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Abkalbung: Tipps für Mutterkuhhalter

Die kritische Phase ist auch in der Mutterkuhhaltung der Zeitraum rund um die Geburt. Was macht eine professionelle Betreuung in dieser Zeit aus und welcheTools können helfen?

Lesezeit: 6 Minuten

Die Wirtschaftlichkeit der Mutterkuhhaltung steht und fällt mit der jährlichen Aufzucht eines Kalbes. Daher zählt die Zeit rund um die Geburt zu den wichtigsten im Jahresverlauf. Aber: Die Kälbersterblichkeit liegt auch in der Mutterkuhhaltung bei durchschnittlich 10 %. In den ersten 24 Lebensstunden verenden 5 % der Kälber.

Wie kann es sein, dass in einem weitestgehend „naturnahem System“ derart hohe Verluste entstehen? Die Praxis zeigt, dass sich die Sterblichkeitsraten selten nur auf einen Faktor reduzieren lassen.

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Schwergeburten leicht gemacht

Auch in der Mutterkuhhaltung sind immer wieder schwierige Geburten zu beobachten. Ein weitläufig bekannter Faktor, um Schwergeburten zu vermeiden, ist die passende Bullenauswahl. Weniger Beachtung findet aber häufig die Körperkondition der Tiere zum Deckzeitpunkt. Landwirte schauen z.B. bei Färsen oft nur nach dem gewünschten Erstkalbealter und treiben sie dann zum Bullen. Die körperliche Entwicklung gerät dabei schnell in den Hintergrund. Die Tiere sollten erst belegt werden, wenn sie zwei Drittel ihres Endgewichts als Kuh erreicht haben. Das gilt unabhängig vom Erstkalbealter.

Aber auch zu schwere Tiere sind bedenklich. Überkonditionierte Färsen neigen häufig zu Fruchtbarkeitsstörungen. Das Problem sind oft verfettete Geschlechtsorgane, die zu verengten Geburtskanälen führen. In Kombination mit einem großen Kalb ist die Schwergeburt vorprogrammiert. Das kann lebenslange Fruchtbarkeitsprobleme und niedrige Aufzuchtleistungen zur Folge haben.

In der Milchviehhaltung ist der Body-Condition-Score (BCS) als Management-Tool bereits Standard – in der Mutterkuhhaltung findet er selten Gebrauch. Doch gerade hier lohnt sich die Beurteilung der Körperkondition. Am Schwanzansatz lässt sich gut abschätzen, ob ein Tier überkonditioniert ist.

Für die Konditionsbeurteilung sollten Mutterkuhhalter feste Termine einplanen (zwei bis drei Mal jährlich) und die Ergebnisse dokumentieren. Ein guter Termin ist z.B. der Weideaustrieb. Ziel sind BCS-Noten von 3,0 bis 3,5. Wichtiger als die absoluten Noten sind jedoch die Schwankungen zwischen den Bestimmungsterminen. Diese sollten nicht größer als 0,5 Punkte sein.

Kreißsaal für Kühe

Das Ziel einer guten Geburtsüberwachung ist nicht, dass Landwirte die ganze Nacht an der Weide oder der Abkalbebucht sitzen. Aber ein Kalb, das „plötzlich“ morgens auf der Weide steht, sollte niemanden überraschen (Frühgeburten ausgenommen).

Oft können die mangelnde Beobachtung, falsch gedeutete Geburtsanzeichen oder die unsachgemäße „Hilfe“ eine Schwergeburt zur Folge haben.

Bei aller Vorbereitung benötigen Kühe vorrangig Zeit und Ruhe, um sich selber auf die Geburt vorzubereiten. Kurz vorher wirken die Tiere unruhig, gehen Auseinandersetzungen aus dem Weg und sind auf der Suche nach einem geeigneten Platz zum Kalben. Sie entfernen sich etwas von der Herde, bleiben aber meist in Sichtkontakt. Dieses Verhalten zeigt die werdende Mutter sowohl im Stall, als auch auf der Weide.

Rückt der Geburtstermin näher, ist es bei Stallabkalbungen wichtig, die Tiere früh genug in den Geburtenbereich umzustallen. Werden Einzeltiere in eine bestehende Gruppe von Kalbinnen integriert, sollte das mindestens 14 Tage vorher geschehen. Bei einer festen Gruppe von mehreren Kühen mit ähnlichem Kalbedatum reichen sieben Tage aus.

