Viele Milchviehhalter, die in der Auswahl ihrer Bullen auf einen hohen Zuchtwert für somatische Zellen (RZS) gesetzt haben, dürfte das Ergebnis enttäuschen: Die alleinige Zucht auf niedrige Zellzahlen kann sie zwar senken, bedeutet aber nicht automatisch weniger Mastitis. Das fanden Prof. Hermann Swalve und Grit Kopke von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in einer Untersuchung heraus. Dazu werteten sie Gesundheitsdaten und Pedigrees von 45154 laktierenden Holstein-Kühen aus den Testherden der RinderAllianz (RA) und der Rinderproduktion Berlin- Brandenburg aus (RBB). In der Untersuchung verwendeten sie die vom Rechenzentrum vit für die RA und RBB geschätzten Zuchtwerte für Mastitis und verglichen diese mit den durchschnittlichen Mastitis-Krankheitstagen ihrer Töchter in der ersten Laktation. Zum anderen wurde die durchschnittliche Zellzahl der 305-Tage-Laktation mit den Mastitis- und Zellzahlzuchtwerten verglichen.
Dabei kam heraus, dass die Höhe des RZS die Anzahl der Mastitiserkrankungen nicht signifikant beeinflusste. Anders herum aber führt die Zucht auf weniger Mastitis zu geringeren Zellzahlen. Mathematisch weisen höhere Zellzahlen zwar auf mehr klinische Mastitis hin. „Jedoch reagiert das Immunsystem der Kuh unterschiedlich auf Krankheitserreger“, erklärt Prof. Swalve. Er plädiert dafür, den Mastitis-Zuchtwert als Ergänzung zum RZS einzusetzen und gezielt gegen Mastitis zu selektieren.
Jedoch stellen derzeit nur die Test-herden in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg das notwendige Datenmaterial zur Verfügung. Die RA und die RBB weisen diesen Zuchtwert unter dem Namen „Mastitis Plus“ im Bullenkatalog aus.