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topplus Baukostenauswertung 2013 bis 2022

Bayern: Bau neuer Milchviehställe wird immer teurer

Ein neuer Kuhplatz kostete 2021/22 im Schnitt 13.200 € (brutto), und da sind Gülle- und Futterlager noch nicht drin. Die LfL aus Bayern hat die Baukosten seit 2013 ausgewertet und verglichen.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Immobilienpreise in Deutschland explodieren seit Jahren, nun treiben Baustoff- und Fachkräftemangel sowie Energiekostensteigerungen die Baukosten weiter in die Höhe. Wer bauen will, muss mit spitzem Bleistift rechnen und die Machbarkeit von allen Seiten überprüfen.

Wie teuer oder günstig in Bayern im Rahmen der einzelbetrieblichen Investitionsförderung (EIF) gebaut wurde, zeigt die jährliche Auswertung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

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Die Ergebnisse in Kürze

  • Die LfL-Baukostenauswertung 2021/22 für bayerische Milchviehställe zeigt ein deutlich gestiegenes Niveau der Baukosten der bis Mitte 2022 fertiggestellten Kuhställe. Im Mittel wurden in Neubauten ohne Gülle- und Futterlager 13.200 €/Kuhplatz (brutto) investiert, reine Milchviehställe kosteten 12.300 € und Ställe mit großem Nachzuchtanteil kamen auf knapp 16.000 € je Kuhplatz.
  • Die Kostenunterschiede zwischen Projekten mit gleicher Stallgröße sind enorm und deren Ursachen vielschichtig. Ställe mit automatischen Melksystemen (AMS) sind in der neunjährigen Auswertung 600 bis 1.100 € teurer als vergleichbare Ställe mit konventionellen Melkständen.
  • In den letzten beiden Auswertungsjahren sind die Baukosten um 16 % gestiegen und die aktuelle Mangelsituation bei Baustoffen, Facharbeitern und Energie lässt einen weiterhin deutlichen Anstieg erwarten.
  • Auch in Zeiten steigender Milchpreise hat sich die Gewinnspanne nur geringfügig verbessert. Daher ist es immer noch wichtig, in Planung, Ausschreibung und Bauorganisation viel Zeit zu investieren. Nur so sind die Bau- und in deren Folge die Finanzierungskosten in einem akzeptablen Rahmen zu halten – als Basis für eine tiergerechte, arbeitswirtschaftlich optimierte, aber auch kostengünstige und damit konkurrenzfähige Milchproduktion.

Bedeutung der Baukosten

Ob es im neuen Stall rund läuft, hängt in erster Linie von der durchdachten Planung, der professionellen Durchführung und der optimierten Betriebsführung ab. Die Kuhstallplanung erfolgt im Spannungsfeld zwischen Tierhaltungs- und arbeitswirtschaftlicher Optimierung einerseits und der notwendigen Kostenbegrenzung mit Blick auf die unternehmerische Gewinnerzielungsabsicht sowie der Finanzierbarkeit bzw. Tragfähigkeit des Kapitaldienstes auf der anderen Seite, so die LfL weiter.

Angenommen der Kuhstall incl. Nebenanlagen verursacht Baukosten in Höhe von 15.000 €/Kuhplatz und die jährlichen Kosten werden mit 8 % vom Neuwert kalkuliert, so entstehen 1.200 € Gebäudekosten je Kuhplatz bzw. 15 Cent je Kilogramm Milch bei 8.000 kg Milchleistung. Bei einem Umsatz von 50 Cent/kg Milch (aus Milch, Tierverkauf und sonstigen Erlösen) würden 3/10 vom Umsatz über die Gebäudekosten abgebunden werden.

Gelingt es, 1.000 € je Stallplatz einzusparen, ohne an Funktionalität oder Arbeitseffizienz zu verlieren, wird die Milcherzeugung dauerhaft um 1 Cent/kg günstiger. Gelingt es mit den gleichen Baukosten durch eine arbeitsoptimierte Anlagenplanung den Jahresarbeitsaufwand um 4 Stunden/Kuh zu reduzieren, sinken ebenfalls die Produktionskosten um 1 Cent/kg Milch, wenn die Lohnkosten 20 € je Stunde betragen.

Insofern sind die Baukosten für den dauerhaften Erfolg der Investition zwar nicht das einzige Kriterium, aber doch ein sehr wichtiges, schreibt die LfL.

1.389 Betriebe seit 2013 in der Auswertung

Abbildung 1 gibt einen Überblick über die regionale Verteilung der Stallbauten und deren Größe bis 2022. Deutlich wird die Konzentration der Baumaßnahmen für Ställe bis 50 Kühe im Alpenvorraum.

Insgesamt wurden bisher 1.389 EIF-Projekte bzw. Stallbaumaßnahmen in die Auswertung mit einbezogen. Alle wurden nach dem Jahr 2010 bewilligt und bis Mitte 2022 fertiggestellt. Im neunten Auswertungsjahr 2021/22 kamen nur 75 Projekte dazu.

93 % der Fälle waren Neubauten, in 7 % der Betriebe wurden Liegehallen mit Anbindestallumbau realisiert, die im größeren Stil alte Bausubstanz nutzen konnten.

