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Wie viel Spülmittel verbrauchen die Roboter?

Lesezeit: 8 Minuten

Viele Roboter-Betriebe klagen über einen hohen Verbrauch von Reinigungs- und Dippmitteln. Erste konkrete Praxisdaten von Thomas Bonsels und Heino Schmitz vom LLH Hessen.


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Melkroboter verbrauchen einiges an Reinigungs-, Desinfektions- und Dippmitteln. Schon allein deshalb, weil sie rund um die Uhr laufen und die Kühe häufiger gemolken werden als in konventionellen Melkständen. Das klingt erstmal einleuchtend. Konkrete Zahlen fehlen dazu bisher allerdings.


Werte aus 22 Betrieben:

Deshalb haben wir bei 22 Roboterbetrieben den Verbrauch dieser Betriebsmittel erfasst. Außerdem wurde die Konzentration der Desinfektionsmittel-Lösungen gemessen und die Funktion der Reinigungs- und Desinfektionstechnik überprüft.


Die installierten Fabrikate teilten sich in 13 Lely- und acht DeLaval-Einzelboxen sowie drei Doppelboxen von GEA-Westfalia-Surge auf. Lely war mit acht A3- und fünf A4-Anlagen, DeLaval mit Anlagen aus den Jahren 2007 bis 2010 und GEA mit Versionen des MIOne aus dem Jahr 2012 vertreten. Die Kuhzahl und die Milchleistung der Herden finden Sie in Übersicht 1. Da nur drei GEA-Betriebe in der Auswertung sind, muss der starke einzelbetriebliche Einfluss berücksichtigt werden. Im Schnitt der knapp 7-tägigen Erhebung wurden Ø 62 Kühe (40 – 81) je Anlage gemolken.


Die Dosierung der Reinigungs- und Desinfektionsmittel erfolgt in den Anlagen zeitgesteuert über Schlauchpumpen. In der Regel wird zweimal alkalisch und einmal sauer gereinigt. Die Melkzeugzwischendesinfektion wurde bei DeLaval und GEA mit verdünnter Peressigsäure durchgeführt. Lely setzt zur Desinfektion der Euterreinigungsbürsten das ebenfalls mit Wasser verdünnte Produkt Astri-L ein.


Große Spanne beim Verbrauch!

Übersicht 2 weist die Verbrauchsmengen an alkalischem und saurem Reinigungsmittel aus, die je Hauptreinigung verbraucht wurden. Interessant sind vor allem die Spannen innerhalb der Fabrikate. Besonders groß sind die Unterschiede bei den Lely-Anlagen. Es gab z.B. A3-Roboter, die pro Hauptreinigung nur 108 ml an saurem Reinigungsmittel benötigten und welche, die 433 ml verwendeten.


Aber auch bei DeLaval sind die Unterschiede gewaltig: Der gemessene Peressigsäure-Verbrauch bewegte sich zwischen 0,9 und 8,4 ml! Das ist ein Unterschied von mehr als 900 %! Am geringsten waren die Spannen bei GEA.


Für solche Schwankungen kommen neben der Leitungslänge und der Wasserhärte eine fehlerhafte Dosierung infolge unsachgemäßer Kalibration, defekte Schlauchpumpen sowie ausgehärtete Dosierschläuche als Ursache infrage.


Berechnet man die Differenz in den Mittelkosten zwischen dem niedrigsten und höchsten Verbrauch, z. B. für einen Lely A3 (60 Kühe, Ø 2,7 Melkungen, drei Hauptreinigungen/Tag), so fallen für das alkalische Mittel 301 €, für das saure 210 € (o. Mwst.) pro Jahr und Anlage an. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass sich bei Überdosierung die Haltbarkeit der Gummiteile verkürzt!


Hoher Verbrauch beim A4:

Beachtet werden muss auch die Gesamtaufwand-menge an fertiger Desinfektionslösung, die bei Lely zu jeder Bürstenreinigung appliziert wird. Bei den A3-Anlagen war diese Menge mit etwa 450 bis 500 ml fertiger Lösung noch relativ konstant.


Beim A4 wurde dagegen mit knapp 1 200 ml mehr als das Doppelte verbraucht. Erst eine Modifikation der Reinigungsdüsen durch den Hersteller, die jetzt beim Service eingebaut werden, senkt den Verbrauch auf A3-Niveau. Außerdem lässt sich im T4C-Managementprogramm mittlerweile auch die Applikationszeit einstellen. Dies kann beim Service oder vom Betriebsleiter selbst vorgenommen werden. Bei den VMS-Anlagen kann man der Software entnehmen, wie viel alkalisches bzw. saures Reinigungsmittel pro Hauptreinigung dosiert werden soll. Im Durchschnitt lag der Verbrauch pro Reinigung allerdings um knapp 15 bis 20 % über der im System hinterlegten Menge. Hier müssen eventuell – wie in konventionellen Melkständen – die Spülautomaten neu kalibriert werden.


