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Ein Hofladen in der Stadt

Der Milchhof von Familie Schulte Bisping bei Münster konzentriert sich voll auf die Direktvermarktung. Mit einem Hofladen in der Innenstadt wollen sie den Absatz ankurbeln.

Lesezeit: 7 Minuten

Mitten in Münster, zwischen Bekleidungsgeschäften, Drogerien und Kneipen, gibt es Käse, Wurst und Eier direkt vom Landwirt. Der Schriftzug „Auenhof“ und große Schaufenster laden zum Einkaufen ein.

Der rund 100 m² große „City-Hofladen“ ist hell und modern gestaltet. Hier verkauft Familie Schulte Bisping aus Telgte bei Münster (NRW) die eigenen Milch- und Fleischprodukte.

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„Die Idee für den Laden in der Stadt hatten wir schon länger. Als die Corona­krise begann, konnten wir entweder den Kopf in den Sand stecken oder durchstarten – wir haben uns für Letzteres entschieden“, sagt der älteste Sohn Sebastian Schulte Bisping. Schließlich sei mit der Krise auch die Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel gestiegen und Verbraucher kochten mehr zuhause.

Ein City-Hofladen

Der Laden ist eines der Projekte, die der gelernte Banker angeschoben hat. Er hat einen gut bezahlten Job aufgegeben und treibt die Direktvermarktung zusammen mit seinen Brüdern Felix und Florian sowie Mutter Birgit voran.

„Der Verkaufsladen hat für uns viele Vorteile: Im Gegensatz zum Absatz im Supermarkt gibt es keinen Zwischenhändler, der zusätzlich verdienen will. Außerdem bieten wir bereits mehr als 150 Produkte an, darunter Milchprodukte sowie das Fleisch unserer Rinder, Schweine und Hähnchen plus Eier aus dem Hühnermobil. Eine gute Voraussetzung für einen eigenen Laden“, so Schulte Bisping. Nicht zuletzt bietet die Innenstadtlage in der 300.000 Einwohner Stadt viele Vorteile. Auch im Vergleich zum Hofladen am Betrieb, der etwa 15 km außerhalb liegt.

Nach der Entscheidung für ein Geschäft in der Innenstadt im Frühjahr hatte der Betrieb Glück bei der Suche nach den passenden Räumlichkeiten. Nach dem Unterzeichnen des Mietvertrages und der Renovierung konnten sie bereits Anfang August eröffnen.

Aus der eigenen Produktion

Das Konzept des Hofladens in der Stadt scheint aufzugehen. „Die Zahl der Kunden nimmt stetig zu. Und wir bekommen viel positive Rückmeldungen“, berichtet Sebastian Schulte Bisping. Der Betriebswirtschaftler will genaue Verkaufsumsätze nicht preisgeben, zeigt sich aber „zufrieden“ mit dem Start. Im Hofladen sind eine Vollzeit-Verkäuferin sowie drei 450 €-Kräfte angestellt. Zusätzlich ist auch Sebastian Schulte Bisping im Laden.

Die meisten Produkte im Hofladen stammen aus der eigenen Molkerei und Käserei. Familie Schulte Bisping pro­duziert dort Frischmilch, 30 verschiedene Sorten Käse (darunter Frischkäse, Weichkäse, Schichtkäse, Hirtenkäse sowie Schnitt- und Hartkäse mit un­terschiedlichen Kräutern), Frucht- und Naturjoghurt, Quark, Butter sowie weitere Produkte.

In der Käserei trägt der zweitälteste Sohn und Molkereimeister Florian Schulte Bisping die Verantwortung. Er betont die besondere Qualität der Produkte: „Wir nutzen alte Rezepturen. Dabei bleiben alle unnötigen Zusatzstoffe draußen. Wir profitieren außerdem von unseren jahrelangen Erfahrungen.“ Ursprünglichkeit und Natürlichkeit sind ihm besonders wichtig.

Wir nutzen alte Rezepturen. Dabei bleiben alle unnötigen Zusatzstoffe draußen.“

So setzt der Auenhof beispielsweise auf nachhaltige Verpackungen. Die dün­­nen Becher von Joghurt oder Quark enthalten wenig Kunststoff und lassen sich von dem recycelbarem Papiermantel trennen. Das sei umweltfreundlicher als zum Beispiel die Reinigung eines Pfandglases mit Einsatz von Einwegdeckel aus Kunststoff, Lack und Aluminium. Die Frischmilch ist in Pfand­flaschen aus dem Kunststoff Tritan ­ab­gefüllt, die sich bis zu 800 Mal wiederbefüllen lassen.

Zusätzlich zu den Lebensmitteln verarbeitet Birgit Schulte Bisping die Milch zu Milch-, Quark- und Joghurtseifen sowie zu festen Shampoo-Stücken. Dabei setzt sie auf natürliche und regionale Fette und Öle. In der Molkerei verarbeitet die Familie bereits seit einigen Jahren fast die gesamte Milch der eigenen Herde. Der Tankwagen der Molkerei kommt nur noch bei Bedarf und in unregelmäßigen Abständen auf den Hof.

Mehrpreis für Mehrwert

Den hohen Aufwand und viel Handarbeit bei der Milchverarbeitung und der Haltung der Tiere bepreist Familie Schulte Bisping entsprechend. So kostet der Liter frische Vollmilch 1,49 € (plus 1 € Pfand), 500 g Naturjoghurt 1,39 € und den Käse gibt es ab 20 € pro kg. Die Kunden sind bereit, diesen Mehrpreis zu zahlen: „Und wenn am Montag die Hähnchenbrüste ausverkauft sind, haben die Kunden dafür Verständnis. Das verdeutlicht, dass wir keine Großmengen produzieren“, sagt Sebastian Schulte Bisping.

