Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Über´s Ziel hinaus

Ärger: „EiKoTiGer“ verlangt nicht umsetzbare Flächenangaben bei Mastrindern

Der Praxisleitfaden EiKoTiGer soll die Tierwohlkontrolle durch den Landwirt ermöglichen. Der Orientierungsrahmen enthält aber Werte, die kein konventioneller Betrieb realisieren kann!

Lesezeit: 5 Minuten

Wissenschaftler von KTBL und Thünen-Institut haben einen Orientierungsrahmen für die Eigenkontrolle des Tierwohls erarbeitet. Ziel- und Alarmwerte sollen Tierhaltern Hinweise darauf geben, ob sich die betriebliche Situation im „grünen Bereich“ befindet.

Für großen Unmut sorgen die Flächenangaben für die Tiere, die man gar nicht einhalten kann, ohne pleite zu gehen. Beispiel, der Zielwert von 6 m2/Endmastbulle. Details zu dem Projekt „EiKoTiGer“ lesen Sie unten, zunächst ein Kommentar zur Thematik:

Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

"Über das Ziel hinausgeschossen"

Ein Kommentar von Alina Schmidtmann, Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Der Schock bei Rinderhaltern ist groß, wenn Flächenangaben gemacht werden, die niemand einhalten kann. Und das von hochangesehenen, wissenschaftlichen Instituten wie KTBL und Thünen-Institut.

Grundsätzlich ist es richtig, Landwirten ein Mittel zur betrieblichen Eigenkontrolle an die Hand zu geben. Das sehen auch viele Praktiker so. Sonst hätten nicht 44 Rinderhalter freiwillig bei der Datenerhebung zu „EiKoTiGer“ mitgemacht. Allerdings können sie sich nicht in den veröffentlichten Ziel- und Alarmwerten wiederfinden.

Nicht hilfreich ist, wenn ein Orientierungsrahmen für Landwirte Werte enthält, die kein konventioneller Betrieb realisieren kann. Zumal das Flächenangebot kein Tierschutzindikator ist. Der Zielwert von 6 m2/Endmastbulle ist zwar umsetzbar, aber nur mit finanzieller Unterstützung. Bezahlungen wie im Ökobereich sind dann notwendig. Aber dafür gibt es keinen Markt.

Oder soll der Wert richtungsweisend für die zukünftige Tierhaltung in Deutschland sein? Dieser Eindruck könnte auch entstehen, weil die Autoren des Thünen-Instituts aus dem ökologischen Landbau kommen.

In konventionellen Betrieben sind in der Praxis 2,7 bis 3 m2 zu finden. Was wäre also die Folge von einem Zielwert von 6 m2? Der Mäster kann beim nächsten Durchgang nur noch 50 % seiner Bullen einstallen. Das bedeutet – ohne finanziellen Ausgleich – sein Ende.

Wissenschaftlern vom KTBL und Thünen-Institut sollte doch klar sein, dass Landwirte ihre Forderungen nicht ohne finanzielle Unterstützung umsetzen können. Die Verantwortung schieben sie jedoch zur Politik. Doch damit machen die Wissenschaftler einen Widerspruch auf: Sie koppeln die Zielwerte vom Flächenangebot an die Empfehlungen der Borchert-Kommission. Dann muss auch ein Konzept zur Finanzierung her!

Stärke würden die Wissenschaftler zeigen, wenn sie die Flaschenangaben anpassen würden. Vielleicht wäre eine Idee, Rindermastberater aus der Praxis ins Boot zu holen.

------

Darum geht es

Thünen-Institut und KTBL haben einen Orientierungsrahmen für rinderhaltende Betriebe erarbeitet, mit dem Landwirte systematisch und regelmäßig tierbezogene Indikatoren zur Tierwohlsituation auf dem Hof erfassen können. Die vorgeschlagenen Messgrößen enthalten auch Ziel- und Alarmwerte.

