschen sich die Praktikerinnen bei den farbig-transparenten eine geringere Farbintensität, um den Füllstand von außen leichter ablesen zu können. Ob die durchsichtigen Eimer, z.B. durch eine geringere UV-Lichtbeständigkeit, eine kürzere Lebenszeit haben als vollfarbige konnte im Rahmen dieses Tests nicht geklärt werden.


Geprägte Literskalen an der Eimerinnenseite, zum Teil sogar beidseitig, sind bei allen Herstellern Standard. Allerdings sind die Markierungen innen fast durchgängig durch zu kleine Zahlen und den Milchschaum oft schwer zu lesen.


Eine Mengenmarkierung an der Außenseite ist vor allem bei Betrieben mit ad-libitum-Tränke hilfreich. Außer bei Akroh ist sie bei den transparenten bzw. farbig-transparenten Eimern Standard.


Hier punkten die Eimer von Gewa durch klar zugeordnete, gut von Weitem erkennbare große schwarze Zahlen. Sie enden allerdings schon bei sieben statt bei neun Litern. Bei Kerbl könnten die Zahlen größer sein. Bei Hiko muss man zweimal hinschauen, um den Literstrich der jeweiligen Zahl zuordnen zu können.


Wie lang die schwarzen Außenmarkierungen generell halten, bleibt offen. Bei Gelle und Kerbl sieht man am Ende der dreimonatigen Testphase bereits leichte Abnutzungserscheinungen, bei Hiko sind die Zahlen sogar ganz verschwunden!


Aufhängung am Iglu


Die Testerinnen verwenden an ihren Iglus einfache Eimerhalterungen mit zwei kurzen sowie zwei langen verzinkten Eisenzapfen.


Alle Eimer lassen sich gut und stabil einhängen. Nur bei den Steckboxen von Calf-O-Tel, die auch frontseitig aus perforiertem Kunststoff bestehen, lag der achteckige Eimer von Akroh nicht gut an. Größere Ventile wie die von Akroh, Gewa und Kerbl bleiben beim Einführen oder Abziehen des Eimers eher am Nuckelloch hängen. Hier spielen das 1-Click-Ventil von Hiko oder das FlixClip-Ventil von Kerbl ihre Vorteile aus, weil fast nur der Nuckel vorsteht.


Kerbl bietet mit Bucket Guard eine Halterung, die das Auswerfen der Eimer durch die Kälber verhindern soll. Die Praktikerinnen bewerten das System als gut, auch wenn die Montage zusätzlich Arbeit macht. Mit langen Zapfen an der Halterung erreiche man den gleichen Effekt.


Der Deckel


Mehr als ein nützliches „Accessoire“ sind die Eimerdeckel, die es vielfach auch transparent gibt. Sie halten Fliegen ab und die Milch länger warm. Außerdem schwappt die Milch nicht über, wenn Kälber an den Eimern stoßen. Wichtig ist, dass die Deckel vor allem am Iglu fest auf dem Eimer sitzen. Bei Kerbl und Gewa stoßen die Zapfen der Aufhängung durch zwei Schlitze im Deckel. Sie sind daher sowohl für lange als auch kurze Zapfen geeignet. Bei Gewa ist der Zapfenwinkel nicht ganz unwichtig. Akroh und Hiko passen mit ihren im Bereich der Zapfen aufgewölbten Deckeln nur auf kurze Halterungen.


Die einfachste Handhabung und den stabilsten Sitz auf dem Eimer zeigen die Deckel von Kerbl (MilkGuard), die wie Gewa mit einer Aufmachhilfe versehen sind. Selbst an den Kunststoffiglus von Calf-O-Tel ist für die schmalen Kerbl-Deckel noch genug Platz. Bei den anderen Fabrikaten muss man die Deckel von allen Seiten gut andrücken, damit sie sitzen.


Wohin mit ihnen in der Milchkammer oder beim Transport mit dem Milchtaxi? Die seitliche Öse am Gewa-Deckel, die gleichzeitig als Aufmachhilfe dient, wäre eine Lösung. Allerdings bleibt der Henkel beim Aufnehmen des geschlossenen Eimers daran hängen. Bei Akroh lässt sich der Deckel in den Henkel selbst einhängen. Die anderen Fabrikate haben dafür noch keine Lösung.


silvia.lehnert@topagrar.com

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