Aldi, Edeka und Rewe nutzen ihre Marktmacht aus und bringen die Molkereibranche in Aufruhe. Die Einzelhändler verlangen deutlich günstigere Einkaufspreise für Milchprodukte. Insbesondere Aldi und Kaufland würden Signale senden, die Preise bei Butter und Trinkmilch senken zu wollen. Das berichtet die Lebensmittel Zeitung (LZ).
Anfang Februar machten die Händler noch Schlagzeilen mit drastischen Butterpreis-Senkungen. Der Discounter Aldi und auch Kaufland senkten am 2. Februar den Verkaufspreis für das 250-g-Päckchen im Preiseinstiegssegment von 1,99 auf 1,59 €. Weitere Ketten des Lebensmitteleinzelhandels (LEH), darunter Lidl, Norma, Penny, Rewe, Edeka und Lidl, zogen nach.
In den jetzt geltenden Kontrakten hatten die Händler den Herstellern höhere Preise zugestanden. Doch der Einbruch der Erzeuger- und Großhandelspreise rufe die Unternehmen auf den Plan, berichten mehrere Vertriebschefs gegenüber der LZ. Die vollen Lager spielen den Händlern in die Karten: Es sei keine Zeit für Preiserhöhungen, sondern für -senkungen. 2022 hätten die Unternehmen höhere Preise infolge der explodierenden Kosten bei den Herstellern zugelassen, nun müsse umgekehrt auf den nachlassenden Kostendruck reagiert werden, heißt es weiter. Laut der Zeitung verweigere vor allem Edeka speziell für Markenartikel jede Preiserhöhung.
Insider sehen den Discounter Aldi im Geschäft mit Milchprodukten gegenüber Lidl im Nachteil. Die jüngste Senkung der Ladenpreise sei bei hohen Einkaufspreisen für den Discounter sehr teuer. Konkurrent Lidl soll dagegen seinen Stücknutzen bei Milchbasisprodukten auf Rekordniveau vergrößert haben.
Verlustreiches Jahr für die Milchverarbeiter?
Eine nachträgliche Anpassung der Konditionen würde die Molkereien vor große Herausforderungen stellen. Auf ein verlustreiches Jahr 2022 folge laut eines Molkereichefs wohl ein noch verlustreicheres Jahr 2023.