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Was leistet der neue Mastitis-Schnelltest?

Lesezeit: 4 Minuten

Ein neuer Mastitis-Schnelltest soll bereits nach 12 bis 14 Stunden eine gezielte Behandlung ermöglichen – und so Antibiotika einsparen. Wie funktioniert der Test? Was sind die ersten Erfahrungen von Landwirten und Tierärzten?


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Mastitis-Schnelltests etablieren sich immer stärker in der Milchproduktion. Denn sie sind handlich und effektiv: Der Landwirt kann selbst eine Milchprobe ziehen und nach 24 Stunden den Erreger der Euterentzündung ablesen. Das verbessert den Behandlungserfolg. Bewährte Schnelltests sind zum Beispiel der Speed Mam Color (Virbac), der VétoRapid (Vetoquinol) oder die Petrifilm Platten (3M).


Noch einen Schritt weiter geht jetzt der Mastitis-Schnelltest „mastDecide“. Die Hochschule Hannover entwickelte ihn unter der Federführung von Prof. Volker Krömker. Der Test zeigt schon nach 12 bis 14 Stunden, also zur nächsten Melkzeit, die Erregergruppe an. Diese Methode verspricht ein hohes Einsparpotenzial für Antibiotika.


Gut zu wissen:

Der Test unterscheidet zwischen Gram-positiven und Gram-negativen Erregern in der Milchprobe beziehungsweise zeigt an, wenn kein Erreger nachgewiesen werden kann. Der Vertrieb des Tests läuft über die Firmen MSD und QuIdee. Der Landwirt erhält den Test für etwa 5,80 € beim Hoftierarzt. Hinzu kommen die Kosten für den Kauf eines Inkubators. Ein einfaches Gerät kostet etwa 60 bis 70 €, ein Brutschrank rund 200 €.


Von der Probe zur Behandlung:

Die Handlungsempfehlung von Prof. Krömker sieht vor, bei jeder Euterentzündung einen Schnelltest anzusetzen. So sollte der Landwirt dabei vorgehen (Übersicht auf der Seite R14):


  • Milchprobe ziehen: Von jeder Kuh mit einer Mastitis wird zuerst eine Milchprobe genommen. Wichtig ist eine hygienische Entnahme der Milchprobe von dem betroffenen Euterviertel. Deshalb sollte der Landwirt oder der verantwortliche Mitarbeiter vorher die Zitze mit Einwegpapiertüchern und einem Desinfektionsmittel reinigen. Dafür eignet sich 70%iges Ethanol. Der Probenehmer muss saubere Einmalhandschuhe tragen und die Milch in ein steriles Probenröhrchen melken.


  • Sofortige Behandlung: Nach der Probenahme erhält jede Kuh unabhängig vom Schweregrad der Euterentzündung einen Entzündungshemmer.


  • Schweregrad bestimmen: An der Kuh wird auch der Schweregrad der Mastitis bestimmt. Die Kühe, die eine schwergradige Mastitis mit gestörtem Allgemeinbefinden haben, erhalten parallel zum Entzündungshemmer sofort ein systemisch verabreichtes Antibiotikum (intravenös oder intramuskulär) und Flüssigkeitstherapie. Bei leichter und mittelgradiger Mastitis wartet der Landwirt vor der weiteren Behandlung zuerst das Ergebnis des Schnelltests ab.


  • Test ansetzen: Der Test besteht aus zwei Röhrchen, die mit einem rosafarbenen Flüssigmedium gefüllt sind. Mit einer Einmalpipette gibt der Probenehmer Milch aus dem Probenröhrchen in jedes der Teströhrchen.


  • Therapiewürdigkeit: Außerdem muss der Landwirt bei allen Fällen prüfen, ob die Kuh überhaupt noch therapiewürdig ist. Kühe mit drei oder mehr Mastitisfällen in der aktuellen Laktation oder mit mindestens 700000 Zellen/ml in drei aufeinanderfolgenden MLP gelten als unheilbar. Unabhängig vom Schweregrad werden diese Kühe nicht mit einer lokalen Antibiose behandelt, sondern nur bis zu drei Tage mit einem Entzündungshemmer.


  • Behandlung nach Schnelltest: Nach einer Inkubationszeit von 12 bis 14 Stunden bei 37°C kann der Landwirt den Test ablesen und über die weitere Behandlung entscheiden.
  • Wenn sich die Farbe der Testmedien nicht verändert, ist kein Erregerwachstum nachweisbar. Hat sich das erste Röhrchen hell gefärbt, handelt es sich um Gram-negative Keime. Das können E. coli, Klebsiella spp. oder andere coliforme Keime sein. In beiden Fällen sollten die Kühe lediglich bis zu drei Tage einen Entzündungshemmer erhalten. Denn in diesen Fällen ist die Therapie mit einem Antibiotikum nicht erfolgreicher.
  • Wenn beide Röhrchen hell gefärbt sind, ist die Kuh aufgrund eines Gram-positiven Erregers erkrankt. Zu den Gram-positiven Erregern zählen zum Beispiel S. aureus, KNS, S. agalactiae, S. dysgalactiae, S. uberis sowie Enterokokken. Diese Kühe werden lokal mit Eutertuben und bis zu drei Tage mit einem Entzündungshemmer behandelt.


Entscheidung erleichtert:

Der Mastitis-Schnelltest liefert eine wichtige Entscheidungshilfe für die Therapie einer Euterentzündung. Er ersetzt jedoch kein Antibiogramm, das in einem Labor durchgeführt wird. Das ist weiterhin nötig, um den Erreger genauer zu bestimmen und das richtige Antibiotikum auszuwählen, gegen das keine Resistenzen im Bestand vorliegen. Wie viele Antibiotika der Tierhalter durch den Einsatz des Schnelltests einspart, ist davon abhängig, welche Erreger sich in der Herde befinden. „Je mehr coliforme Keime oder Fälle ohne nachweisbares Erregerwachstum, umso öfter kann er auf die Behandlung mit Eutertuben verzichten“, sagt Prof. Krömker. Die meisten Betriebe sparen so etwa 50% der antibiotischen Eutertuben.


Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Denn gerade im Hinblick auf die gesellschaftliche Diskussion um den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft sollten diese verantwortungsvoll eingesetzt werden.


Katharina Lütke Holz


Katharina Lütke Holz


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