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Was Mutterkuhhalter wissen wollen

Lesezeit: 5 Minuten

Regionale Vermarktungsinitiativen und Produktionstechnik standen im Mittelpunkt des Süddeutschen Mutterkuhtages von top agrar-Südplus und dem Fleischrinderverband Bayern in Triesdorf. Wir fassen die wichtigsten Fragen und Antworten zusammen.


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Um die Vollkosten in der Mutterkuhhaltung zu decken, bräuchte man einen Markterlös von 5 €/kg Schlachtgewicht (SG) und mehr. Diesen Preis hat jetzt u.a. die Bioland-Vermarktungsorganisation Rebio in Baden-Württemberg für gute Qualitäten mit Abnehmern vereinbart. Erreichen auch andere Vermarktungsinitiativen diesen Preis?


Butz: Im Vergleich zu konventionellen Vermarktungswegen lassen sich über alle von mir untersuchten Vermarktungsprogramme höhere Erlöse erzielen. Den Preis von 5 €/kg SG überspringt von den vier vorgestellen Regionalvermarktunsinitiativen jedoch nur das Programm „Murnau Werdenfelser-Bestes vom Rind“ (MuWe). Auf die amtliche Notierung zahlt die MuWe Fleischhandel GmbH 1 €/kg SG Rassenzuschlag, 1 €/kg SG GQ-Zuschlag und 1 €/kg SG Biozuschlag. Vermarktet werden hauptsächlich Färsen und Ochsen, wobei das Schlachtgewicht zwischen 350 und 380 kg liegen sollte und die Tiere 2,5 bis 3 Jahre alt sind. Weidehaltung ist vorgeschrieben. Zwei Monate vor der Schlachtung erfolgt eine grünlandbasierte Endmast im Stall mit 100% Heu und etwas Getreide.


Bei den Feneberg-Programmen und Chiemgauer Naturfleisch liegt der Preis in Abhängigkeit von Handelsklasse und Fettklasse bei circa 4,60 €/kg SG.


Wie beurteilen Sie die Zukunftsfähigkeit der Programme?


Butz: Fleisch aus der Mutterkuhhaltung ist gefragt. Bei allen vorgestellten Regionalvermarktungsinitiativen steigt die Nachfrage und die Potenziale sind noch nicht ausgeschöpft. Die Perspektiven sehe ich für alle Programme positiv.


Das Murnau-Werdenfelser-Programm hat durch die Festlegung auf die Rasse und durch die strengen Haltungs- und Fütterungsauflagen ein sehr klares Profil. Zudem befindet sich mit dem Großraum München eine sehr kaufkräftige Region in unmittelbarer Nähe, sodass für das Premiumfleisch hohe Erlöse erzielbar sind.


Die Feneberg-Programme haben mit jährlich 800 Biorindern für das Von Hier-Label und mit 1000 Biorindern für Feneberg-Bio einen vergleichsweise großen Umfang. Feneberg zerlegt und verarbeitet alle Rinder selbst und vermarktet die Endprodukte zum großen Teil in seinen eigenen Supermarktfilialen.


Bei Weidewelt Frankenwald spielen sich alle Stufen der Wertschöpfungskette innerhalb einer eng definierten Region ab. Dadurch basiert dieses System auf gegenseitigem Vertrauen und Transparenz. Weil die Verbraucher überwiegend aus der Region kommen, sehen sie die Rinder selbst auf der Weide. Dadurch wirkt sich die Regionalität sehr absatzfördernd aus.


Feneberg fordert für das Von Hier- und das Feneberg-Bio-Label Schlachtgewichte von 300 bis 400 kg für Ochsen und Färsen. Erreicht man mit Rotvieh diese Schlachtgewichte?


Sauer: Mit kleinen Rassen wie dem Roten Höhenvieh, Galloways oder Highlands ist das kaum machbar. Sie eignen sich für die Pflege von feuchten und hängigen Flächen, aber man braucht andere Vermarktungswege.


Mutterkuhhalter mit Direktvermarktung sind auf kleine Schlachthäuser angewiesen. Davon haben wir aber zu wenig. Müssen wir den Druck auf die Politik verstärken?


Sauer: Bei den Politikern rennen wir offene Türen ein. Es ist kein Problem, Schlachthäuser zu errichten. Es gibt in Bayern sogar ein Förderprogramm, aber das wird kaum abgerufen. Allerdings fehlt es an Metzgern, die unsere Weidetiere so aufbereiten, dass die Gastronomie sie dann bedarfsgerecht weiterarbeiten kann.


Wie kalkulieren Sie als Gastwirt, der sein Rindfleisch direkt von einer Mutterkuhhalterin bezieht?


Schieder: Man rechnet in der Gastronomie normalerweise so, dass man das Vier- bis Fünffache des Rohwareneinsatzes erlöst. Da die östliche Oberpfalz keine Hochpreisregion ist, müssen wir unsere Rindfleischgerichte günstiger anbieten als z.B. im Großraum Nürnberg. Da fehlen uns zwischen 3 und 7 € pro Gericht. Weil zu unserem Restaurant ein Hotel gehört, machen wir eine Mischkalkulation. Eine gute Küche mit regionalen Produkten bringt uns viele zusätzliche Übernachtungsgäste.


Wodurch zeichnet sich Rindfleisch mit sehr hoher Qualität aus?


Schieder: Es ist gut marmoriert, feinfasrig und ausreichend lang gereift. Entscheidend für die Fleischqualität ist der Stress „auf den letzten Metern“. Vor allem das Aufladen sollte sanft und mit möglichst wenig Stress für das Tier verbunden sein.


Kann ich eine Fleckviehherde von Milch- auf Mutterkuhhaltung umstellen?


Burkhardt: Das ist problemlos möglich. Wichtig ist, dass man vor der Umstellung alle Tiere mit Euterkrankheiten selektiert. Wenn man die Tiere konsequent mit Fleischbullen kreuzt, wird man sie nach einigen Jahren nicht wiedererkennen. Wenn einzelne Kühe sehr viel Milch geben, kann man Kälber von Milch-viehbetrieben dazukaufen und den hochleistenden Mutterkühen ein zweites Kalb unterschieben. Die Schlachtkörper sind sehr gefragt. Unsere Schlachttiere erreichen fast ausschließlich die Handelsklassen U oder E.


Wie lange nutzen Sie Ihre Mutterkühe?


Burkhardt: Wir verkaufen unsere Kühe meist mit acht bis zehn Kälbern, weil sie sich dann noch sehr gut ausmästen lassen. Wir geben den Altkühen zur Ausmast 3 kg Schrot pro Tier und Tag. So legen sie noch gehörig an Gewicht zu und erreichen vorwiegend Handelsklasse U.


Welche Voraussetzung braucht man, damit man Tiere in der mobilen Schlachtung schlachten lassen darf?


Mayer: Man braucht eine zertifizierte Schlachtstätte, auf die die mobile Schlachtung zugelassen ist, und eine Person mit Sachkundenachweis. Vor der Schlachtung muss der Veterinär die Lebendschau durchführen.


Welche Preise zahlen Sie für Tiere, die Sie mobil schlachten lassen?


Mayer: Wir zahlen 7 €/kg SG für Hinterwälder und 6 €/kg SG für andere Rassen. Zusätzlich gibt es 50 € für behornte Tiere.


klaus.dorsch@topagrar.com

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