Industrieländer produzieren oftmals am effizientesten Milch. Trotzdem muss Entwicklungsländern aber die Chance gegeben werden, ihr Produktionspotenzial zu nutzen. Dafür brauchen sie teilweise fachliche Unterstützung und zudem darf der Markt dort nicht mit günstiger Ware, etwa aus der EU, überschwemmt sein.Dies war eins der Ergebnisse beim Forum Milch der Landesvereinigung der Milchwirtschaft in Werl. Dort diskutierten unter dem Thema „Milchproduktion zwischen globaler Verantwortung und regionalen Ansprüchen“ rund 100 Teilnehmern und fünf Fachreferenten.
Dr. Hildegard Hagemann von der deutschen Kommission Justitia et Pax betont, dass die EU die Weltbevölkerung nicht ernähren kann. Als Industriestaat sei man in der Pflicht, in Entwicklungsländern die Rahmenbedingungen für eine produktivere eigene Produktion von Lebensmitteln zu schaffen. Am Beispiel Milch sei deutlich, dass ein Export von Milchprodukten in Entwicklungsländer die dortige Wirtschaft bremst, da kein konkurrenzfähiger Markt entstehe.
Hubert Stücke, Mitglied im Vorstand von Nestle betont, dass Nestle in vielen Entwicklungsländern Standorte hat, dort gäbe es aufstrebende Märkte und auch die Regierungen würden das mitgebrachte know-how unterstützen. Ein Wirtschaftszweig außerhalb einer kleinbäuerlichen Produktion könnte erst auf diese Weise entstehen. Das wäre ein Vorteil für die dortige Bevölkerung.
Aus dem Zuschauerkreis wurden Stimmen laut, dass es nicht verwerflich sein dürfe, einen Markt mit einer hohen Kaufkraft zu nutzten, egal wo dieser liege.
Dr. Ludger Wilstacke sieht die Lösung dafür in der Nutzung von Marktnischen. Den hohen Rohmilchbedarf könne man aus Deutschland natürlich nicht decken, doch Spezialitäten und Technologien, die in anderen Ländern noch fehlen, werden und könnten weiter exportiert werden. Babynahrung sei da nur ein Beispiel.