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topplus Milchwirtschaft

2020: Sind Milcherzeuger gut gerüstet für die Zukunft?

Weiter wachsen, mehr Weidegang oder eine andere Form der Vermarktung? top agrar hat sich umgehört, wie Milcherzeuger und Tierhaltungsexperten betriebliche Perspektiven einschätzen.

Lesezeit: 4 Minuten

Alena Rotthege hält zusammen mit ­ihrem Mann Bernd und ihren Eltern 680 Milchkühe. Zusätzlich betreiben sie eine 750 kW-Biogasanlage in Osterholz-Scharmbeck (Niedersachsen). „Ich denke, dass die Zeit der Maximierung in der gesamten Landwirtschaft rückläufig ist und wir uns zukünftig darauf konzentrieren müssen, unsere Betriebe zu optimieren“, so die Einschätzung der 30-Jährigen. Für sie bedeutet das, zum Beispiel die Zuchtziele anzu­passen: Weg von der Milchleistung hin zu Gesundheitsmerkmalen, die sich auf Nutzungsdauer und Lebensleistung auswirken. Auch die Verwertung der tierischen Nebenprodukte wie Gülle und Mist sieht sie als Herausforderung – aber auch als Chance: „Es schadet nicht, die Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.“ Die derzeitige Form des Milchmarkts stellt sie in Frage: „Wir bezeichnen uns als Unternehmer, wissen aber nicht, was unser abgeliefertes Produkt für einen Preis bringt. Wo gibt es das außer in der Landwirtschaft?“, kritisiert sie. Und weiter: „Ob das für immer so bleiben muss?“ Trotz vieler Unwägbarkeiten ist sie sicher, dass die Milchproduktion in Deutschland eine Zukunft hat.

30 Kühe und Direktvermarktung

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Auch Hubert Werning aus der Nähe von Paderborn (Nordrhein-Westfalen) sieht die Zukunft seines Betriebs in der Milchviehhaltung. „Dem Trend ‚Wachsen oder Weichen‘ bin ich nicht gefolgt“, erklärt der 58-Jährige. Er hält 20 Kühe in Anbindehaltung. 2020 plant er gemeinsam mit seinem 21-jährigen Sohn Thomas den Bau einer neuen Siloanlage sowie einer Mistlagerstätte. Zusätzlich entsteht ein Zweiraumlaufstall für 30 Kühe mit direktem Weidezugang.

Ein großes Standbein des Betriebs stellt die Direktvermarktung dar. „Vor zehn Jahren haben wir mit dem Kauf einer Milchtankstelle angefangen“, erklärt Werning. Inzwischen verarbeitet seine Frau Ulrike mit Unterstützung von drei Teilzeitkräften 60 000 l Milch jährlich zu Käse, Joghurt und Trinkmilch. Zusätzlich liefert der Betrieb an das Deutsche Milchkontor. „Trotz steigender Auflagen rechne ich nicht mit einem nennenswerten Anstieg des Auszahlungspreises“, blickt Werning skeptisch in die Zukunft. „Wir legen unser Augenmerk weiter auf den moderaten Ausbau unserer Direktvermarktung.“

Es lohnt sich, die kleinen Stellschrauben in den Blick zu nehmen. - Andreas Rienhoff, FH Soest

Den Betriebsgewinn durch große Wachs­tumsschritte abzusichern hält Andreas Rienhoff von der FH Südwestfalen in nächster Zeit für rinderhaltende Betriebe für wenig zielführend: „Es lohnt sich eher, die kleinen Stellschrauben in den Blick zu nehmen“, so der Wissenschaftliche Mitarbeiter des Fachbereichs Agrarwirtschaft. Verschiedene Projekte im Bereich der Tierhygiene haben gezeigt, dass bereits kleine Maßnahmen zu mehr Erfolg führen können. „Mithilfe konsequenter Arbeitsabläufe und Hygienestandards können viele Betriebe viel erreichen“, ist sich Rienhoff sicher. Dass das bei all dem Druck auf den Betrieben nicht einfach ist, ist ihm klar. Dennoch ist er überzeugt, dass noch viel Potenzial brach liegt: „Leider werden in Betrieben noch zu wenige Tiergesundheitsdaten kontinuierlich erfasst, um den Erfolg von Änderungen sichtbar zu machen“, bedauert der Experte.

Den Trend zur Stallhaltung unterbrechen

Die Tierschutzorganisation ProVieh setzt sich ebenfalls mit zukünftigen Themen der Milchviehhaltung aus­einander. „Wir wollen den Trend zur Stallhaltung unterbrechen und die Weide wieder mehr in den Fokus rücken“, erklärt Stefanie Pöpken, Diplom-Agraringenieurin und Fachreferentin bei ProVieh. Für den Verein ist Weide nicht nur ein Ort, wo Tiere stehen, sondern auch wo Tierhaltung und Landwirtschaft sichtbar wird. „Die Weide leistet einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität, sie ermöglicht es den Kühen ihre arteigenen Bedürfnisse auszuleben und sie steht in keiner direkten Konkurrenz zur Ernährung des Menschen“, so Pöpken. ProVieh hält außerdem ein Umdenken des derzeitigen züchterischen Ansatzes auf Hochleistungstiere vor allem im Bereich Milch für unbedingt notwendig: „Nicht nur die Tiere haben das Nachsehen. Auch die Landwirte stehen mit dem Rücken zur Wand“, verdeutlicht die Agraringenieurin. Der Dialog mit Erzeugern nehme daher eine wichtige Rolle bei der Suche nach Lösungen ein.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der aktuellen top agrar-Ausgabe 1/2020, R 6.

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