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Nachhaltigkeit in der Milchbranche: Bald mehr grüne Kredite?

Die EU will künftig über die Kreditvergabe den Klima- und Umweltschutz fördern. Das könnte indirekt auch Milcherzeuger treffen, wenn z.B. Molkereien berichtspflichtig werden.

Lesezeit: 4 Minuten

Finanzierung von Milchviehbetrieben: Nachhaltigkeit das Zünglein an der Waage? So betitelte die DLG die Vorträge im Forum Milchviehhaltung bei den Unternehmertagen der DLG. Gerald Hein von der Deutschen Kreditbank und Milcherzeuger Thomas Münch beschrieben das Thema Nachhaltigkeit aus Sicht ihrer Branche .

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Gerald Hein von der Deutschen Kreditbank erläuterte, welche Rolle das Thema Nachhaltigkeit für Banken spielt. Diese bemessen die Risiken einer Kreditvergabe schon immer indirekt an der Nachhaltigkeit eines Unternehmens. Ist es nachhaltig, in einen nicht zukunftsfähigen Betrieb zu investieren? Zuletzt hatten die Dürrejahre einen starken Einfluss auf das operative Betriebsergebnis vor Abschreibung von Milchvieh- und Marktfruchtbetrieben. So sank der sogenannte cash-flow in den Jahren 2018-2019 gegenüber 2016-2020 durch Ertragsdepressionen bei Mais und Getreide je nach Region um 24 bis 82 %. Die Zahlen beziehen sich auf von der DKB betreute landwirtschaftliche Betriebe. Betriebe mit ohnehin schwachem Rating verlieren in solchen Jahren am stärksten, erläuterte Hein.

Der cash-flow ist für Banken eine wichtige Größenordnung wenn es um die Kreditwürdigkeit eines Betriebes geht“, so Gerald Hein.

EU-Taxonomie steuert Nachhaltigkeit über Kreditvergabe

Jetzt will auch die EU Banken zum Flaschenhals beim Thema Nachhaltigkeit machen und so den Klima- und Umweltschutz fördern. Schließlich hat der European Grean Deal eine Senkung der Netto-Treibhaushausgasemissionen um 55 % bis 2030 im Vergleich zu 1990 zum Ziel.

Die EU macht Banken sozusagen zum Flaschenhals“, sagt Gerald Hein.

Sie hat sich daher zwei Wege überlegt: Zum einen soll die Finanzwirtschaft Nachhaltigkeitsrisiken bei der Kreditvergabe stärker berücksichtigen. So sollen auch Klima- und Umweltrisiken für Betriebe eine größere Rolle spielen. Zum anderen ist das Finanzwesen für die EU ein Hebel zur Transformation der Realwirtschaft. Banken sollen demnach verstärkt grüne Kredite vergeben und so indirekt den Klima- und Umweltschutz fördern.

Aktuell prüft die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) das nur. Perspektivisch könnte die Grüne Taxonomie der EU aber Strafen für Banken vorsehen, die zu wenig grüne Kredite vergeben, so Hein. Grüne Kredite für landwirtschaftliche Betriebe und Mittelstandsunternehmen zählen hier für Banken jedoch nicht: Die Unternehmen müssen z.B. mind. 500 Mitarbeiter beschäftigen und Kapitalmarktorientiert sein. Indirekt könnte die Taxonomie die Landwirtschaft trotzdem betreffen, denn sie wird für „die Kette“ relevant. So können z.B. Molkereien ggü. ihrer Bank berichtspflichtig werden und ihre Nachhaltigkeit nachweisen müssen. Hein geht davon aus, dass Nachhaltigkeit ab etwa Mitte bis Ende des kommendes Jahres eine Rolle bei der Kreditvergabe spielen wird.

Betrieb Münch lebt Nachhaltigkeit

Anhand seines Milchviehbetriebs im Landkreis Reutlingen auf der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg) erläuterte Thomas Münch, was er unter „nachhaltig“ versteht. Der Familienbetrieb hält 280 Holsteinkühe, betreibt eine Biogasanlage mit 180 kW Leistung und eine Photovoltaikanlage mit 600 kW. Thomas Münch erzeugt neben dem Grundfutter auch alle Energiefutter selbst. Als Einstreu für die Liegeboxen nutzt er separiertes Gärsubstrat zusammen mit Dinkelspelzen. Bei einem Drittel seiner Tiere setzt der Landwirt gesextes Sperma ein. Alle anderen besamt er mit Fleischbullen und hält die männlichen bis 70 kg und die weiblichen für fünf Monate im Betrieb, bevor er sie in die Mast verkauft.

Als landwirtschaftlicher Betrieb in einer lohnstarke, industriegeprägten Region legt Thomas Münch besonderen Wert auf die Bindung seiner Mitarbeiter. Er setzt auf geregelte Arbeitszeiten, freie Wochenenden und Planbarkeit für die Mitarbeiter.

Landwirtschaft: "Die nachhaltigste Branche überhaupt"

Für Münch ist Landwirtschaft die nachhaltigste Branche überhaupt. Und trotzdem sei fraglich, ob jemand bereit ist, für Mehrwert durch Nachhaltigkeit zu zahlen. Problematisch an dem Thema sei auch, dass es zu zusätzlichem bürokratischen Aufwand führt. Dabei lasse es sich schlecht anhand von Zahlen messen, wie gut es einem Tier geht oder was der Betrieb für die Umwelt tut. „Die Einstellung des Betriebsleiters ist doch hier viel wichtiger als Parameter, die nur auf dem Papier geprüft werden“, so Münch. Der Vorteil für Milchviehbetriebe bei dem Thema sei, dass Investitionen in das Tierwohl auch zu Leistungssteigerungen führen und somit wirtschaftlich sind.

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