Die Lely-Roboter dosieren das Reinigungsmittel in Abhängigkeit von der Länge der zu reinigenden Milchleitung. Nach Werksempfehlung werden bis zu 70 m Leitungslänge 30 l Wasser, darüber hinaus 45 l je Hauptreinigung benötigt. Die Dosierung beträgt jeweils 0,5 %. Dies entspricht einem Mittelaufwand pro Hauptreinigung von 150 bzw. 225 ml. Die Praxisbetriebe liegen deutlich darüber. Hier muss die Laufzeit der Dosierpumpen überprüft werden.


Bei den Betrieben mit GEA-Anlagen wird im Gegensatz zu den anderen Fabrikaten die Lösung zur Melkzeug-Zwischendesinfektion selbst angemischt. Der Anteil an Peressigsäure lag zwischen 0,8 bis 1,5 % je Liter Wasser. Allerdings war die fertige Mischung aufgrund der Flüchtigkeit der Säure zum Teil nicht mehr wirksam. Ansonsten wird das Mischungsverhältnis von Reinigungs- oder Desinfektionsmittel und Wasser über eine voreingestellte Laufzeit der Schlauchpumpe gesteuert.


Konzentration oft zu gering:

Die meisten Anlagen erreichten bei der Melkzeug- und Bürstenreinigung die angestrebte Desinfektionsmittel-Konzentration nicht (Übersicht 3). Sie sollte bei 500 bis 700 ppm liegen. Höhere Konzentrationen – wie in konventionellen Melkständen üblich – werden von einigen Praktikern in Bezug auf die Besuchsfrequenz als negativ beschrieben.


Bei den GEA-Anlagen wurde die Konzentration an der Spülaufnahme gemessen. Da die Desinfektionslösung zeitgleich mit dem Spülen der Melkbecher zudosiert wird, kommt es zu einem Verdünnungseffekt. Dies muss bei der Überprüfung berücksichtigt werden.


Da Desinfektionsmittel wie Peressigsäure nur dort wirken, wo sie hingelangen, ist neben der Konzentration auch die Position der Sprühdüsen regelmäßig zu überprüfen. Dies kann im Rahmen des Service oder durch den Betreiber selbst vorgenommen werden. Die Überprüfung der Konzentrationen mit entsprechenden Teststreifen sollte zum täglichen Controlling gehören.


Solche Teststreifen waren jedoch in keinem Betrieb vorhanden. Erhältlich sind sie bei den Herstellern, den Lieferanten der Reinigungs- und Desinfektionsmittel oder z. B. bei der Fa. Merckoquant. 100 Teststreifen kosten ca. 40 €.


Zu beachten ist, dass für die Lely-Anlagen die sog. „Peroxid-Teststreifen“ (100 bis 1 000 mg/l H2O) eingesetzt werden. Für Anlagen mit reiner Peressigsäure wie z. B. DeLaval werden die „Peressigsäure-Teststreifen „- 500 bis 2000 mg/l H2O“ eingesetzt. Anhand einer Farbskala auf der Packung kann die Konzentration abgelesen werden. Wichtig ist, die Teststreifen kühl zu lagern.


Um die Funktionalität der Reinigungs- und Desinfektionstechnik zu kontrollieren, wurden die Roboter mit Tupferproben überprüft. Die Anlagen von Lely reinigen die Zitzen mittels rotierender Bürsten, DeLaval arbeitet mit separatem Vormelkbecher. Unabhängig von der Konzentration der Desinfektionslösung wurde in 58 % (Lely) bzw. 75 % (DeLaval) eine geringe Keimbelastung gefunden (Übersicht 4).


Die Ergebnisse des Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) unterscheiden bei der Keimbelastung zwischen „keine Keimbelastung“ und „geringer – mittlerer – hoher Keimgehalt“.


Bei knapp einem Drittel der Anlagen wurde ein mäßiger bzw. hoher Keimgehalt gefunden, 8 % der Lely-Anlagen waren frei von Keimen. Das Keimspektrum umfasste v.a. Umweltkeime wie Koagulase-negative Staphylokokken, coliforme Keime und Aesculin-positive Streptokokken, aber auch infektiöse Erreger wie Staph. aureus.


