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Chancen und Grenzen der GVO-freien Milcherzeugung

Auf der Fachtagung „GVO-freie Milcherzeugung“ in Rendsburg ging es um die Herausforderungen, Umsetzung und Perspektiven, die eine GVO-freie Fütterung von Milchkühen mit sich bringt.

Lesezeit: 3 Minuten

Auf der Fachtagung „GVO-freie Milcherzeugung“ in Rendsburg ging es um die Herausforderungen, Umsetzung und Perspektiven, die eine GVO-freie Fütterung von Milchkühen mit sich bringt. Der Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel sowie die Milcherzeugergemeinschaft Schleswig-Holstein (MEV) organisierten die Veranstaltung.

 

Dr. Claudia Döring vom Deutschen Raiffeisenverband ist sich sicher, dass die große Begriffsvielfalt für viel Verwirrung sorge. „Die Kennzeichnung mit dem Begriff „100 % Genfrei“ wird nicht mehr geführt“ so Dr. Döring. In Deutschland sei nur der Begriff „Ohne Gentechnik“ erlaubt. Es gibt aber auch Produkte, bei denen eine Kennzeichnung nicht erforderlich sei, wie zum Beispiel bei Futtermittel-Zusatzstoffen.



Wissenschaftliche Fütterungsergebnisse zur Umstellung auf GVO-freie Milchkuhfütterung in Iden zeigten keine signifikanten Unterschiede in der Futteraufnahme bei der Umstellung von Soja- (SES) auf Rapsextraktionsschrot (RES). Eine Veränderung der Fruchtbarkeit war ebenfalls nicht zu beobachten, ergänzt Thomas Engelhard von der Landesforschungsanstalt in Iden. Auch Leistungseinbußen beim Einsatz von RES auf hohem Niveau blieben aus. Eine entscheidende Rolle für die Umstellung auf eine GVO-freie Fütterung nimmt die Grundfutterqualität ein. „Wenn die Basis fehlt, ist die Umstellung schwierig“, so Engelhard.

 

Gleiche Ergebnisse zeigten auch die Kühe auf dem Betrieb Mahlkow-Nerge. „Die Tiere zeigten weder eine Reaktion in der Futteraufnahme noch einen starken Milchverlust“, sagte Prof. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge, Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel. Die Veränderung habe auch keine negativen Effekte hinsichtlich der Gesundheit und Fruchtbarkeit hervorgerufen. Allerdings bekamen die Kühe lediglich 1 kg SES. „Somit fiel die Rationsveränderung moderat aus“, so Dr. Mahlkow-Nerge.

 

Dr. Thomas Schmidt vom Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland referierte über die Eiweißlücke und Angebotsabschätzung GVO-freier Futtermittel. „Die meisten Produktionsstaaten verbrauchen mehr Eiweiß, als sie produzieren“, sagte Schmidt. Die Selbstversorgung mit Eiweißfuttermitteln in Deutschland liege bei 80 %. Aber es bestehe eine begrenzte Verfügbarkeit an RES. Deshalb sei eine reine Selbstversorgung nicht möglich.

 

Die Umstellung auf eine GVO-freie Fütterung bringt auch für die Futtermittelunternehmen Herausforderungen mit sich. Sie seien dem Druck von Gesetzen, Verordnungen und umfangreichen Kontrollen ausgesetzt. „Die gleichzeitige Verwendung von GVO und GVO-freien Komponenten in einem Werk bringt enorme Schwierigkeiten mit sich“, sagt Peter Radewahn, Geschäftsführer vom Deutschen Verband Tiernahrung. Die Rohwarenannahme, Lagerung, Transporte usw. müssten getrennt erfolgen. Dadurch entstehen zusätzliche Kosten für die Futtermittelhersteller.

 

Der Lebensmitteleinzelhandel treibt die Entwicklung GVO-freier Produkte durch ihre Eigenmarken stark an, so Alexander Hissting, Geschäftsführer beim Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG). Die an den Landwirt gestellten Anforderungen GVO-freier Milchviehfütterung sind unter anderem die Aufdeckung betriebseigener Eintrags- und Verunreinigungsquellen, die schriftliche Futtermittelbestellung, die Lieferscheinkontrolle und die Beachtung von Fütterungsfristen.

 

Johannes Thomsen und Prof. Dr. Holger Thiele, Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel, sind sich einig: Zuschläge für GVO-freie Milch werden nur in der Umstellungsphase bezahlt, danach nicht mehr. Dagegen führt die GVO-freie Milcherzeugung zu höheren Kosten in der Milchverarbeitung und –erfassung.

 

Als schwierigste Herausforderungen der GVO-freien Milcherzeugung nennen die Referenten unter anderem die Rationsgestaltung, Rohstoffverfügbarkeit, Kostenreduzierung, Motivation der Landwirte zur Umstellung und Schadensvermeidung wegen Unsicherheiten.

 

Das Schlusswort hatte Peter Lüschow, Vorsitzender der MEV. Er betonte, dass GVO-frei nicht nachweislich besser ist. Es sei lediglich der Wunsch des Verbrauchers, den der Lebensmitteleinzelhandel erfüllen möchte, um seinen Konkurrenten zuvorzukommen. „Wenn der Lebensmitteleinzelhandel das fordert, können sich die Landwirte dem nicht entziehen“, ist sich Lüschow sicher. Deshalb müssen sich die Landwirte noch mehr mit dem Thema beschäftigen und sind noch mehr auf Beratung angewiesen. (jm)

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