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Wenn Fahrsilos nicht ganz dicht sind

Lesezeit: 4 Minuten

Die Behörden nehmen zunehmend Fahrsilos ins Visier. Sie wollen den Eintrag von verschmutztem Oberflächenwasser verhindern. Worauf sollten Landwirte achten?


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Die Zahlen lassen aufhorchen: Im Jahr 2015 traten 9,6 Mio. Liter Jauche, Gülle und Silagesickersaft (JGS) in die Natur aus. Das ist ein Anstieg um rund 2,8 Mio. Liter oder 41% gegenüber dem Vorjahr. JGS zählen zu den wassergefährdenden Stoffen.


Bei einem geplatzten Gülletank lässt sich ein großer Teil der ausgelaufenen Gülle auffangen. Die Verunreinigung mit Silagesickersäften und belastetem Oberflächenwasser geschieht dagegen unmerklich, aber stetig. 2015 dürften es etwa 5,7 Mio. Liter gewesen sein.


Das hat einige Überwachungsbehörden auf den Plan gerufen. Sie untersagen das Einleiten von Fahrsilo-Oberflächenwasser in die Natur. Saftige Bußgelder drohen. Doch wo sind die Schwachstellen? Und worauf sollten Landwirte jetzt achten?


Mängel an Fahrsilos:

Klassische Fahrsilo-Konzepte haben mehrere mögliche Austrittsquellen für Sickersäfte. So dehnen sich die Betonteile unter Druck- und Temperaturänderungen aus – oder sie ziehen sich zusammen. Dadurch verschieben sich die vertikalen Fugen und werden undicht. Sickersaft kann austreten und in das Grundwasser gelangen.


Außerdem wird der Beton angegriffen – auch durch das Kratzen mit Laderschaufeln. Zudem wird er mit der Zeit porös. Und die horizontalen Fugen zwischen der Asphaltdecke und der Betonwand werden undicht.


Sanieren mit Gussasphalt:

Mehrere Firmen bieten dafür Sanierungsverfahren an. Relativ erfolgreich in der Praxis ist dabei die Abdichtung mit Gussasphalt. Dieser wird auf die gesäuberten Betonoberflächen aufgebracht. Bei großflächigen Fahrsilos ist das Verfahren allerdings sehr teuer. Das schreckt viele Landwirte ab.


Bei einem neuen Verfahren kocht das Bitumen bei der Heißverlegung bei 230° C nicht durch. Es wird stattdessen als sogenannte Dehnungshaftbrücke verwendet. Das Spezialbitumen ist dazu mit Polymeren modifiziert. Dabei entsteht ein ebener, 4 cm dicker Verbundbelag. Dieser soll für Dichtheit sorgen, ist aber ebenfalls sehr teuer.


Zwei Abwasser-Systeme:

Probleme gibt es auch beim Wassermanagement auf der Siloplatte. In der Praxis hat sich deshalb die Fahrsilo-Entwässerung über zwei getrennte Leitungssysteme etabliert. Es unterscheidet zwischen unverschmutztem und verschmutztem Niederschlagswasser. Mit einem Kunststoff-Stopfen lässt sich zwischen den beiden Systemen umschalten. Der Einlauf des Kanals, über den entwässert werden soll, ist offen, der andere mit dem Stopfen verschlossen. Im stressigen Alltag funktioniert das aber nur bedingt. Landwirte vergessen schon einmal umzuschalten. Dann gelangt verschmutztes Niederschlagswasser in den Kanal für unverschmutztes Wasser.


Wie eine Kläranlage:

Eine Lösung dafür ist eine Abwasserbehandlung, die denen von Kläranlagen entsprechen: Beispielsweise handelt es sich bei dem „EnviClear“-Verfahren von der Firma A3 Water Solutions um ein kombiniertes Verfahren aus biologischem Abbau und Membranfiltration.


Kern der Anlage ist ein Belebungsreaktor mit einem Volumen von 20 m3 und einem Membranfiltermodul. Ein Betonbehälter ist in den Boden eingelassen. Belüfter leiten ständig Luft in das Wasser. Dadurch wird im belebten Schlamm Sauerstoff gelöst, den die Mikroorganismen zum Abbau der organischen Substanz nutzen. Das Wasser wird mit einer Pumpe durch die Membranfilter gesaugt und anschließend in ein Gewässer geleitet. Der Schmutz bleibt im Schlamm zurück und kann beispielsweise in der Biogasanlage verwertet werden. Mit bis zu 60000 € für eine 4500 m3-Anlage ist das aber sehr teuer und somit wenig verbreitet.


Neues Fahrsilo-Konzept:

Einen ersten Ansatz zu einem ganz neuen Fahrsilobau bietet die Firma Schmack Biogas. Sie hat dafür einen Innovationspreis erhalten.


Auf einer durchgehend asphaltierten Fläche werden die Silowände aufgestellt, die aus einer Vielzahl von Bauelementen aus HDPE-Kunststoff bestehen. Sie werden vor Ort mit Beton verfüllt. Obwohl die Wandbegrenzungen nur ca. einen Meter hoch sind, kann bis zu neun Metern hoch einsiliert werden.


Durch Entwässerungsöffnungen der Silosteine gelangen Sickersaft und Schmutzwasser getrennt vom Regenwasser in einen Schmutzwassersammler. Von dort gelangen sie in den Biogasfermenter oder in das Güllelager. Das Regenwasser fließt vom Silohaufen über eine eingehängte Regenrinne in den öffentlichen Regenwasserkanal oder kann auf dem Gelände versickern. Da es keine Nahtstellen zwischen Silowand und Bodenplatte gibt, sind Gewässerverschmutzungen durch Undichtigkeiten ausgeschlossen.


Ein Fahrsilo für 6000 t Mais kostet in der konventionellen Betonausführung etwa 167000 €. Die Bausteine für das Flex-Silo kosten 51000 €, das Regenwasser-Trennsystem mit Rinnen sowie die Spanngurte je 9000 €. Je nachdem, wie groß die Grundfläche ausfällt, können die Gesamtkosten des neuen Silo-Konzepts sogar niedriger ausfallen.


Thomas Gaul

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