Ein Drittel stark verkeimt:

Bezieht man die Ergebnisse zur Konzentration der Desinfektionslösung mit ein, wird deutlich, dass wir zwischen beiden Gruppen kaum Unterschiede finden: Etwa ein Drittel der Bürsten weist einen starken Keimgehalt auf. Immerhin 11 % der Anlagen mit einer Konzentration der Desinfektionslösung von über 500 ppm wiesen keinen messbaren Keimgehalt auf. Der Verschmutzungsgrad der Zitzen und des Euters scheinen einen größeren Einfluss zu haben als nur die „Konzentration der Desinfektionslösung“.


Die Funktionalität von Reinigungs- und Desinfektionstechnik mittels Tupfer sollte halbjährlich sowie bei akuten Eutergesundheits-Problemen geprüft werden. Die Probenahme kann der Betreiber selbst durchführen. Die Steriltupfer liefern die Labore.


Natürlich gehört auch der regelmäßige Wechsel der Verbrauchsmaterialien zu den Routinearbeiten. So müssen beispielsweise verschlissene Bürsten spätestens alle 30 000 Melkungen bzw. alle fünf bis sechs Monate ausgetauscht werden. Dies gilt auch für den Reinigungs- und Vormelkbecher des DeLaval-VMS, dessen Gummikappe laut Hersteller spätestens alle vier Monate beim Service erneuert werden muss.


Wie viele Keime in den Bechern?

Bei der Keimbelastung der Melkbecher zeigt sich bei Lely ein einheitliches Bild. In über 80 % der Fälle wurde nur ein geringer Keimgehalt nachgewiesen, bei DeLaval in knapp der Hälfte der Anlagen. Etwa ein Drittel weist einen mäßigen, 8 % einen starken Keimgehalt auf (Übers. 4). Bei GEA wurde gegenüber den anderen Fabrikaten in 25 % der Fälle kein Keimgehalt nachgewiesen, dafür fallen über 50 % der Tupferergebnisse in die Kategorie „mäßiger Keimgehalt“. Inwieweit die – gegenüber den anderen Systemen – niedrigere Dosierung an Reinigungsmitteln und Peressigsäure der Maschinen Einfluss hat, ist abzuklären.


Heißdampf ist effizient:

Bezieht man in die Interpretation der Ergebnisse bei den Melkbechern die Desinfektion durch Heißdampf mit ein, wird deutlich, dass eine Zwischendesinfektion mit Heißdampf in über 90 % der Fälle eine nur geringe Keimbelastung aufweist.


In der Erhebung waren nur die Lely-Anlagen damit ausgestattet. Die übrigen Anlagen liegen immerhin bei 60 %, haben aber deutlich höhere Anteile bei „mäßigem“ bzw. „starkem“ Keimgehalt.


Bei den Tupferergebnissen der Spülaufnahmen weisen die meisten Anlagen eine „geringe Keimbelastung“ auf. Knapp 40 % der GEA-Anlagen weisen keinen, zwei Drittel einen geringen Keimgehalt auf. DeLaval fällt etwas ab. Ein Drittel liegt in der Kategorie „mäßiger“, immerhin 17 % bei „starkem Keimgehalt“.


Geachtet werden muss auch auf die Funktionalität und die Temperatur (ca. 170 °C) der Heißdampfdesinfektion. Nur eine korrekte Einstellung gewährleistet eine Keimreduktion. Dazu gehört auch der regelmäßige Wechsel der Filter des Demineralisierers der Pura-Dampfreinigung von Lely.


Die Heißdampfreinigung des Melk- und Vorreinigungsbechers bei DeLaval arbeitet mit normalem Wasser und Filtratmaterial. Diese Technik benötigt zusätzlich ab einem Wasserhärtegrad von 12 aber eine Entkalkungsanlage. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der rechtzeitige Wechsel der Zitzengummis. Alle Herdenmanagementsysteme der Anlagen geben einen Hinweis, wann sie gewechselt werden müssen.


Durchschnittlich 180 bis 200 Melkungen pro Tag bedeuten, dass bei Standard-Zitzengummis (ca. 2 500 Melkungen) alle zwei bis drei Wochen ein Wechsel anliegt. Bei Silikon-Zitzengummis (ca. 10 000 Melkungen) ist das alle zwei Monate nötig. Hier ist wie bei den Reinigungs- und Desinfektionsmitteln auch, eine gewisse Bevorratung sinnvoll.

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