Roboter, die das Futter automatisch nachschieben, sollen die Futteraufnahme verbessern. Auf dem Markt gibt es verschiedenste Modelle, die das Futter entweder "nur" schieben oder es mit einer Schnecke zur Seite befördern. Sie unterschieden sich vor allem in der Technik der Orientierung entlang des Futtertisches und der manuellen Bedienung. Das zeigt unser Überblick von fünf Modellen.
Welche Erfahrungen Landwirte damit machen, zeigen die nachfolgenden Reportagen.
Fünf Beispiele für Futteranschiebe-Roboter:
Wasserbauer: Butler Gold
Zehn Jahre positive Erfahrung
Familie Bertel aus Horgenzell (Baden-Württemberg) setzt seit einem Jahrzehnt den Butler ein. Für sie war die Futterschnecke ein Hauptargument für den Kauf.
„Morgens konnte keine Kuh mehr an Futter kommen“, sagt Benni Bertel, und erinnert sich noch gut an die Zeit vor der automatischen Anschiebehilfe. „Mit dem Schieber liegt nun permanent Futter vor. Damit stieg schnell die Futteraufnahme und die Milchleistung“, beschreibt sein Vater Norbert Bertel.
Die Landwirte haben sich auf ihrem Fleckvieh-Zuchtbetrieb für den Butler Gold von Wasserbauer entschieden. Dieser transportiert die Futterschwaden mit einer Förderschnecke zurück zu den Kühen. „Dabei wird das Futter noch mal aufgelockert und gemischt und nicht einfach nur herangedrückt“, sagt Benni Bertel. Für den 24-Jährigen ist das ein Vorteil. Anfängliche Bedenken, dass es im Sommer zur Nacherwärmung des Futters kommen kann, bestätigten sich nicht.
Der Roboter orientiert sich an Magnetstiften im Boden. „Die haben wir selbst innerhalb von ein paar Stunden in den Boden gebohrt“, sagt Benni. Bei einer Stallerweiterung auf 180 Milchkühe im Jahr 2022 konnten Bertels die Route problemlos erweitern.
Der Anschieber fährt alle zwei Stunden. Bertels füttern zweimal täglich. Das System startet nach der Futtervorlage mit dem weitesten Abstand zum Fressgitter. Bei jeder zweiten Fahrt schiebt der Butler auch bei den Rindern an, die am gleichen Futtertisch fressen. Der Butler lässt sich per Fernwartung oder direkt am Maschinendisplay steuern. Eine App gibt es, diese nutzen Bertels aber nicht.
Neuere Modelle von Wasserbauer können während der Fahrt Kraftfutter dosieren. „Wir haben eine separate Kraftfutterstation. Ich denke, unsere Ration lockt die Kühe schon von allein genug“, sagt Bertel. Der Betrieb mit einer Leistung von 10.300 kg Milch arbeitet mit einer Teil-TMR, die seit dem Frühjahr ein Selbstfahrer mischt.
Schauer: Faro
Einfach und effizient
Stefan Dicklhuber, Bad Griesbach (Bayern) lässt das Futter der Milchkühe und Jungrinder mehrmals täglich vom Roboter „Faro“ anschieben.
Das Futteranschieben ist keine harte Arbeit, aber sie muss gemacht werden und zwar regelmäßig“, sagt Stefan Dicklhuber aus Bad Griesbach (Bayern). Den Betrieb mit 55 Milchkühen bewirtschaftet er allein. Seine Mutter unterstützt beim Melken. Seit 2020 schiebt Faro von Schauer regelmäßig das Futter nach. Mit Schauer hatte er 2015 auch den neuen Stall für Milchkühe, Trockensteher und Jungvieh sowie einem Melkstand gebaut.
Der mittig liegende Futtertisch ist ca. 50 m lang und 5 m breit. Die Ladestation für den „Faro“ befindet sich darauf. „Mit dem Mischwagen komme ich problemlos vorbei und der Anschieber hat quasi keinen Anfahrtsweg“, berichtet der Betriebsleiter.
Ein Kaufargument war, dass keine Bohrungen im Futtertisch nötig waren. Stattdessen orientiert sich der Anschieber mit Ultraschall-Sensoren, die in regelmäßigen Abständen ein Fressgitter, Nackenrohr oder ähnliche Punkte zur Orientierung benötigen. Außerdem misst ein Encoder die Fahrstrecke und gleicht diese mit den programmierten Daten ab.
