Niedrige Milchpreise, verärgerte Lieferanten, Kündigungen: Die Berliner Milcheinfuhrgesellschaft B.M.G. fährt seit Wochen in schwierigem Fahrwasser. Der reaktivierte Geschäftsführer Erhard Buchholz soll den Milchhändler jetzt wieder auf Kurs bringen.

 

Die B.M.G. steht seit Januar dieses Jahres stärker in der Kritik. In einem Schreiben vom 11. Januar hatte das Unternehmen seinen Lieferanten mitgeteilt, dass „wir ab sofort einen einheitlichen Basispreis für alle Milchsorten von 20,0 ct/kg monatlich ausweisen und entsprechend den vertraglichen Gegebenheiten einen zusätzlichen Preisausgleich auszahlen.“



Gleichzeitig hat der in ganz Deutschland und einigen Nachbarländern tätige Milchhändler den Januar-Milchpreis zumindest in einigen Regionen Deutschlands deutlich gesenkt. „Damit hat die B.M.G. den Liefervertrag nachweislich nicht eingehalten und Vertragsbruch begangen“, sagt ein Vertreter eines Landesbauernverbandes aus Ostdeutschland gegenüber top agrar. Das sei nicht zum ersten Mal vorgekommen. Ein westdeutscher Landesbauernverbands-Vertreter berichtet dagegen: „Bis heute haben alle von uns betreuten Lieferanten das vereinbarte Milchgeld pünktlich bekommen.“

 

Die Verärgerung führte dazu, dass sich einige B.M.G.-Lieferanten nach neuen Abnehmern umsahen. Branchenvertreter berichten, dass sie unter anderem bei der Bayerischen Milchindustrie, dem Deutschen Milchkontor, Fude & Serrahn sowie der Uckermärker Milch angefragt hätten. Gerade beim DMK hätten sie dabei offene Türen eingerannt. In einem Schreiben vom 28. Februar entschuldigte sich die B.M.G. für die Irritationen und verärgerten Reaktionen zum Januar-Auszahlungspreis. Das Unternehmen wolle um Vertrauen kämpfen.

 

Letzte Woche fand eine Aufsichtsratssitzung der B.M.G. statt. Davon sind so gut wie keine Inhalte nach draußen gelangt. Nur, dass die B.M.G. nicht pleite sei und wichtige Beschlüsse gefasst worden wären.

 

Diese Woche Dienstag, 6. März, fand in Berlin kurzfristig eine Gesellschafterversammlung der B.M.G. statt. Über die Inhalte und Ergebnisse hat die Milcherzeugergemeinschaft NRW ihre Mitglieder in einem Schreiben informiert. Darin steht wörtlich: „Themen waren, wie und ob der Geschäftsbetrieb der B.M.G. weitergehen kann. Auch die Insolvenz stand zu Diskussion. Es wurde entschieden, dass bis zum 13.03.2018 ein Sanierungskonzept vorliegen muss, über das entschieden werden soll. Falls das Sanierungskonzept nicht angenommen wird, droht immer noch eine Insolvenz.“ Die B.M.G. soll 9 Mio. € benötigen – entweder durch die Erhöhung der Geschäftsanteile oder durch den Verzicht auf Milchgeld. Ein süddeutscher B.M.G.-Lieferant befürchtet bereits gegenüber top agrar, dass er mit dem Verzicht auf Milchgeld die Sanierung bezahlen muss.

 

Bekannt ist jetzt auch, dass Peter Gerber aus der Geschäftsführung ausgeschieden ist. Zudem ist der frühere Geschäftsführer und aktuelle Aufsichtsratvorsitzende Erhard Buchholz wieder aktiv an Bord. Buchholz genießt in der Branche einen guten Ruf. Ihm wird zugetraut, das verlorengegangene Vertrauen bei Lieferanten und Banken zurückzugewinnen und das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Weiterhin Geschäftsführer ist Jürgen Bäker.

 

Trotz mehrfacher Nachfragen äußerten sich die B.M.G.-Verantwortlichen nicht gegenüber top agrar. Im Jahr 2014 erfasste der Händler von etwa 1.000 Lieferanten rund 1,2 Mrd. kg Milch. Eigentümer der B.M.G. waren damals 28 Gesellschafter (80% Landwirte, 20 % Privatpersonen und Molkereien). Aktuell soll der Milchhändler noch 950 Mio. kg Milch erfassen.