Schneller und deutlicher als zunächst gedacht steigen die Milchpreise. Also alles wieder in Butter?
Beileibe nicht! Grund für den Preisanstieg ist die geringere Milch-menge weltweit. Dafür hat der Markt gesorgt. Auf brutale Weise: Mehr Betriebsaufgaben, mehr Kuhschlachtungen, geringere Milchleistung.
Abgesehen von der Intervention darf sich die Politik die Trendwende nicht auf die Fahne schreiben. Noch bevor die Hilfsprogramme greifen, steigen die Preise. Im schlimmsten Fall überhitzt der Milchmarkt durch die Drossel-Programme jetzt sogar. Dann geht es früher und heftiger wieder abwärts als allen lieb ist.
Und dann? Ist alles wie bisher! Milcherzeuger sind weiter das schwächste Glied in der Kette. Sie tragen das größte Preisrisiko.
Das muss sich jetzt dringend ändern – und zwar wirklich, und nicht nur in den unzähligen Milchgipfeln und Gesprächsrunden.
- Höhere Milchpreise sind vor allem durch mehr Wertschöpfung möglich. Das gilt für den Absatz im EU-Binnenmarkt genauso wie für den Drittland-Export. Austauschbare Massenprodukte können Global Player besser und günstiger als unsere Mol-kereien. Die deutschen Molkereien müssen die Wertschöpfung erhöhen, beispielsweise durch hochveredelte Milchprodukte, innovative Milch-getränke oder Regionalprodukte.
- Die Milchpreise schwanken immer heftiger. Deshalb brauchen Milch-erzeuger Absicherungsmöglichkeiten. Diese Angebote müssen von den Molkereien kommen. Milcherzeuger und Molkereien sollten deshalb über ihre Lieferbeziehung sprechen – ohne Tabus bezüglich Preise, Mengen, und Qualitäten. Davon profitieren Milcherzeuger und Molkereien.
Die Ehrenamtlichen von Ammerland, Arla, Deutsches Milchkontor, FrieslandCampina und Hochwald wollen eine „Branchenorganisation Milch“ gründen. Was dabei herauskommt, steht noch in den Sternen. Aber es ist zumindest ein erster Schritt, die verstaubten und verkrusteten Strukturen aufzubrechen.
Das ist bitter nötig. Sonst regelt es weiter der Markt. Auf seine brutale Weise. Und das will niemand.