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Zehn Alternativen zum Kälberiglu

Lesezeit: 8 Minuten

Für die Einzelhaltung von Kälbern im Freien gibt es verschiedene Hütten- bzw. Boxensysteme. Worin unterscheiden sie sich? Worauf sollten Sie beim Kauf achten?


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Die ersten Lebenstage eines Kalbes bestimmen über Leistung und Gesundheit der späteren Hochleistungskuh. Für eine erfolgreiche Aufzucht ist neben einem optimalen Biestmilchmanagement die richtige Haltung entscheidend. Neben Kunststoffiglus haben sich für die Einzelhaltung in den ersten Wochen seit langem klassische Riswicker Kälberhütten bewährt. Hersteller bieten die Hütten heute als Einzel- oder Mehrfachboxen in verschiedenen Ausführungen an.


Allerdings gibt es einige Knackpunkte bei dem System. Das im Vergleich zu Iglus mit Auslauf geringe Platzangebot, ein schlechtes Klima bei Sonneneinfall und die schwierige Reinigung stehen oft in der Kritik. Doch für viele Praktiker überwiegen die Vorteile des Haltungssystems: Sie sind flexibel innen und außen aufstellbar, brauchen wenig Platz und ermöglichen eine einfache Einzeltierkontrolle.


top agrar zeigt eine Auswahl der Einzelhütten für Kälber, die es auf dem Markt gibt (Seite R30) und was Sie beim Kauf beachten sollten.


Wie groß soll die Hütte sein?


Einzelhütten bieten unterschiedlich viel Platz. Abhängig davon, wie lange die Jungtiere darin stehen sollen, gelten bestimmte Mindestanforderungen. Sie sind in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) festgelegt. Der Aufenthalt in den Einzelboxen ist in der konventionellen Milchviehhaltung für die ersten sieben bis 14 Tage vorgesehen und nur bis zur achten Lebenswoche erlaubt. In diesem Zeitraum muss eine Box mindestens 1,20 m lang, 0,80 m breit und 0,80 m hoch sein. Somit muss die Liegefläche eine Mindestgröße von 0,96 m2 haben.


Dr. Hans Jürgen Kunz vom Institut für Tierzucht und Haustiergenetik der Universität Kiel sagt: „Auf Gut Futterkamp waren uns die Kälberhütten mit mind. 0,96 m2 zu klein. Da wir ad libitum tränken, stecken die Jungtiere voller Energie und benötigen mehr Raum“.


Gruppenhaltung ist Pflicht


Viele Hersteller bieten bereits Modelle an, die eine vorgeschriebene Mindestgröße überschreiten. Von den aufgeführten Hütten bietet das Modell von VDK Products mit 1,7 m2 besonders viel Platz. Aber auch die Hütten von Schrijver und Zimmermann haben großzügige Maße.


Tobias Fink, Rinderreferent am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden- Württemberg, erklärt: „Kälber sollten mit 14 Tagen in eine Gruppe kommen.“ Das ist bei den Modellen von Schrijver, Hartmann und VDK Products bereits vorgesehen. Diese lassen sich durch das Herausziehen der Zwischenwände von der Einzel- zur Gruppenbox umfunktionieren. Ein Umstallen ist nicht mehr nötig. Laut den Herstellern haben Jungtiere so weniger Stress. Denn die Umgebung und der Boxennachbar sind bereits bekannt. Einzelboxen gibt es auch für Tiere ab der dritten Lebenswoche. Diese müssen jedoch mindestens 1,60 m bis 1,80 m lang (je nach Außen- oder Innentrog) und 0,90 m bis 1,00 m breit sein. Ab dem Ende der achten Lebenswoche ist die Gruppenhaltung verpflichtend. Jungtiere bis zu 150 kg haben dort einen Mindestplatzanspruch von 1,5 m2 .


Verschiedene Böden


„Käufer sollten darauf achten, ob der Liegeboden gut isoliert ist“, erklärt Dr. Ilka Steinhöfel, Referentin für Rinderhaltung vom sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Denn das Kalb sollte trocken und warm liegen. Eine dicke Strohschicht dämmt den Liegeboden und schützt bei perforierten Böden vor Kaltluft von unten. Bei der Hütte von Calf-Tel trägt ein abnehmbarer Mantel um den Bodenrost zur Isolation bei. Vorgeschrieben ist, dass ein Tierhalter den Stall in den ersten 14 Tagen mit Stroh oder ähnlichem Material einstreut. Der Hüttenboden soll trittsicher und rutschfest sein. Uneinig sind sich die Hersteller bei perforierten Böden. Einige von ihnen meinen, dass Spaltenböden schwierig zu reinigen seien. Darum baut VDK Products bisher keinen Boden in seine 4-er Kälberbox ein. Leicht zu reinigen soll der perforierte Boden im Modell von Zimmermann sein, da er sich herausziehen lässt. Dazu erklärt Fink: „Die Reinigung perförierter Böden ist aufwendiger. Trotzdem empfehle ich eine Perforierung, weil anfallende Flüssigkeiten ablaufen können. So bleibt die Einstreu trockener. Die wassergefährdenden Stoffe muss der Landwirt jedoch auffangen.“


Wichtig ist, dass perforierte Böden eine Auftrittsbreite von mindestens 8 cm und eine Spaltenweite von höchstens 2,5 cm haben. Für das Auffangen der Gülle bieten manche Hersteller spezielle Wannen an, so z.B. Hedemann und Beiser. Fast alle aufgeführten Modelle in der Übersicht sind mit einem Kunststoffboden oder einem kunststoffummantelten Boden ausgestattet.


