Es hatte nach Entspannung ausgesehen: Die großen Lebensmitteleinzelhändel Aldi, Lidl, Kaufland, Rewe, Edeka und Landwirte hatten sich angenähert. Die Discounter stellten finanzielle Hilfen in Aussicht. Doch Aldi kündigte vor Weihnachten an, die Einkaufspreise für Butter bei den Molkereien zu senken. Daraufhin blockieren Landwirte seit Sonntagabend mit rund 200 Traktoren ein Aldi-Lager in Hesel (Landkreis Leer). Zudem gab es vor einem Aldi-Logistikzentrum in Beverstedt im Landkreis Cuxhaven Proteste. Dort versammelten sich laut Polizei Landwirte mit rund 20 Traktoren. Seit Dienstagmorgen besetzten Landwirte in ganz Deutschland die Zentrallager des Discounters.
Starke Preisreduktion geplant
Ein Branchenkenner bestätigte gegenüber top agrar, dass Aldi eine Preisreduktion von mehr als 50 ct/kg durchsetzen will. Üblich seien zum Jahresende jedoch nur eine Senkung um 10 bis 20 Cent. „Die Landwirte, die da sind, wollen so lange stehen bleiben, bis Aldi sich bewegt und konstruktive Vorschläge bringt“, so der Sprecher von „Land schafft Verbindung (LSV)“, Anthony Lee, gegenüber Zeit Online. An der Blockade im Landkreis Leer seien auch viele Landwirte beteiligt, die nicht zu LSV gehören und um ihre Existenz fürchten.
Aldi: Preisschwankungen völlig normal
Unternehmenssprecher Joachim Wehner teilte Zeit Online auf Nachfrage mit, dass Aldi Nord und Aldi Süd turnusmäßig in der Ausschreibung für Butter seien. Es sei völlig normal und wiederhole sich jedes Jahr aufs Neue, dass die Butterpreise aufgrund der hohen Nachfrage zur Weihnachtszeit steigen und danach zu Jahresbeginn wieder zurückgehen. Zu den Details der laufenden Preisverhandlungen wollte sich der Sprecher jedoch nicht öffentlich äußern.
Umdenken bei Aldi?
Laut LSV Deutschland fand am Dienstag ein Treffen zwischen dem Vorstand der Initiative und Vertretern von Aldi statt. Der Butterkontrakt habe zu diesem Zeitnoch nicht festgestanden. Laut LSV habe man gemerkt, „dass Aldi sich Gedanken macht“. Der Discounter wolle in Zukunft nur noch Frischmilch aus deutscher Landwirtschaft vermarkten, heißt es.
Klöckner: Preissenkungen kaum zu rechtfertigen
Laut Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner drücke sich durch die aktuellen Proteste einmal mehr das massive Machtungleichgewicht zwischen Erzeugern und dem Handel aus.
Den Landwirten geht es nicht um Luxus, sondern schlicht um ihre Existenzen.“ - Klöckner
Wer mit regionalen Produkten werbe, der müsse diese auch wertschätzen und dafür sorgen, dass die Bauernfamilien von der Produktion leben können. „Den Unmut der Landwirte kann ich verstehen. So ist die jetzt in Rede stehende Absenkung der Einkaufspreise des Lebensmitteleinzelhandels für Butter vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Marktlage in dieser Höhe überraschend und kaum zu rechtfertigen“, so die Ministerin weiter. Der Handel sei jetzt gefordert, konkrete Maßnahmen auf den Tisch zu legen.