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Wie viel Energie fehlt?

Lesezeit: 4 Minuten

Eine negative Energiebilanz nach dem Kalben ist bei hohen Milchleistungen vorprogrammiert. Doch welchen Einfluss haben Futteraufnahme und Leistung in den ersten 100 Tagen genau?


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Ketose, Azidose, Metritis: Das Risiko für Stoffwechsel- und Fruchtbarkeitsstörungen zu Laktationsbeginn ist groß. So gehen beispielsweise knapp 25 % der gemerzten Jungkühe schon in den ersten Wochen nach dem Kalben.


Grund dafür ist häufig eine negative Energiebilanz: Die Kühe verbrauchen mehr Energie für die Milchproduktion als sie gleichzeitig mit dem Futter aufnehmen. Zu Laktationsbeginn schmelzen sie Körperfett ein. Geht das über ein normales Maß hinaus, belastet es Stoffwechsel und Immunsystem.


Aber wann, wie lange und wie stark sind die Kühe im Minus?


Futteraufnahme steigt langsam:

Wir haben die Futteraufnahme und den Energiebedarf von 72 Holstein-Kühen analysiert (siehe Kasten).


In unserem Versuch stellten wir die geringste Futteraufnahme kurz vor der Kalbung fest: Kühe in der ersten Laktation nahmen in dieser Zeit etwa 9,3 kg Trockenmasse (TM) pro Tag auf, Altkühe dagegen rund 12,5 kg TM. Nach dem Kalben erhöhte sich die Futteraufnahme langsam, sodass die Kühe in der zweiten Laktationswoche im Schnitt etwa 14 kg TM pro Tag fraßen. Die höchste TM-Aufnahme erreichten die Kühe erst in der 14. Woche mit rund 23 kg TM pro Tag (Übersicht 1).


Im Mittel aller Kühe betrug die Milchleistung in der zweiten Laktationswoche 35 kg. Den Leistungspeak erreichten die Kühe mit durchschnittlich 41,5 kg in der achten Woche und damit deutlich früher als die maximale Futteraufnahme. In dieser Woche erzielten Kühe der dritten Laktation mit 42,9 kg die höchste Leistung, während Erstkalbinnen im Mittel 30,3 kg Milch gaben.


Im Schnitt fraßen die Kühe 20,3 kg Trockenmasse je Tag, was einer Energieaufnahme von etwa 140 MJ NEL entspricht (6,9 MJ NEL pro kg TM). Der Tagesbedarf für die Erhaltung lag bei 37 MJ NEL und für die Milchbildung bei 119 MJ NEL, sodass die Versuchskühe im Mittel 156 MJ NEL benötigten. Das zeigt: Im Mittel fehlten den Kühen jeden Tag 16 MJ NEL. Erst ab der zwölften Laktationswoche war die Energiebilanz ausgeglichen und danach positiv.


Altkühe besonders im Minus:

Erstkalbinnen und Altkühe waren nahezu gleich lange im Energiedefizit. Allerdings war die negative Energiebilanz bei älteren Kühen um bis zu 19 MJ NEL pro Tag stärker ausgeprägt als bei Erstkalbinnen (Übersicht 2). Grund dafür: Kühe mit zwei oder mehr Laktationen gaben im Schnitt 10,8 kg mehr Milch pro Tag als Erstlaktierende.


Gleichzeitig nahmen die Altkühe im Durchschnitt über den Auswertungszeitraum rund 4,0 kg mehr TM pro Tag auf. Damit konnten sie aber offensichtlich den höheren Energiebedarf für die Milchbildung nicht ausgleichen.


In der Praxis liegen keine genauen Angaben zur Futteraufnahme von Einzeltieren vor. Deshalb haben wir die Milchleistung und Futteraufnahme der Erstlaktierenden und der älteren Kühe gegenübergestellt. Mit diesen Werten lassen sich die Energieaufnahme und der Energiebedarf kalkulieren. Die Tabelle finden Sie online (siehe Heft +).


Körperreserven eingeschmolzen.

Die Entwicklung der Körpergewichte und der Rückenfettdicken spiegeln die negative Energiebilanz wider.


Erwartungsgemäß wogen Jungkühe nach der Kalbung mit 594 kg weniger als Altkühe (680 kg). Tiere mit einer höheren Milchleistung verloren tendenziell mehr Gewicht als Tiere mit einer geringeren Milchleistung.


In der zweiten Laktationswoche wogen die Kühe im Mittel rund 670 kg und nahmen bis zur 14. Woche etwa 48 kg oder 7,2% ab. Den Tiefpunkt erreichte das Gewicht mit 622 kg.


Dabei verloren Jungkühe rund 35 kg Körpermasse und damit deutlich weniger als Kühe mit zwei oder mehr Laktationen (etwa 54 kg).


Erstkalbinnen hatten direkt nach der Kalbung eine Rückenfettdicke von rund 16 mm und ältere Kühe von etwa 15 mm. 14 Wochen später betrug die Fettschicht bei Jungkühen 10 mm, bei Altkühen 8 mm. Den geringsten Wert erreichten Tiere der ersten Laktation in der 13. Woche und ältere Kühe in der 14. Woche. Auch hier zeigte sich, dass Tiere mit einer höheren Milchleistung tendenziell mehr Rückenfett einschmolzen.


Setzen wir die Rückenfettdicke in Relation zur Lebendmasse zeigt sich: Eine Abnahme von 1 mm Rückenfett entspricht einem Lebendmasse-Verlust von 7,4 kg. So lassen sich die Gewichtsverluste aus der Änderung der Rückenfettdicke schätzen.


Trockensteher in den Fokus:

Unser Versuch zeigt, dass in den ersten Laktationswochen auch eine zunehmende Futteraufnahme das Einschmelzen von Körpermasse bzw. -fett nicht verhindern kann. Die hohe Milchleistung erfordert viel Energie, die sich allein aus der Futteraufnahme nicht decken lässt.


Künftig muss deshalb die Trockensteher-Ration in den Fokus rücken, um die Grundfutter-Aufnahme in den letzten Wochen der Trächtigkeit zu steigern. So lässt sich auch die tägliche Futteraufnahme nach der Kalbung steigern. Das könnte die negative Energiebilanz und deren Auswirkungen reduzieren.-rei-

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