Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

Dalbert´s Bericht

19 Wolfsrudel in Sachsen-Anhalt - Nutztierrisse verdoppelt

Über 150 Wölfe in Sachsen-Anhalt sind für Ministerin Dalbert ein großartiger Erfolg, die Vermehrungszahlen seien auch gesunken. Der Bauernverband kontert, dass sich die Nutztierrisse verdoppelt haben.

Lesezeit: 4 Minuten

Auf dem Gebiet von Sachsen-Anhalt siedeln 19 Wolfsrudel und zwei Wolfspaare mit insgesamt 134 Tieren. Außerdem existieren vier grenzübergreifende Rudel mit weiteren 20 Tieren, deren Territorien zum Teil in den Nachbarbundesländern Niedersachsen und Brandenburg liegen. Das geht aus dem aktuellen Bericht für das Monitoringjahr 2019/20 in Sachsen-Anhalt hervor, den Umweltministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert am Dienstag vorgestellt hat.

Im Vergleich zum Vorjahr sind 25 Tiere hinzugekommen. Es wurden zwei Rudel ganz neu gefunden – eines nördlich von Wittenberg und eines am Golmer Berg bei Bad Schmiedeberg. Das Monitoring und die genetischen Untersuchungen bestätigen die Vermutung, dass diese beiden Rudel bereits im Vorjahr bestanden haben. Im Flechtinger Höhenzug hat sich ein Paarterritorium neu etabliert.

Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Aus Sicht der Ministerin ist das ein großer Erfolg des Artenschutzes. „Es ist uns durch konsequenten Schutz gelungen, dass der Wolf seinen Platz im Ökosystem wieder finden konnte“, sagte Dalbert. Sie wisse aber auch, dass seine Wiederkehr in der Kulturlandschaft Schwierigkeiten mit sich bringt. „Deshalb lernen wir jeden Tag dazu, wie wir am besten mit den Konflikten zwischen Weidetierhaltern und Wolf umgehen können.“

Die Anzahl der Nutztierübergriffe hat in Sachsen-Anhalt insgesamt um 86 % gegenüber dem vorherigen Monitoringjahr zugenommen. Es gab insgesamt 95 Übergriffe mit 385 getöteten Tieren. Bei den Rindern sank die Anzahl der Risse von Kälbern dagegen spürbar um 45 %, von 33 Tieren im Monitoringjahr 2017/18 auf 18 Tiere im Monitoringjahr 2019/20.

Die Nutztierrisse gehen laut Dalbert auf Mängel in Zaunführung und Elektrifizierung oder fehlenden Untergrabungsschutz zurück. Dadurch könnten Wölfe einfacher die Umzäunung der Weidetiere durchbrechen. Der wolfsabweisende Mindestschutz werde bei der Hobbytierhaltung seltener eingehalten. Herdenschutzmaßnahmen werden sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Hobbytierhaltung zu 100 % vom Land Sachsen-Anhalt gefördert.

Bauernverband: Wolfsübergriffe fast verdoppelt!

Deutlich gegensätzlicher sieht das der Landesbauernverband. Die Risszahlen von Nutztieren hätten im zurückliegenden Monitoringjahr ihre dramatische Entwicklung weiter fortgesetzt. Die Ursache dafür sieht Christian Apprecht, beim Verband zuständig für die für die Schaf- und Ziegenhalter,

weniger in der leicht steigenden Zahl von Wolfsrudeln, sondern eher in der ausbleibenden Bejagung von Problemtieren. „Die Entnahme von Wölfen ist zwar kein populäres Thema, dennoch ist eine zielgerichtete Auseinandersetzung damit dringend notwendig, um den Dauerkonflikt von Weidetierhaltung und Großraubwild zu entschärfen“, sagte er am Dienstag.

Von 51 Rissen im Jahr 2018/2019 stieg die Zahl der Risse, wo der Wolf als Verursacher festgestellt wurde oder nicht sicher auszuschließen war, auf 91 im Zeitraum 2019/2020 an. Zwar konnte bei Rindern eine geringfügige Abnahme der Fälle von 19 auf 17 festgestellt werden, im Zeitraum 2017/2018 waren es noch 28 Fälle. Jedoch nahm die Zahl der Wolfsübergriffe auf Schafherden von 29 drastisch zu auf 71. „Während man im vergangenen Jahr noch vom Funktionieren der Bemühungen um mehr Herdenschutz sprach, blieb man in diesem Jahr eine Erklärung und vor allem eine Lösung schuldig“, so Apprecht.

Und weiter schreibt er in einer Stellungnahme: „Den Aussagen der Ministerin lässt sich nicht entnehmen, dass Wölfe jemals in Sachsen-Anhalt bejagt würden. Zuerst würde der Herdenschutz optimiert, in einem zweiten Schritt der vermeintliche Wolf besendert und beobachtet und nur im äußersten Notfall ein Abschuss erwogen. Die Erfahrung aus dem Jerichower Land zeigt, dass zuerst die Weidetiere weg sind, ehe das Problem der Koexistenz gelöst wird. So zeigen doch Erfahrungen aus anderen Gebieten, dass mit einer teilweisen Bejagung der Wolf die Scheu vor dem Menschen wieder erlernt, sich von Siedlungen und Nutztieren fernhält und so das Konfliktpotential erheblich gemindert wird.“

Neben dem Leid der Tierhalter durch den grausamen Tod und das qualvolle Leiden ihrer Tiere und der Angst vor weiteren Übergriffen werde vor allem der Nutzen der Weidetiere für die Natur ausgeblendet. Verschwinden die Weidetiere, werde es eng für artenreiches Grünland, Biotoppflege und Offenhaltung von Lebensräumen, so der Bauernvertreter. Mit der finanziellen Förderung von Herdenschutz oder Rissentschädigung betreibe man seiner Meinung nach nur Kosmetik, packe das Problem aber nicht bei der Wurzel.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.