Was steckt hinter dem Projekt „Systemanalyse Milch“?
Isselstein: Die Initiative kam aus der Praxis. Das Projekt haben Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen und Uni Göttingen entwickelt. Ziel ist es, die politische und gesellschaftliche Diskussion um Stallhaltung und Weidegang auf eine wissenschaftliche Basis zu bringen. Dazu gibt es zahlreiche Studien, unter anderem zu Tierwohl, Tiergesundheit, Futterbau oder Ökonomie. Fünf Jahre lang haben wir 60 Praxisbetriebe mit Vollweide, Teilweide oder ganzjähriger Stallhaltung begleitet. Das Besondere dabei war die enge und lösungsorientierte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis.
Und was ist besser: Stall oder Weide?
Isselstein: Das ist nicht so einfach zu beantworten, weil es viele Aspekte gibt. Für Tierwohl und -gesundheit hat die Weide grundsätzlich Vorteile. Um diese zu nutzen, müssen aber Management und Haltung stimmen. Das gleiche gilt für den Stall, daher ist es in gut geführten Stallbetrieben um das Tierwohl nicht unbedingt schlechter bestellt. Bei der Nährstoffeffizienz ist die Grünlandnutzung oft im Vorteil gegenüber dem Feldfutterbau. Die Nitratverluste sind geringer. Bei mangelndem Weidemanagement kann es aber zu punktuell höheren Stickstoffverlusten durch Nitratauswaschung kommen.
Was können Landwirte daraus lernen?
Isselstein: Die Wahl des Haltungssystems ist zuerst eine unternehmerische Entscheidung. Sie ist abhängig von den verfügbaren Ressourcen, den Vermarktungsmöglichkeiten und den Präferenzen sowie Kompetenzen des Betriebsleiters. Aber jedes System hat Vorteile und diese sollten Landwirte optimal nutzen. Ein Beispiel dafür sind die Vollkosten: Die Ergebnisse streuen innerhalb der Gruppen mit Stall oder Weide stärker als zwischen den Gruppen. Unabhängig vom System ist es also wichtig, Prozesse zu optimieren, Ressourcen gut zu nutzen und so die Direktkosten zu senken.
Sind Weidemilch-Label sinnvoll, die Vorteile für Tier und Umwelt versprechen?
Isselstein: Weidehaltung kann nachhaltig und rentabel sein, wenn sie richtig gemacht wird. Das Fachwissen dafür ist aber bei uns teilweise verloren gegangen. Label schaffen einen Anreiz, um sich wieder mehr mit Grünlandmanagement zu beschäftigen. Und was man nicht vergessen darf: Konsumenten haben in unseren Befragungen deutlich gemacht, dass sie Kühe auf der Weide sehen wollen. Selbst positive Aspekte von kühlen Ställen im Sommer und modernen Liegeboxen lassen sie nicht gelten. Das sollten Landwirte nicht ignorieren und das gute Image der Milch nicht gefährden. Gleichzeitig muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, damit Weidehaltung zukünftig möglich bleibt, trotz TA-Luft oder Düngeverordnung..
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Was steckt hinter dem Projekt „Systemanalyse Milch“?
Isselstein: Die Initiative kam aus der Praxis. Das Projekt haben Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen und Uni Göttingen entwickelt. Ziel ist es, die politische und gesellschaftliche Diskussion um Stallhaltung und Weidegang auf eine wissenschaftliche Basis zu bringen. Dazu gibt es zahlreiche Studien, unter anderem zu Tierwohl, Tiergesundheit, Futterbau oder Ökonomie. Fünf Jahre lang haben wir 60 Praxisbetriebe mit Vollweide, Teilweide oder ganzjähriger Stallhaltung begleitet. Das Besondere dabei war die enge und lösungsorientierte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis.
Und was ist besser: Stall oder Weide?
Isselstein: Das ist nicht so einfach zu beantworten, weil es viele Aspekte gibt. Für Tierwohl und -gesundheit hat die Weide grundsätzlich Vorteile. Um diese zu nutzen, müssen aber Management und Haltung stimmen. Das gleiche gilt für den Stall, daher ist es in gut geführten Stallbetrieben um das Tierwohl nicht unbedingt schlechter bestellt. Bei der Nährstoffeffizienz ist die Grünlandnutzung oft im Vorteil gegenüber dem Feldfutterbau. Die Nitratverluste sind geringer. Bei mangelndem Weidemanagement kann es aber zu punktuell höheren Stickstoffverlusten durch Nitratauswaschung kommen.
Was können Landwirte daraus lernen?
Isselstein: Die Wahl des Haltungssystems ist zuerst eine unternehmerische Entscheidung. Sie ist abhängig von den verfügbaren Ressourcen, den Vermarktungsmöglichkeiten und den Präferenzen sowie Kompetenzen des Betriebsleiters. Aber jedes System hat Vorteile und diese sollten Landwirte optimal nutzen. Ein Beispiel dafür sind die Vollkosten: Die Ergebnisse streuen innerhalb der Gruppen mit Stall oder Weide stärker als zwischen den Gruppen. Unabhängig vom System ist es also wichtig, Prozesse zu optimieren, Ressourcen gut zu nutzen und so die Direktkosten zu senken.
Sind Weidemilch-Label sinnvoll, die Vorteile für Tier und Umwelt versprechen?
Isselstein: Weidehaltung kann nachhaltig und rentabel sein, wenn sie richtig gemacht wird. Das Fachwissen dafür ist aber bei uns teilweise verloren gegangen. Label schaffen einen Anreiz, um sich wieder mehr mit Grünlandmanagement zu beschäftigen. Und was man nicht vergessen darf: Konsumenten haben in unseren Befragungen deutlich gemacht, dass sie Kühe auf der Weide sehen wollen. Selbst positive Aspekte von kühlen Ställen im Sommer und modernen Liegeboxen lassen sie nicht gelten. Das sollten Landwirte nicht ignorieren und das gute Image der Milch nicht gefährden. Gleichzeitig muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, damit Weidehaltung zukünftig möglich bleibt, trotz TA-Luft oder Düngeverordnung..