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Wenn Kälber spielen, stimmt der Tränkeplan

Lesezeit: 5 Minuten

Kälber zeigen ihr Wohlbefinden unter anderem indem sie spielen und miteinander herumtollen. Welches maximale Tränkeanrecht ist dafür zu empfehlen und wie funktioniert das Absetzen?


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Prof. Dr. Anke Schuldt, Dr. Regina Dinse, Hochschule Neubrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern


Junge Kälber sind vor der achten Lebenswoche nicht in der Lage, ausreichend Festfutter aufzunehmen und müssen ihren Bedarf zur Entwicklung zwangsläufig über die Tränke decken. Wird ihnen zu wenig Milch zur Verfügung gestellt, führt das zu Mangelernährung und Stress. Wissenschaftlerinnen der Hochschule Neubrandenburg haben daher einen Tränke- und Beifutterplan mit Fokus auf hohe Tränkemilchmengen erarbeitet (siehe top agrar 10/2019, Seite R22/23, „Mehr Tierwohl durch mehr Milch“). Neue Untersuchungen in einem Milchviehbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern zeigen nun:


  • was Kälber maximal bis zum 49. Lebenstag (LT) aufnehmen und6


  • wie Landwirte optimal abtränken können.7


Selten mehr als 16 Liter


Dazu haben die Wissenschaftlerinnen Daten von Tränkeautomaten ausgewertet. Die Holstein-Kälber erhielten über drei Durchgänge ein Tränkeanrecht von täglich 16 l Milchaustauschertränke (MAT) bis zum 49. LT. Das hohe Anrecht sollte zeigen, welche maximale Tränkemenge die fittesten Kälber aufnehmen bzw. wie hoch das Anrecht sein muss, um alle Kälber ausreichend zu versorgen.


Ergebnis: Das maximale Angebot von 16,4 l MAT (0,4 l aus dem Tagesüberhang) nahmen die Kälber nur an 0,5% der Tränketage ab. Kein Kalb trank im Schnitt von der dritten bis zur siebten Lebenswoche mehr als 13,9 l MAT pro Tag.


Die Untersuchungen bestätigen damit, dass Kälber der Rasse Deutsche Holsteins mit einem Tränkeanrecht von 12 bis 14 l bis zum 49. LT bedarfsgerecht versorgt sind.


Nach solch einer optimalen Tränkephase sollte auch das Abtränken mit Plan geschehen. Ziel ist in vielen Betrieben ein Absetzalter von zehn bis 14 Lebenswochen. Sollen die Kälber zum Ende der zehnten Lebenswoche (70. LT) abgesetzt sein, bedeutet dies, dass bei einem maximalen Tränkeanrecht von 12 l bis zum 49. LT die Menge um 0,55 l MAT pro Tag reduziert werden muss (12 l/21 Tage).


Richtig abtränken


Ökonomische Belange sind bei der Wahl der Absetzintensität wichtig, denn jeder Tränketag kostet Geld. Landwirte sollten dennoch besonders auf das Wohlbefinden der Kälber und damit späteren Milchkühe achten. Anzeichen dafür, ob Kälber Stress erleiden, sind Verhaltensparameter, die an der Hochschule Neubrandenburg ausgewertet und in die Erarbeitung des Tränkeplans einbezogen wurden (siehe „Normales Verhalten“, Seite R16).


Um die optimale Dauer des Abtränkens zu ermitteln, verglichen die Wissenschaftlerinnen das Tierverhalten bei einer sehr hohen und sehr niedrigen Absetzintensität: Sie setzten Kälber mit einem Anrecht von 12 l ab dem 50. LT bis zum 70. oder bis zum 105. LT ab. Beim Absetzen über einen Zeitraum von 20 Tagen reduzierte sich dabei das Anrecht der Kälber um 0,55 l pro Tag, bei einem Zeitraum von 55 Tagen um täglich 0,2 l. So unterschied sich dabei das Verhalten der Jungtiere:


Ruhezeit: Kälber, die intensiv über 20 Tage abgetränkt wurden, ruhten in 24 Stunden durchschnittlich 18- bis 22-mal für jeweils 45 bis 55 Minuten. Kälber der moderateren Variante ruhten im Tagesmittel 14- bis 17-mal über jeweils 50 bis 70 Minuten.


Beifutteraufnahme: Während des Abtränkens steigt die Beifutteraufnahme. Nach dem Absetzen müssen die Kälber in der Lage sein, den Energie- und Nährstoffbedarf vollständig über TMR und Heu abzudecken. Das wird in beiden Abtränkvarianten erreicht. Die Kälber mit der moderaten Abtränkvariante steigerten Anzahl und Dauer ihrer Fressperioden allerdings langsamer, womit der Übergang zur neuen Nahrung schonender ist.


Blindbesuche: Geht ein Kalb häufig erfolglos zur Tränkestation, erzeugt das Stress. Beim intensiven Abtränken suchten die Kälber 13,3- bis 16,8-mal am Tag vergeblich die Tränkestation auf. Das entspricht Mittelwerten von über elf Fehlversuchen (siehe Übersicht 1). Bei der moderaten Variante liegen die meisten Tageszeiten-Mittelwerte unter acht je Tier und Tag (siehe Übersicht 2). Dieser Vergleich zeigt, dass die Kälber beim Abtränken bis zum 105. LT ruhiger sind und weniger Stress erleiden.


Sonstige Aktivitäten: Bewegung, Spielen und soziale Kontakte unter den Kälbern sind bei der intensiven Abtränkvariante stark rückläufig und liegen in der zehnten Lebenswoche bei 52% der aktiven Zeit (siehe Übersicht 3). Beim moderaten Abtränken bleibt dieser Anteil bei 60% und darüber (siehe Übersicht 4). Dieser Unterschied hängt mit den häufigeren erfolglosen Besuchen an der Tränkestation und den kürzeren Ruhezeiten bei der intensiven Variante zusammen und ist ein weiterer Hinweis auf Stress.


Viel Milch, langsam Abtränken


Wie die Untersuchungen zeigen, beinhaltet ein optimaler Tränkeplan ein tägliches Tränkeanrecht von 12 l, besser 14 l MAT je Tier bis zum 49. LT. Anschließend empfehlen die Expertinnen ein moderates Abtränken mit der Reduktion des Anrechts um 0,3 l MAT pro Tag. Das heißt, ab dem 90. bis 95. LT bzw. in der 13. bis 14. Lebenswoche erhalten die Kälber keine Milch mehr. Damit können Rinderhalter sowohl wirtschaftliche Belange als auch das Tierwohl berücksichtigen.


julia.hufelschulte@topagrar.com

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