Wichtig ist, dass der Abkalbebereich passend gestaltet ist. Auch für die Mutterkuhhaltung gibt es allgemeine Hinweise: Ein Einzelstall sollte mindestens 16 m², ein Gruppenstall nicht unter 10 m² je Tier umfassen. Zudem sollte eine Fixiermöglichkeit nicht fehlen, damit Rinderhalter unfallfrei an das Kalb gelangen können. Für die Weide eignet sich beispielsweise ein Fangkorb für den Frontlader.

Ruhe bei der Geburt

Wenn die Geburt einsetzt, ist Ruhe der beste Helfer und fördert die Wehentätigkeit. Ohne Störungen kalben Mutterkühe meistens allein. Ist das Kalb da, folgt in der Regel der natürliche Ablauf: Die Kuh schleckt das Kalb ab. Das regt die Atmung des Kalbes und die Hormonproduktion der Kuh an. Der Prozess unterstützt das Abgehen der Nachgeburt. Die Mutter animiert das Kalb durch leichtes Stupsen aufzustehen. Steht es dann sicher, schleckt sie den Analbereich ab und regt dadurch den Abgang des Darmpechs an. Auch in den kommenden Tagen zeigt die Kuh dieses wichtige Verhalten. Dadurch, dass sie Kotreste und Keime aufnimmt, bildet sie Antikörper und gibt dem Kalb diese über die Milch weiter.

Wenn die Geburt einsetzt, ist Ruhe der beste Helfer und fördert die Wehentätigkeit. - Auszug

Indem sich die Kuh entgegengesetzt und parallel zum Kalb stellt, findet dieses schneller zum Euter. Ein erstes Beschnuppern regt den Saugreflex an. Je nach Dauer der Geburt braucht ein Kalb bis zu zwei Stunden, bis es richtig steht und säugt. Auch hier nutzt ein Drängen nichts – das stresst Kuh und Kalb und stört die wichtige Prägung.

Sollte es zu einer Totgeburt oder einem Abgang in den ersten 24 Stunden kommen, muss der Landwirt schnell reagieren: Er kann der Kuh ein „Ersatzkalb“ untersetzen, da sich die Mutter-Kind-Prägung in den ersten Tagen nach der Geburt noch gut ausbilden kann.

Haben Mutter und Kalb sich aneinander gewöhnt, nähert sich die Kuh wieder der Herde an. Dabei ist es normal, dass das Kalb teils versteckt an einem geschützten Ort liegen bleibt. Denn die Kuh sucht es dort regelmäßig zum Säugen auf.

Die gute Mutterkuh

Die Mutter-Kind-Beziehung legt die Basis für die spätere Aufzucht. Daher ist es empfehlenswert, die Kühe im Stall nicht zu früh in die Herde einzugliedern, damit sich eine stabile Verbindung bilden kann. Diese Prägephase ist auch entscheidend für die Muttereigenschaften der Kuh. Sie selbst hat dieses Verhalten als Kalb in den ersten Lebenswochen von ihrer Mutter erlernt.

Die Kuh sollte einen ruhigen, fürsorglichen Charakter mit einem ausgeprägten Mutterinstinkt haben. Wünschenswerte Eigenschaften sind ein gutes Fundament, die passende Kondition, ein nicht zu großes Euter, mittlere Zitzen und eine moderate Milchleistung.

Allein durch die Zucht erhält der Landwirt keine gute Mutterkuh. - Auszug

Allein durch die Zucht erhält der Landwirt keine gute Mutterkuh. Auch wenn manche Rassen, wie z.B. Salers, bekannt für eine besonders enge Mutter-Kind-Beziehung sind. Vielmehr machen Managementfehler aus einer „guten“ eine „schlechte“ Mutterkuh.

Die tägliche Tierbeobachtung ist zudem das „Managementtool“ in der Mutterkuhhaltung, unabhängig vom Haltungssystem. Nur wer dafür die nötige Selbstdisziplin aufbringt, kann eine Mutterkuhherde erfolgreich führen.

Dieser Beitrag von Anne Wegerhof, Fachberatung Naturland, Baden-Württemberg ist in der top agrar-Ausgabe 5/21 erschienen.

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