Im Mittel wurde beim Neu- und -umbau Platz für rund 77 Kühe geschaffen, was für viele eine deutliche Aufstockung bedeutete. Derzeit dominiert der Schritt in die Größenklasse 50 - 100 Kühe. Nur 15 % der Ställe bieten Platz für mehr als 100 Kühe.

50 % der Ställe mit automatischen Melksystemen

Aufgrund dieser Größenstruktur überrascht nicht, dass 50 % aller Ställe mit automatischen Melksystemen ausgestattet wurden. Die andere Hälfte der Bauherren setzte noch auf klassische Melkstände, die meist in den Stall integriert sind.

Eher überraschend ist, dass rund 60 % der Ställe als reine Milchviehställe ohne Jungviehseite konzipiert wurden. Offensichtlich konnten noch entsprechend oft alte Gebäude – auch auf der alten Hofstelle – für die Jungviehaufzucht genutzt werden. Auch führt in wachsenden Betrieben nicht selten die knappe Fläche und die begrenzte Arbeitsmacht in Verbindung mit den hohen Personal- und Flächenkosten zur Reduktion auf das Kerngeschäft Milch – die Nachzucht wird ausgelagert oder zugekauft.

12.000 - 20.000 €/Platz – die neue Orientierungsgröße?

Über alle neun Auswertungsjahre und über alle 1.253 neu gebauten Ställe wurden brutto 10.500 € und netto rund 8.800 € in den Kuhplatz investiert – im Mittel inklusive 0,31 neu gebauten Jungviehplätzen (ohne Kälber) je Kuhplatz.

Die ausgewiesenen Brutto-Kosten beziehen sich auf den einzugsfertigen Stall mit installierter Technik für Melken, Füttern bei automatischen Fütterungssystemen (4 % der Fälle), Entmisten (Schieber) bei planbefestigtem Boden (38 %), Einstreuen sowie dem Kälberbereich.

Wer sich heute mit dem Stallbaugedanken trägt, muss für seine Kalkulation unbedingt die (noch zu erwartenden) Baukostensteigerungen berücksichtigen und deshalb das aktuelle Auswertungsjahr 2021/22 als Ausgangsbasis verwenden. Abbildung 2 zeigt den Baukostensprung der letzten zwei Jahre um 16 %, der sich wohl in unserer Auswertung die nächsten zwei Jahre auch nochmal fortsetzen wird, da bei den geförderten Projekten über eineinhalb Jahre zwischen Baubeginn und Baufertigstellung liegen.

Eine realistische Baukostenspanne geht damit in Richtung 12.000 – 20.000 €/Kuhplatz – an der unteren Grenze der große reine Milchkuhstall, am oberen Ende der kleine Laufstall mit Jungviehseite.

Extreme Kostenunterschiede zwischen den Betrieben

Welche Platzkosten sind realistisch, was ist machbar? Hier gibt die Abbildung 3 mit den 42 fertig gestellten Kuhstallneubauten im aktuellen Auswertungsjahr 2021/22 eine Orientierung, gedanklich muss die noch fehlende Baukostensteigerung und die einzelbetriebliche Situation eingepreist werden. Beim Blick auf die Gruppe "ohne Jungvieh" finden sich 11 Ställe in der Klasse unter 10.000 € (brutto), während in 12 Fällen mehr als 14.000 € je Kuhplatz abgerechnet wurden.

Über die Ursachen geben die vorliegenden Zahlen keinen Aufschluss. Das häufig vorgebrachte Argument hoher Eigenleistungen kann dabei auch nach Auskünften der Betreuungsgesellschaften nur einen kleinen Teil der Kostendifferenz erklären. Offensichtlich liegen große Unterschiede im Verhandlungsgeschick, bei der Bauorganisation und der termingerechten Abstimmung zwischen den Gewerken.

Sind große Ställe günstiger?

Wie nicht anders zu erwarten, bestätigt auch diese Auswertung die stallplatzbezogene Kostendegression bei zunehmender Stallgröße. Das neunjährige Durchschnittsniveau der Bruttobaukosten für den reinen Kuhstall ohne Jungviehseite sinkt von knapp 12.000 € auf deutlich unter 8.000 €/Kuhplatz (grüne Trendlinie in Abbildung 4).

Allerdings zeigen sich erhebliche Abweichungen vom Mittelwert in beide Richtungen und in allen Größenklassen. 60 – 80 Kuhplätze ohne Jungvieh mit Kosten im Mittel von 9.600 €, aber eben auch einige unter 7.000 € und über 13.000 €/Kuhplatz, so die LfL.

Unter heutigen Zinsverhältnissen und bei durchschnittlichem Leistungsniveau führt dieser Baukostenvorteil zu einem Festkostenvorteil von 6 Cent/kg Milch – es lohnt sich laut der Landesanstalt also dauerhaft, günstig zu bauen. Nur wenn die teurere Bauweise Arbeitszeit einspart, können in der Summe die Gebäude- und Arbeitserledigungskosten sinken. Die Praxis zeigt aber, dass teurer nicht immer besser heißt.

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