Wohlfühlklima schaffen


Die TierSchNutztV sieht für den Liegebereich eine Temperatur von max. 25°C vor. Bis zum zehnten Tag sollte sie mindestens 10°C betragen und im Zeitraum danach nicht weniger als 5°C. Boden und Seitenwände sollen laut Verordnung so konzipiert sein, dass sie vor ungünstigen Witterungseinflüssen, Zugluft und Wärmeverlusten schützen. Dazu sind die Wände der Einzelboxen nach Außen hin weitgehend geschlossen. Das hat aber auch Nachteile. „Im Sommer heizt sich das Innere der Hütten stark auf. Da haben weiße Iglus an sonnigen Standorten einen Vorteil“, sagt Kunz. Darum fertigen Hersteller wie VDK Products oder Agri-Plastics ihre Hütten aus weißem, UV-undurchlässigem Kunststoff an. Das Modell von Hartmann besteht aus Mehrkammerplatten und einem isolierten Dach aus Sandwichplatten. Die Isolierung von Dach und Seitenwänden trage zur besseren Klimatisierung bei, so Fink.


Luftaustausch fördern


In der Box muss das Jungtier ausreichend Frischluft und Tageslicht erhalten. Für Lichteinfall und die natürliche Be- und Entlüftung sorgt bei allen aufgelisteten Hütten die offene Front. Eine verstellbare Dachöffnung soll bei vielen Modellen zusätzlich zur Ventilation beitragen. Einige Hersteller integrieren auch Lüftungsschieber in ihre Boxensysteme. Dazu erklärt Fink: „Im Sommer fördern Lüftungsschieber den Luftaustausch und sorgen damit für angenehmere Temperaturen. Feuchtigkeit kann hinaustreten. Solange die Einstreu trocken ist und die Luftgeschwindigkeit bei unter 0,2 m pro Sekunde liegt, besteht keine Gefahr für Zugluft.“


Ein Nachteil von Kälberhütten ist laut Steinhöfel der fehlende Auslauf: „Bei Iglus können Kälber abhängig von Wetter und Temperaturen zwischen draußen und drinnen wählen.“


Komfort im Arbeitsalltag


„Der Boden von Kälberhütten ist meist erhöht. So hat der Landwirt einerseits eine ideale Arbeitshöhe für Arbeiten am Tier. Zugleich ist aber jedes Ein- und Ausstallen mit einem Kraftakt verbunden,“ sagt Fink. Deshalb sollte der Tierhalter auf die Höhe der Türöffnung achten. Hier besticht z.B. der Hersteller VDK Products bei seinem Modell mit einem Einstieg auf Bodenebene.


„Zu berücksichtigen ist auch die Erreichbarkeit des Kalbes“, erklärt Steinhöfel. Damit der Landwirt ungehindert am Kalb arbeiten kann, sei die Deckenhöhe ein entscheidendes Merkmal. Um die Arbeit in den Kälberhütten zu erleichtern, bieten einige Hersteller praktische Extras. Beispielsweise stattet Zimmermann seine Hütte mit einer zweigeteilten Tür aus.


„Es sollte die Möglichkeit bestehen, neben der Tränke auch Festfutter anbieten zu können“, sagt Steinhöfel. Denn mit dem achten Lebenstag müssen Kälber freien Zugang zu Raufutter und ab dem 15. Tag zu Wasser haben. Alle Hersteller in der Tabelle liefern ihre Hütten mit mindestens einem Nuckel- oder Futtereimerhalter.


Sauber soll es sein


Vor jeder Neubelegung sollte der Milchviehhalter die Hütten gründlich säubern und desinfizieren. „Im Vergleich zum Iglu lassen sich Hütten schlechter Entmisten und Reinigen“, sagt Steinhöfel. Denn in Ecken und Kanten der Hütte setzt sich Dreck fest. Die Hersteller haben dafür bereits Lösungen gefunden: Das Modell von VDK Products hat abgerundete Ecken, die Hütte von Agri-Plastics wird in einem Stück gegossen und besitzt deswegen keine „Nähte“. Andere Hütten haben herausnehmbare Böden und Wände. Glatte Kunststoffwände lassen sich nach Herstellerangaben besonders gut reinigen. Auch Fink ist der Meinung, dass Kunststoff den höchsten Hygienestandard bietet.


„Für eine gründliche Reinigung sollte sich die Hütte zerlegen lassen. Ideal ist, wenn Reinigung und Desinfektion an einem separaten Ort stattfinden. Dafür muss die Hütte leicht zu transportieren sein“, erklärt Steinhöfel. Für den Transport haben die aufgelisteten Modelle Staplerschuhe, Räder und andere Transportvorrichtungen. Mehrfachboxen lassen sich aufgrund ihres Gewichts leichter mit einer Maschine versetzen. Alternativ bieten z.B. Kerbl, Patura, Hedemann, Zimmermann, Calf-Tel und Schrijver mobile Hütten auf Rädern an.


Ausstattung bestimmt Preis


Die aufgelisteten Modelle kosten abhängig von Größe und Ausstattung zwischen 379 € und 5650 € ohne MwSt. Sämtliches Zubehör ist bei einigen Händlern im Preis inbegriffen. Teilweise ist die Ausstattung nur separat erhältlich.


Abschließend macht Steinhöfel deutlich: „Das richtige Aufzuchtsystem zu finden, ist nicht leicht. Die Kälberhütte muss zum Gesamtsystem der Aufzucht und den Tierhaltern passen.“


Christin Heidemann katharina.luetke-holz@topagrar.com

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