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Grüne Woche

BDM setzt in Sektorstrategie 2030 große Hoffnungen

Mit der Sektorstrategie 2030 und einer Branchenorganisation Milchviehhalter will der BDM die Marktbedingungen der Milchbauern verbessern. Es könne nicht sein, dass die Bauern den Vorgaben der Molkereien ausgeliefert seien. Und wenn es Krisen gibt, tragen die Lieferanten alleine das Marktrisiko.

Lesezeit: 4 Minuten

Mit der Sektorstrategie 2030 setzt der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) auf einen Wandel auf dem Milchmarkt. Anlässlich der Grünen Woche in Berlin schilderte Verbandssprecher Hans Foldenauer am Mittwoch die wichtigsten Punkte des Papiers.

So schlägt der BDM in einem ersten Schritt vor, Marktkrisen mit dem bekannten BDM-Milchmarkt-Krisenmanagement-Konzepts effizient zu begegnen. Notwendig sei zudem die Vorgabe verbindlicher Verträge zwischen Milchviehhaltern und Milchverarbeitern über konkrete Vereinbarungen von Liefermengen, Milcherzeugerpreis, Dauer der Lieferbeziehung und entsprechende Qualitätsmerkmale.

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Schritt zwei sei dann die Gründung einer Branchenorganisation Milchviehhalter. Schritt drei wäre die Entwicklung eines zukunftsfähigen Milchmarktsystems für die Milchmarktsystems für die Milcherzeuger.

Foldenauer mahnt echte Veränderungen an. „Wir brauchen mehr als den kleinsten gemeinsamen Nenner, auf den sich Branchenmitglieder mit teilweise völlig gegensätzlichen Interessen und unterschiedlicher Durchsetzungsfähigkeit zwangsläufig nur einigen können.“ Größtes Ärgernis aus Sicht der Milchviehhalter ist nach Ansicht Foldenauers heute, dass die Erzeuger kaum Wahl bei der Ablieferung ihrer Milch haben; Preisinformationen oder Preisverhandlungen gibt es nicht. „Die Milchbauern tragen das allgemeine Marktrisiko zu großen Teilen selbst, der Strukturwandel bei ihnen findet überproportional statt“, beklagt der Landwirt. Er verweist auf die fehlende Wirtschaftlichkeit und die hohe finanzielle Belastung der Betriebe mit Refinanzierungslasten von mehr als 25 Jahren. „Das ist weit mehr als in anderen Branchen.“

Oberziel der Sektorstrategie sei, wieder zu einer wirtschaftlich-unternehmerischen Weiterentwicklung der Höfe zu kommen und die Fremdkapitalbelastung zu senken. „Wir müssen weg von der Abhängigkeit vom Steuergeld. Stattdessen brauchen wir krisenfeste Milchviehbetriebe“, so Foldenauer, der einen Ausbau des Sicherheitsnetzes fordert. „Wir müssen auch an die Ursachen der Krisen heran.“

Branchenorganisation Milchviehhalter

Der BDM sieht die Milchviehhaltung als eigenständige Branche. Beispielsweise gebe es auch eine Organisation für die stahlerzeugende Industrie. Solch eine Vertretung könnte Ziele, Standards und Verträge erarbeiten, wo die Milchbauern bislang immer im Nachteil seien, sagte Foldenauer weiter.

Er prangert an, dass das heutige Milchmarktsystem mit der Bindung des Bauern an einen Vertragspartner ein Modell aus dem Ende des 19 Jahrhunderts ist. Der BDM sieht die Notwendigkeit, dieses System völlig neu zu konzipieren. „So eine Branchenorganisation bräuchte Außenstellen in den einzelnen Mitgliedstaaten. Die gesamte Logistik müsste bei der Organisation liegen und die Milchgeldströme müssten darüber laufen, wie z.B. ein Mehrpreismodell. Es sei auch darüber nachzudenken, die Mengenplanungen in die Hand der Branche zu legen“, so der Verbandsvertreter am Mittwoch.

Foldenauer warnt, dass alle Ideen mit der heutigen Struktur lediglich Diskussionen blieben. Er lädt alle interessierten Verbände und Politiker ein, an der Strategie mitzugestalten.

Grundsätzliche Reform der Agrarpolitik notwendig

Bezüglich der Agrarpolitik kritisiert der BDM, dass es bei einer Reform immer nur um Geld gehe und wie es verteilt wird. Das reiche jedoch nicht. Die McSharry-Reform 1992 sei damals auf die Interesse der Industrie und die Senkung der Preise zugeschnitten gewesen, sagt Foldenauer und fragt, ob das heute auch noch gelten solle. „Es geht seitdem nur um die Interessen der Ernährungsindustrie, dafür ist die Agrarpolitik aber nicht da!“

Er erinnert in diesem Zusammenhang an die Herausforderungen mit Nährstoffüberschüssen und eine fehlende Unterstützung für tierhaltende Betriebe. Auch Milchviehbetriebe müssten in Zeiten der Tierwohldebatte weiterentwickelt werden.

„Am Milchmarkt stimmt etwas nicht“

Vorstandsvorsitzender Stefan Mann aus Hessen berichtete, dass die Milchanlieferung dürrebedingt derzeit unter dem Vorjahreszeitraum liegt. Bedenklich sei, dass die Zahl der Milchkühe so deutlich abnahm und es schwierig sei, gute Futterqualitäten zu finden.

Das bestätigt auch Frank Lenz, Vorstandsmitglied aus Sachsen-Anhalt. Die Herdengröße sei inzwischen auf ein Zehnjahres-Tief gesunken. Die Molkereien zahlten derzeit 32 Cent, über 15 % fehlten da bis zur Kostendeckung. „Es stimmt etwas nicht am Milchmarkt. Die Landwirte müssen endlich vom Wettbewerb profitieren. Es kann nicht sein, dass das von der EU eingelagerte Milchpulver jetzt verramscht wird, nur weil da kein Markt für vorhanden ist“, sagte er.

Lenz berichtete in Berlin über BDM-Milchmarktprävention und einen freiwilligen Lieferverzicht mit Entschädigung. „Die Marktbeobachtungsstelle muss uns sagen, wann der Markt kippt, es also zuviel Milch gibt, dann kann jeder selbst entscheiden, ob er reduzieren will. So interpretieren wir Markt, dass Produkte, die nicht gebraucht werden, erst gar nicht erzeugt werden“, so der Landwirt. Die Marktknappheit müsse sich künftig auch wieder auf den Milchpreis auswirken, anstatt dass alle nach dem Staat rufen.

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