topplus Lumpy Skin Disease

Die nächste gefährliche Tierseuche bedroht Rinderhaltung

In Italien und Frankreich wurden Fälle der Lumpy-Skin-Disease (Hautknotenkrankheit) bei Rindern gemeldet. Ein Ausbruch bedeutet Keulungen, Sperrzonen und Handelseinschränkungen.

Lesezeit: 4 Minuten

In Italien und Frankreich wurden mehrere Fälle von Lumpy Skin Disease (Hautknotenkrankheit) bei Rindern gemeldet. Der jüngste Fall in Italien ist nur rund 175 km von der österreichischen Grenze entfernt.

Hautknoten sind typisches Kennzeichen

Die Hautknotenkrankheit Lumpy Skin Disease (kurz "LSD") ist eine anzeigepflichtige, seuchenhaft auftretende Erkrankung der Rinder, die durch ein Virus verursacht wird, das nah verwandt mit Schaf- und Ziegenpocken ist.

Die Seuche ist durch 0,5 bis 5 cm große schmerzhafte Hautknoten an Kopf, Hals, Schwanzbereich und Extremitäten gekennzeichnet . Weitere Symptome sind Fieber, stark vergrößerte Lymphknoten, erhöhter Speichel- und Tränenfluss, Mattigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Vor allem Jungtiere und Milchkuhrassen sind sehr empfänglich.

Die Inkubationszeit beträgt zwei bis vier Wochen. Bei geringstem Verdacht sollten vom Amtstierarzt Proben (Hautnekrosen, Tränenflüssigkeit, Nasensekret, Speichelflüssigkeit, Serum und EDTA-Blut) genommen werden.

Durch Wind von Afrika nach Italien übergesprungen

Der erste Fall in Italien wurde bereits am 21. Juni 2025 wurde auf der Insel Sardinen in einem Rinderbetrieb (131 Rinder, 7 Tiere erkrankt) festgestellt. Es wird davon ausgegangen, dass infizierte Vektoren aus Nord-Afrika, wo die Seuche präsent ist, über Windvertragung nach Sardinien gelangt sind. 

Am 25. Juni 2025 wurden zudem in Italien weitere Ausbrüche gemeldet.

  1. Betroffen ist ein Rinderbetrieb mit 291 Rindern, der aus dem ersten Seuchenbetrieb in Sardinien Tiere in den eigenen Betrieb verbracht hat. Ein Tier ist erkrankt und verendet.

  2. Der zweite Ausbruchsort liegt im Norden Italiens: Region Lombardei, Provinz Mantua und ist nur ca. 175 km von der Österreichischen Grenze entfernt.

Damit besteht ein reales Risiko, dass die Krankheit über Vektoren, die über den Wind nach Österreich vertragen werden, eingeschleppt werden könnte.

Erster Fall in Frankreich

Unterdessen meldete am Sonntag (29.06.2025) auch Frankreich einen ersten Fall der LSD: Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums wurde die Rinderseuche auf einem Betrieb im Département Savoie nachgewiesen. Dies liegt im Osten des Landes, unmittelbar an der Grenze zum Piemont in Italien und der Schweiz.

Den Angaben des Ministeriums zufolge wird der betroffene Bestand in Übereinstimmung mit europäischem Recht gekeult. Darüber hinaus wurde ein Sperrgebiet mit einem Radius von 20 Kilometern eingerichtet. Dort ist die Verbringung von Rindern untersagt. Im direkten Umfeld der Sperrzone werden verstärkt veterinärmedizinische Kontrollen durchgeführt.

Übertragung durch Insekten

Die wichtigste Rolle für die Verbreitung von Lumpy Skin Disease spielt die indirekte Erregerverbreitung durch Insekten und Milben (Vektoren), z. B. Bremsen, Fliegen, Gnitzen, Stechmücken, Milben. Die Übertragung ist auch durch direkten Kontakt, infiziertes Sperma, unbehandelte Tierhäute und Felle und deren Produkte (z. B. Jagdtrophäen), Rohfleischprodukte, Rohmilchprodukte und durch daraus gewonnenes Tierfutter inkl. Kolostrum möglich.

Weitreichende Folgen

Tritt die Krankheit auf einem Betrieb auf, müssen alle empfänglichen Tiere gekeult werden. Gleichzeitig kommt es zur Einrichtung weitflächiger Sperrzonen (siehe Grafik). Betriebe in den Zonen sind, unter anderem, von Handelseinschränkungen betroffen. Für den Menschen ist das Virus ungefährlich.

Neben Rindern, können auch Bisons, Zebus, Wasserbüffel, Altweltkamele, Giraffen und Antilopen betroffen sein.

Einschleppung verhindern: Repellent einsetzen

Da Vektoren die Hauptüberträger der Krankheit sind, erweisen sich Grenzkontrollen - wie beispielsweise beim MKS-Ausbruch in Ungarn und der Slowakei - als nicht wirksam zur Verhinderung der Einschleppung. Zum Schutz der eigenen Tiere kann aber der Einsatz von Repellentien sinnvoll sein.

Tiertransporter, die aus den betroffenen Regionen nach Österreich einreisen - unabhängig davon, ob sie Tiere transportieren oder leer unterwegs sind - können Vektoren einschleppen. Daher ist unbedingt auf eine sorgfältige Reinigung und Desinfektion dieser Fahrzeuge zu achten.

Lumpy Skin Disease: Impfung in Österreich nicht zugelassen

Die Lumpy Skin Disease war über lange Zeit ausschließlich in Ost-, Süd- und Westafrika endemisch verbreitet. Der erste Nachweis von Lumpy Skin Disease in der EU erfolgte im August 2015. Die meisten Krankheitsausbrüche von LSD in Europa fanden zwischen Mai und August statt - zu der Jahreszeit mit der höchsten Vektorendichte. Landstriche mit großer Rinderdichte, gemeinsame Weiden und Wasserstellen erhöhten das Risiko der Verbreitung der Krankheit. In der Türkei wurden Infektionen mit LSD sogar in Gebieten mit bis zu 1.500 Höhenmetern vor.

Die Mortalität und Morbidität in infizierten europäischen Rinderherden variierte in den Seuchenjahren 2016 und 2017 regional zwischen 0-100 %; im Mittel betrug die Morbidität z.B. in Albanien 0,8-7,2 %, die Mortalität 0,3-2,9 %. Die Krankheit konnte 2018 erfolgreich bekämpft werden. In den Folgejahren kam es zu keinen Ausbrüchen in der EU.

Neben der Tötung der infizierten und empfänglichen Tiere des Bestandes („Total stamping out“) und den Verbringungsbeschränkungen von empfänglichen Tieren und Tierprodukten gilt die flächendeckende Impfung als zielführendste Maßnahme zur Bekämpfung der Krankheit. Der Impfstoff ist in Österreich nicht zugelassen; die Anwendung bedarf einer Bewilligung der zuständigen Behörden.

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