Gruppenindividuell schieben
Zusätzlich, z. B. für Hof-Überfahrten, können sich Sensoren anhand von Metallstreifen auf dem Boden orientieren. Diese dienen auch dazu, Tiergruppen festzulegen. So lässt Dicklhuber den Roboter beim Jungvieh seltener laufen. Bei den Kühen beginnt der Roboter ab 10 Uhr bzw. 2 Stunden nach der Futtervorlage und schiebt alle drei Stunden das Futter nach.
Zunächst schiebt er das Futter auf 120 cm und reduziert den Abstand auf 70 cm bei der letzten Fahrt. Die Strommessung der aktiv angetriebenen Trommel erkennt größere Futterhaufen. Dann erhöht der Roboter den Abstand. Wann und wie häufig der „Faro“ fahren soll, kann Dicklhuber in der Smartphone-App einstellen.
Beim Sicherheitsstopp lässt sich die Zahl der Anfahrversuche programmieren. „Bei mir versucht er es bis zu 40 Mal. Wenn eine sture Kuh den Kopf nicht zur Seite nimmt, muss der Roboter hartnäckig sein“, sagt der Landwirt. Ist kein vorankommen möglich, bleibt der Roboter im Fehlermodus stehen. Das kommt zum Glück selten vor. Der Landwirt ist zufrieden: „Alles in allem ist es ein effizientes System, das für frisches Futter sorgt.“-rei-
Feed Rover – Lemmer Fullwood
Frisches Futter hilft den Färsen
Familie Stommel aus Much (NRW) ist Dank des Anschieberoboters unabhängiger von Stallzeiten.
Der größte Vorteil ist, dass der Roboter die Kühe auch in der Nacht regelmäßig zum Fressen animiert“, sagt Thomas Stommel. Zusammen mit seiner Frau Anne bewirtschaftet er den Milchviehbetrieb mit rund 120 Kühen im nordrhein-westfälischen Much. Sie melken zweimal täglich im Fischgrätenmelkstand. Unterstützung bekommen sie von zwei Aushilfen und in der Außenwirtschaft vom Lohnunternehmen.
Magnete im Boden
Während sie bis Ende 2023 das Futter mit dem Radlader nachgeschoben haben, übernimmt das jetzt der Feed Rover (Lemmer Fullwood). Der orientiert sich an 12 x 20 mm großen Magneten im Boden. Die sind alle 2,5 m, in zwei Reihen mit einem Abstand von 1,2 und 1,7 m zum Fressgitter eingelassen und mit Kunstharz versiegelt.
Der Roboter beginnt seine erste Fahrt sieben Stunden nach der Futtervorlage. Dann schiebt er das Futter auf 1,25 m an. Er fährt alle 1,5 Stunden und reduziert den Abstand in 5 cm-Schritten. Bei der letzten Tour wird das Futter auf 60 cm an das Fressgitter geschoben. „Wir legen immer viel Futter vor, deshalb lassen wir in kleinen Schritten und häufig nachschieben“, so der Landwirt. Dass der Anschieber auch größere Futtermassen bewegen kann, war ein Kaufkriterium. Das erreicht der Feed Rover durch sein Eigengewicht von ca. 600 kg sowie der von einem zweiten Motor angetriebenen Schiebetrommel.
Zur Ladestation hinter dem Sallgebäude fährt der Roboter eine leichte Steigung. Im Winter ist hier Streusalz nötig, damit die Räder nicht durchdrehen. Das könnte den Roboter verwirren: Anhand der Radumdrehungen berechnet er Fahrstrecke und Position.
Eine eindeutige Veränderung der Milchleistung der Herde kann Thomas Stommel nicht feststellen, aber: „Die Färsen starten besser in die Laktation, weil sie gleichmäßiger fressen können.“ Darüber hinaus wertschätzt er, dass es weniger Futterreste gibt und die Arbeitszeit flexibler ist.
Juno – Lely
Alles aus einer Hand
Andreas Platzer setzt auf einen Hersteller für mehrere Roboter.
Die Klauengesundheit und Milchleistung haben sich durch die konstantere Futteraufnahme verbessert“, meint Andreas Platzer aus Schönthal (Bayern) über seine Herde mit 120 Milchkühen. Zwar sind im März 2023 mit dem Juno von Lely zeitgleich auch zwei Melkroboter der Firma eingezogen. Doch die Verbesserung führt er u. a. auf das jetzt stündliche Futteranschieben zurück. Zuvor hatte er oder seine Frau Regina das zwei- bis dreimal täglich erledigt.