Wenn am Montag die Hähnchenbrüste ausverkauft sind, haben die Kunden dafür Verständnis."

Etwa die Hälfte der Produkte vertreibt der Auenhof über andere Hofläden, das Warenhaus „Manufactum“, Supermärkte sowie Cafés und Bäckereien. Zudem sind sie bei der Plattform „Crowd­Farming“ gelistet, die Produkte von Landwirten direkt an Endkunden vermittelt. Die andere Hälfte der Milch-, Fleisch- und Eiwaren vermarktet der Auenhof über den Stadtladen sowie den Laden und einen Warenautomat an der Hofstelle in Telgte.

Weiter wachsen

Der City-Hofladen ist nicht der letzte Wachstumsschritt des Auenhofes. Sie halten sich einige Optionen bei der Direktvermarktung offen. Unter anderem forcieren sie das Geschäft mit den Wiederverkäufern, das stetig steigt.

Um der zunehmenden Nachfrage gerecht zu werden, will der Betrieb außerdem erweitern. Ein zweites Hühnermobil ist bereits bestellt. Zusätzlich soll 2021 eine neue Käserei in Containerbauform auf dem Hof entstehen. Dort kann der Betrieb nach eigenen Angaben „wesentlich mehr Milch verarbeiten“. Die Brüder machen deutlich: „Wir setzen den Fokus auf die Direktvermarktung, da wollen wir weiter wachsen. Schließlich können wir dabei Karten spielen, die kein anderer auf der Hand hat.“


Der Auenhof: Eine besondere Philosophie

Hinter dem Auenhof steht der Milchviehbetrieb Schulte Bisping aus Telgte bei Münster (NRW), der schon seit mehr als 30 Jahren Milch selbst verarbeitet. Begonnen hat Birgit Schulte ­Bisping mit der Direktvermarktung, als sie für ihre an Neurodemitis erkrankten Kinder selber Seifen und Lebensmittel herstellte. Nach einer Ausbildung zur Molkereitechnologin und dem Bau einer eigenen Molkerei startete sie mit der Produktion von Käse, Joghurt sowie Quark.

Mittlerweile steigen auch ihre Kinder in den Betrieb ein. Der 29-jährige ­Sebastian Schulte Bisping hat sich nach seiner Banklehre und einem BWL-­Studium vor rund zwei Jahren für das ­Familienunternehmen entschieden. Molkereimeister Florian (27 Jahre) wird bei der Milchverarbeitung von Felix (25) unterstützt, der gelernter Fleischereimeister und Lebensmitteltechnologe ist. Christian (20) und Maria (18) sind noch in der Ausbildung bzw. Schule.

Vielfältige Landwirtschaft

Den landwirtschaftlichen Betrieb führt Birgit Schulte Bisping seit dem Tod ihres Mannes vor zehn Jahren zusammen mit Maik Niese, dem besten Freund ihres Mannes und heutigen festangestellten Landwirt. Zum Hof gehören 45 ha Land und 55 Milchkühe. Die Holstein- und Fleckviehkühe melkt ein Roboter.

Unser Betrieb ist kleinstrukturiert und es fällt viel Handarbeit an. Aber das gehört zu unserer Philosophie."

Zudem hat die Familie ein Hühnermobil mit 370 Tieren, die GVO-frei gefüttert werden, und rund 100 freilaufende Masthähnchen. Zusätzlich mästen sie rund 35 zugekaufte Schweine im Altgebäude auf Stroh. Dabei setzen sie zum Großteil auf die Rasse Duroc und wollen mittelfristig nur noch diese Rasse halten. Rinder, Schweine und Hähnchen lässt die Familie von verschiedenen Fleischereien in der Region zu Wurstwaren und Fertigprodukten, wie Gulasch im Weckglas, verarbeiten. Dazu fahren sie die Tiere jeweils selber in kleinen Partien zum Schlachten.

„Unser Betrieb ist kleinstrukturiert und es fällt viel Handarbeit an. Aber das gehört zu unserer Philosophie. Wir bleiben lieber kleiner und sind näher an den Tieren. Zum Beispiel ist uns der Weidegang für die Kühe sehr wichtig“, so Birgit Schulte Bisping.

Tiere und Qualität im Fokus

Zum Betriebskonzept zählt auch, dass sie keine Label nutzen. Stattdessen verwenden Schulte Bispings die eigene Geschichte für das Marketing. Der Slogan „Heimat für handverarbeitete Produkte“ steht hinter dem Betriebsnamen. „Für uns stehen immer die Tiere und die Qualität der Produkte im Vor­dergrund. Dafür gehen wir auch un­konventionelle Wege“, sagt Sebastian Schulte Bisping.

Beispielsweise werden die Schweine unter anderem mit Molke gefüttert. So will der Betrieb möglichst viele Reststoffe verwerten und gleichzeitig natürliche Futtermittel nutzen. Darüber hinaus ist am Melkroboter die Zahl der maximal möglichen Melkungen auf 2,3 begrenzt. Das soll die Zusammensetzung sowie Struktur des Milchfettes verbessern und sich positiv auf die Käsequalität auswirken.

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