Die mehr als 100 Jahre alte Genossenschaftsmolkerei Westland auf der Südinsel Neuseelands wird am 1. August in chinesische Hände übergehen. Der oberste Gerichtshof des Landes gab grünes Licht für den Verkauf. Zuvor hatten schon die Behörde für Auslandsinvestitionen sowie die Genossenschaftsmitglieder mit 93,8 % der Stimmen zugestimmt.
Neuer Eigentümer der viertgrößten Molkerei Neuseelands ist eine Tochtergesellschaft der Yili Industrial Group, dem größten Produzenten von Molkereiprodukten in China, der 2008 in den Melanin-Skandal verwickelt war. Nach Angaben von Westland beträgt der Kaufpreis 588 Mio. NZ$, also 351 Mio. €. Die rund 400 Anteilseigner erhalten davon etwa 246 Mio. NZ$, das entspricht 174 Mio. €. Mit dem Rest muss die angeschlagene Molkerei Schulden und Verbindlichkeiten bezahlen.
Im Jahr 2018 hatte Westland rund 690 Mio. kg Milch verarbeitet und einen Erlös von 693 Mio. NZ$ (414 Mio. €) erzielt. Aufgrund der hohen Schulden erhielten die Milcherzeuger in den vergangenen Jahren aber nur einen unterdurchschnittlichen Milchpreis. Die Genossenschaftsmitglieder stimmten deshalb mit großer Mehrheit für den Verkauf der Traditionsmolkerei.
Milcherzeuger können weiter liefern
Yili hat sich verpflichtet, auch weiterhin die Milch von allen bisherigen Lieferanten abzuholen und die Auszahlungsleistung für zehn Jahre an den Erzeugerpreis von Fonterra anzugleichen. Zusätzlich übernimmt das Unternehmen auch das Personal und alle Verträge der Genossenschaftsmolkerei.
Der Molkereivorstand von Westland zeigte sich überzeugt, dass der Verkauf an den neuen chinesischen Eigentümer zu weltweit besseren Vermarktungsmöglichkeiten und einem wettbewerbsfähigen Milchauszahlungspreis führen werde. Er verwies darauf, dass Yili bereits 2013 die Oceania Dairy Group in Neuseeland übernommen und seitdem rund 660 Mio. NZ$ (394 Mio. €) in den Aufbau von Produktionslinien für Milchpulver, Babynahrung und UHT-Milch investierte.