Den Abstand zum Futtertisch hält der Roboter per Ultraschall-Sensoren, die an einem Arm auf einer festen Höhe installiert sind. „Die Höhe ist bei uns auf das niedrigste Fressgitter beim Jungvieh eingestellt“, erklärt der Landwirt. Eine durchgängige horizontale Linie benötigen die Sensoren nicht. Es reichen auch senkrechte Streben.
Abseits vom Fressgitter dienen auch Induktionssensoren in Kombination mit Metallstreifen auf dem Boden und einem Gyroskop zur Orientierung. Die Metallstreifen sind bei Platzer etwa alle 30 m sowie an Übergängen montiert. Damit lassen sich je Tiergruppe verschiedene Intervalle programmieren.
Abstand anpassen
Platzer lässt auch beim Jungvieh auf der anderen Futtertischseite sowie einen Außenfuttertisch anschieben. Dazu öffnet der Roboter im Winter automatisch ein Stalltor. „Draußen fressen die Kühe mehr und daher legen wird dort mehr Futter ab. Das ist für den Roboter kein Problem“, berichtet der Landwirt. Der Roboter erhöht bei großen Futtermengen den Abstand. Normalerweise fährt er in Schritten von 130, 110 und 90 cm an das Fressgitter.
Ein Kaufargument für Andreas Platzer war, dass er den Anschieber in einer Software mit den Melkrobotern verwalten kann.
OptiDuo – DeLaval
Auflockern & anlocken
Milcherzeuger Michael Eichenseher ist mit seinem automatischen Futteranschieber mehr als zufrieden.
Michael Eichenseher aus Mühlhof bei Wiesau (Bayern) hat seine 65 Kühe und die weibliche Nachzucht in einem Stall untergebracht. Bei den Kühen legt er täglich und beim Jungvieh alle zwei Tage Futter vor. Für das Anschieben beider Seiten des ca. 35 m langen Stich-Futtertisches ist seit 2023 der OptiDuo von DeLaval zuständig.
Sechs Stunden nach der Futtervorlage beginnt der Roboter alle zwei Stunden anzuschieben. „Zusätzlich wird dann jedes zweite bis dritte Mal etwas Lockfutter ausgegeben.“ Dabei handelt es sich um geringe Mengen Eiweiß-Futter, die zum Fressen animieren sollen.
Bunker beim Laden auffüllen
Den 90 l-Futterbunker des Roboters kann er befüllen, währen der OptiDuo parkt. Dass sich die Ladestation neben dem Futtertisch und direkt unter dem Futtersilo installieren ließ, war ein Kaufargument. „Das wäre beim alternativen Hersteller-Angebot nicht möglich gewesen“, berichtet der Landwirt. Von der Ladestation muss der Roboter in freier Fahrt eine Steigung und um eine Kurve zum Futtertisch fahren.
Bis zu 5 m kann der OptiDuo frei fahren. Ansonsten orientiert er sich an einem Induktionskabel im Boden. Zusätzlich dienen im Boden eingelassene Transponder dazu, Arbeitsanweisungen auszulösen. Der Roboter fährt in 12 cm-Schritten näher an das Fressgitter heran und kann insgesamt 36 cm abdecken – zusätzlich zu 120 cm Arbeitsbereite der Schnecke.
Dass der Roboter das Futter nicht nur schiebt, sondern zur Seite befördert und dabei durchmischt, war ein zweiter Kaufgrund für Michael Eichenseher. Die Kanten der Schnecke sind abgerundet und ziehen das Futter nicht komplett herum. So besteht keine Gefahr für Menschen oder Tiere.
Die Stromaufnahme der Schnecke wird ständig gemessen: Bei starker Erhöhung durch zu große Futtermengen, erhöht der Roboter den Abstand zum Fressgitter.
Betriebe, die mit DeLaval-Roboter melken, können den Anschieber ins Herdenmanagement integrieren. Eichenseher, der im Melkstand melkt, hat sich bewusst gegen eine App entschieden: „Ich will keine Meldungen aufs Handy. Ein Handgerät zum Navigieren und Programmieren kann im Notfall jede Person im Stall nutzen.“
Zeitgleich mit dem neuen Futteranschieber hat Eichenseher den Futtertisch mit Epoxidharz saniert und auf 145 cm verlängert. Er ist überzeugt: „Der hygienische Futtertisch steigert die Futteraufnahme zusätzlich. Insgesamt konnten wir so die Milchleistung um rund 5 bis 10 % steigern.“