Das Projekt nennt sich „EiKoTiGer“ (Eigenkontrolle Tiergerechtheit). Wie das Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben berichtet, sollen Tierhalter mit dem Praxisleitfaden Handlungsbedarf ableiten, wenn sie die Ergebnisse ihrer betrieblichen Eigenkontrolle mit den Werten im Orientierungsrahmen abgleichen.

Indikator: Flächenangebot in der Mastrinderhaltung



Zur Beurteilung von eingeschränkter Ruhemöglichkeit und mangelnder Bewegungsfreiheit in der Mastrinderhaltung steht kein geeigneter tierbezogener Indikator zur Verfügung. Deshalb haben sich die an der Auswahl der Indikatoren für den Praxisleitfaden Rind beteiligten Experten entschieden, hierfür einen ressourcenbezogenen Indikator heranzuziehen: Das Flächenangebot je Tier.



Ein unzureichendes Flächenangebot beeinträchtigt das Wohlbefinden aufgrund eingeschränkter Ruhemöglichkeit und mangelnder Bewegungsfreiheit. Es begünstigt das Auftreten typischer Produktionskrankheiten (Gelenkschäden, Lahmheiten, Schwanzspitzennekrosen) und verursacht Stress aufgrund vermehrter sozialer Auseinandersetzungen.



Die Erarbeitung der Alarmwerte für die Flächenangebote in der Mastrinderhaltung orientierte sich in den Fachgesprächen an den Veröffentlichungen der EFSA 2011/2012 sowie einer Auswertung von Forschungsarbeiten. Die Zielwerte stimmten mit den Empfehlungen der Borchert Kommission für die mittlere Stufe des Tierwohllabels überein, welches als Zielbild für die Nutztierhaltung vorgeschlagen wird und deren Empfehlungen auf eine hohe Akzeptanz bei allen relevanten Akteursgruppen gestoßen sind.

Es kann für jeden Tierschutzindikator eingeschätzt werden, ob sich die Situation im „grünen Bereich“ (Zielbereich) befindet oder ob mittel- bzw. kurzfristig Handlungsbedarf zur Verbesserung der betrieblichen Tierwohlsituation besteht, falls das eigene Ergebnis im Frühwarn- (gelben Bereich) bzw. Alarmbereich (roten Bereich) liegt.

Die Ziel- und Alarmwerte definieren die drei Bereiche und wurden so festgelegt, dass frühzeitig Handlungsbedarf angezeigt wird und Managementmaßnahmen eingeleitet werden können. Der Zielwert orientiert sich an unter Praxisbedingungen realisierbaren Werten. Allerdings soll der Orientierungsrahmen nicht die Praxis abbilden, sondern enthält auch normative Elemente und soll als Orientierung dienen.

Auch wenn ein möglichst hohes Tierwohl angestrebt wird, sind Beeinträchtigungen des Wohlergehens bei einzelnen Tieren im Bestand nicht vermeidbar. Bei Überschreitung des Alarmwertes sollten Tierhalter kurzfristig mög­liche Ursachen klären, am besten mit Unterstützung von Spezial­beratern oder Tierärzten.

Gesamtsituation Betrieb

Sind die Gründe, die zum „An­schlagen des Alarms“ geführt ha­ben, ermittelt, sollten Maßnahmen zur Verbesserung der Tierwohlsi­tuation umgesetzt werden. Sofern die Überschreitung des Alarmwer­tes auf behobene Probleme zurück­zuführen ist, sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich.

Die Tier­schutzindikatoren sollten nicht einzeln betrachtet werden, son­dern immer die Gesamtsituation im Betrieb. Um Entwicklungen im eigenen Betrieb und den Erfolg von ein­geleiteten Maßnahmen zu beur­teilen, sollte die Auswertung der eigenen Daten regelmäßig er­folgen. Die Indikatorenauswahl kann an die betriebsindividuelle Problemlage angepasst werden. Der Vergleich der eigenen Er­gebnisse mit denen von ande­ren Betrieben hilft, Stärken und Schwächen zu erkennen und Verbesserungsmaßnahmen abzu­leiten.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.