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Weniger Antibiotika? Mehr Hygiene!

Lesezeit: 4 Minuten

Niederländische Milchviehhalter dürfen ihre Kühe seit 2014 nur noch selektiv trockenstellen. Besonders bei hoher Milchleistung ist das eine Herausforderung. Dr. Christian Scherpenzeel vom Rindergesundheitsdienst erklärt, warum die Zahl der subklinischen Mastitisfälle trotzdem zurückging.


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Der Einsatz von Antibiotika sank in den Niederlanden in den letzten Jahren deutlich. Was steckt dahinter?


Scherpenzeel: Alle Nutztierhalter sind seit 2014 gesetzlich dazu verpflichtet, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. Im Milchkuhbereich setzten wir zu dem Zeitpunkt 66% der Antibiotika im Bereich der Eutergesundheit ein und davon zwei Drittel zum Trockenstellen. Die gesetzliche Vorgabe zwang uns also eine Grenze einzuziehen, welche Kühe noch antibiotisch trockengestellt werden dürfen. Seitdem erhalten alle Färsen mit weniger als 50000 und alle Kühe mit weniger als 150000 Zellen/ml in der letzten Milchkontrolle nur noch einen Zitzenversiegler.


Wie haben die Landwirte und Tierärzte darauf reagiert?


Scherpenzeel: Viele wollten zuerst nicht mitmachen. Doch der Schlüssel war meist die Zusammenarbeit mit den Tierärzten. Auch diese mussten überzeugt sein, damit der Betrieb Erfolg hat. Dieser Prozess zeigt sich auch in den Zahlen: Im Vergleich zu 2009 sank der Antibiotikaeinsatz in der Milcherzeugung um 64%. Zugleich ging auch die Zahl der subklinischen Mastitisfälle auf den Betrieben deutlich zurück. Im Schnitt der niederländischen Betriebe liegt die Zellzahl jetzt bei 176000 Zellen/ml.


Worauf führen Sie dieses Ergebnis hauptsächlich zurück?


Scherpenzeel: Die Landwirte haben ihre Einstellung verändert. Antibiotika können eine schlechte Hygiene kompensieren. Beim Trockenstellen ohne Antibiotika können wir uns eine mangelnde Hygiene hingegen nicht leisten: Wenn ich Zitzenversiegler einbringe, während die Zitzenspitze nicht perfekt sauber ist, kommt es nicht selten vor, dass die Kuh nach drei Tagen sehr krank wird. Denn ich drücke E. coli, Klebsiellen und andere Umwelterreger in das Euter und verschließe danach die Zitze mit einem Versiegler. Eine Möglichkeit, um die Zitze richtig zu reinigen, ist z.B. das beiliegende Tuch nicht auszufalten, sondern damit wie mit einem Schwamm nur die Zitzenspitze zu reinigen. Eine andere Möglichkeit ist, die Zitze mit einem Baumwolltuch und Alkohol zu reinigen bzw. Spiritus zu reinigen und desinfizieren. Zum Trockenstellen gehört auch das Tragen von Handschuhen und das Dippen der Zitzen. Insgesamt sollte der Vorgang systematisch und organisiert sein, also nicht während des Melkens, im Stress und mit den gleichen Handschuhen stattfinden. Ebenso wichtig ist die Hygiene in dem Stall, in dem die Kühe in der Trockenstehzeit untergebracht sind, besonders in den Liegeboxen. Denn Untersuchungen haben gezeigt, dass die Hälfte der Mastitisfälle durch Umwelterreger in den ersten 100 Laktationstagen auf mangelnde Hygiene im Trockenstand zurückzuführen sind.


Welche Rolle spielt die Milchleistung. Kann ich Kühe mit 30 kg Milch pro Tag nur mit Zitzenversiegler trockenstellen?


Scherpenzeel: Nein, das ist neben der Hygiene die größte Herausforderung. Wenn nicht antibiotisch trockengestellte Kühe noch Milch laufen lassen, ist das Risiko einer Euterentzündung in der Trockenstehphase viermal höher. Kühe, die nur Zitzenversiegler erhalten, sollten deshalb zum Trockenstellen weniger als 15 kg Milch pro Tag geben, optimaler sind weniger als 12,5 kg. Man sagt, dass das Mastitisrisiko je 5 kg Milch, welche die Kuh über der Grenze von 12,5 kg pro Tag gibt, um 77% ansteigt.


Mit welcher Methode senken niederländische Landwirte die Milchleistung zum Trockenstellen?


Scherpenzeel: Am besten ist es, sechs bis sieben Tage vor dem Trockenstellen das Konzentratfutter, also Energie und Protein, zu reduzieren. Dafür muss ich die Kühe aber gezielt zum Beispiel über einen Transponder oder in einer separaten Gruppe füttern können.


Eine weitere Maßnahme ist, die Melkungen von zweimal auf einmal täglich zu reduzieren. Für Roboterbetriebe, die ihre Kühe im Schnitt dreimal am Tag melken, kommt das jedoch nicht infrage.


Es gibt also kein einheitliches Vorgehen, um die Milchmenge zu senken. Häufig kombinieren Landwirte auch verschiedene Maßnahmen. In jedem Fall sollten sie zu den jeweiligen Betriebsabläufen passen.

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