Neuartige Röhrenkühler versprechen eine effizientere Vorkühlung der Milch und sollen wartungsfrei sein. Wie sind die ersten Praxiserfahrungen?
Dass der Einbau eines Vorkühlers eine der effizientesten Maßnahmen ist, um beim Melken Energie zu sparen, hat sich rumgesprochen. Auch wenn sie noch längst nicht in allen Milchkammern installiert sind.
Die verfügbaren Platten- oder Rohrkühler kühlen die ermolkene Milch mit ca. 35°C bereits vor dem Eintritt in den Tank durch den Wärmetausch mit Wasser – je nach dessen Temperatur – bereits auf ca. 10 bis 20°C herunter.
Mittlerweile gibt es eine dritte Variante – sogenannte Röhrenkühler – mit denen sich die Temperatur laut Hersteller ebenfalls deutlich reduzieren lasse. Das Prinzip: Die warme Milch wird dabei in langen Röhren entweder durch einen statischen Mischer im Innern ständig umgewälzt (Schumacher Verfahrenstechnik) oder in einem Strömungspilz aufgeteilt (GEA) (siehe Übersicht). Dadurch bekommt sie eine größere Oberfläche und hat mehr Kontakt mit dem Wasser, an dem sie im Gegenstromprinzip vorbeifließt. Beide Systeme ersetzen die Milchdruckleitung von der Förderpumpe zum Tank teilweise oder idealerweise komplett und sind erweiterbar.
Bessere Kühlleistung?
Firma Schumacher Verfahrenstechnik aus Wiehl verspricht gegenüber anderen Rohr- oder Schlangenkühlern eine um 30% höhere Kühlleistung sowie eine Stromeinsparung von 70%. Dafür sollte allerdings das Kühlwasser eine Temperatur von unter 12°C haben und die Milch mit weniger als 0,5 m/s ankommen. Eine Drehzahl-gesteuerte Milchpumpe ist daher von Vorteil. Die effektivste Kühlung werde nach etwa 16 m Röhrenlänge erreicht. Die Entwicklung dieses Systems wurde sogar vom Wirtschaftsministerium gefördert.Beim Wasserverbrauch seien die neuen Kühler mit anderen vergleichbar. Für die Kühlung von 1 l Milch sind ca. 1,5 1 Wasser nötig. Belastbare Daten, wie energieeffizient die neue Technik kühlt, gibt es bisher aber nicht. Experte Mathias Harsch vom Landwirtschaftlichen Fachzentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft und Milchwirtschaft in Aulendorf geht von einer ähnlich hohen Kühlleistung wie bei Plattenkühlern aus. Hier kann die Milch im besten Fall auf 3°C über die Wassertemperatur gebracht werden, so dass sich zwischen 30 und 50% Strom einsparen lässt.
Keine Verschmutzung:
Ein Vorteil, den aber schon heute niemand bestreitet, ist, dass Röhrenkühler ohne Wartung auskommen: „Das Verschmutzungsrisiko ist deutlich kleiner, man muss sie nicht auseinander bauen und die Entkalkung ist einfach“, so Harsch. Zudem kann beim Spülen auf einen Milchfilter verzichtet werden.Röhrenkühler sind unabhängig von der Herdengröße bei jeder Melktechnik installierbar. Besonders effizient seien sie in Roboterbetrieben: „Hier bleibt mehr Zeit zum Kühlen der Milch, weil der Durchfluss pro Stunde geringer ist“, sagt Uwe Helmke von der HG Anlagentechnik GmbH in Grasberg, der die Technik von Schumacher vertreibt. Außerdem sei dort die Streckenführung durch die größere Distanz zum Tank oft einfacher. Harsch sieht den Nutzen auch bei Melkstandbetrieben mit über 16 Plätzen und mit viel Milch pro Stunde als Alternative zum Plattenkühler. Abmessungen und Streckenführung passen die Hersteller individuell an. „Begrenzender Faktor für die Röhrenlänge ist, dass genügend Turbulenzen für eine effiziente Reinigung möglich sind“, sagt Wolfgang Hauschel, Verkaufsleiter Süd bei GEA. Für Schumacher-Röhrenkühler mit 6 bis 9 m gibt Helmke 1500 bis 2500 € an. Bei GEA ist ein System mit Magnetventil für zwölf Melkzeuge mit 3500 € auf dem Niveau eines Plattenkühlers.Silvia Lehnert, Sabrina Meyer