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Kälberdurchfall

Elektrolyte in Milch oder Wasser mischen?

Für Durchfall-Kälber sind Elektrolyte unverzichtbar. Doch sollen sie separat oder über die Vollmilch gefüttert werden?

Lesezeit: 6 Minuten

Aus energetischer Sicht müsste ein durchfallkrankes Kalb zehn Liter einer Elektrolyttränke saufen, um die Energie aufzunehmen, die in einem Liter Milch steckt. Deshalb sollte die Milchtränke bei Durchfallerkrankungen unbedingt beibehalten werden. Studien belegen, dass Kälber so trotz Durchfall noch zunehmen. Dennoch bleibt die Frage, ob die Elektrolyttränke gleichzeitig oder zeitlich versetzt zur Milchtränke gegeben werden sollte.

Milch mit Elektrolyten?

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In einer Untersuchung auf dem Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (Sachsen) wurde diese Fragestellung untersucht.

Insgesamt wurden knapp 100 durchfallkranke Kälber in drei verschiedenen Gruppen getränkt und mit Elektrolyten versorgt. Zwei Gruppen erhielten eine restriktive Tränke mit jeweils sechs Litern Milch täglich. Davon wurden bei einer Gruppe die Elektrolyte in Wasser und bei der anderen Gruppe die Elektrolyte direkt in der Milch verabreicht. Die dritte Gruppe bekam Milch ad libitum. Zusätzlich wurde die Elektrolyte in Wasser angeboten.

Ergebnis: Es bestehen keine Bedenken, das Elektrolytpulver/-gel in der Milchtränke direkt zuzubereiten. Die Elektrolytzubereitung kann in der gleichen Menge in Milch eingerührt werden, wie es für die Zubereitung in Wasser vorgesehen ist. In der Untersuchung konnten geringe, aber nicht statistisch signifikante Unterschiede in der Durchfalldauer bei erkrankten Kälbern in Abhängigkeit von dem Tränkeregime erkannt werden.

Die Kälber, die ad libitum mit Milch ernährt wurden und zusätzlich in Wasser zubereitete Elektrolyttränke erhielten, hatten mit 4,7 Tagen die kürzeste Durchfallepisode. Kälber, die die Elektrolyte über die rationierte Milchtränke erhielten, waren 5,0 Tage erkrankt. Die dritte Tränkegruppe erhielt rationiert Milch und wasserbasierte Elektrolyttränke im Wechsel und hatte mit 5,7 Tagen die längste Durchfalldauer. Kein Tier musste per Dauerinfusion versorgt werden.

Der Vorteil der Gabe von Elektrolyten über die Milchtränke ist, dass die Kälber bei einer rationierten Fütterung bereits an Zeiten und Mengen der Milchtränke gewöhnt sind. Dadurch müssen sie nicht erst lernen, zusätzlich zur Milchmahlzeit eine wasserbasierte Elektrolyttränke aufzunehmen.

Lange Zeit wurde vermutet, dass die gleichzeitige Gabe von Milch und Elektrolyttränke die Labgerinnung im Labmagen der Kälber stören könnte, wodurch der Durchfall verstärkt wird. Diese Störung wurde jedoch bei keinem durchfallkranken Kalb nachgewiesen.

Wasseraufnahme sichern!

Allerdings ist bei der Gabe von Elektrolyten über die Milchtränke sicherzustellen, dass die Kälber jederzeit freien Zugang zum Wasser haben. Bei Elektrolyt-Milch-Gemischen handelt es sich um hypertone Lösungen (höherer Salzgehalt als der Salzgehalt im Blut), bei deren Verfütterung ohne die Möglichkeit zur Wasseraufnahme eine Kochsalzvergiftung ausgelöst werden könnte.

Natürlich kann die Gabe der Elektrolyttränke auch im Wechsel mit der Milchtränke erfolgen, d.h. die Kälber erhalten drei- bis fünfmal täglich zwei Liter in Wasser zubereitete Elektrolytlösung.

Ob die Elektrolyte in Milch oder Wasser angeboten werden, sollte sich an den jeweiligen Fütterungsbedingungen des Betriebs orientieren. Werden die Kälber ad libitum oder über einen Tränkeautomaten gefüttert, empfiehlt es sich aus arbeitstechnischen Gründen, den kranken Kälbern eine wasserbasierte Elektrolyttränke anzubieten.

Bei einer Haltung in Einzelboxen können die Elektrolyte nur dann direkt in die Milch gegeben werden, wenn die Tiere zusätzlich Wasser aufnehmen können. Für durchfallkranke Kälber in Gruppenhaltung lässt sich mit der Elektrolytgabe direkt über die Milch ein Arbeitsschritt einsparen.

Elektrolyttränken sollten zeitnah bei den ersten Symptomen der Diarrhoe verabreicht werden. Der Gesamtbedarf an Flüssigkeit setzt sich aus dem Grundbedarf (10% der Körpermasse), dem aktuellen Volumendefizit und den fortlaufenden Flüssigkeitsverlusten zusammen. Der tägliche Grundbedarf an Flüssigkeit sollte durch die Milchtränke abgedeckt werden. Das aktuelle Flüssigkeits- und Elektrolytdefizit sowie die laufenden Verluste müssen durch zusätzliche Gaben von Flüssigkeit und Elektrolyten ersetzt werden.

Welche Mengen Elektrolyte?

Um ihren Energiebedarf zu decken, benötigen gesunde Kälber im ersten Lebensmonat mindestens 7,3 l Vollmilch (bzw. Milchaustauscher mit 2,51 MJ ME/l) pro Tag. Ein krankes Kalb hat einen höheren Energiebedarf als ein gesundes und benötigt demzufolge mehr als 7,3 l Vollmilch. Eine hohe Milchaufnahme von Kälbern ist anzustreben, diese wirkt sich positiv auf die Körpermasseentwicklung sowohl bei gesunden, als auch bei kranken Kälbern aus.

Ein Kalb mit Diarrhoe verliert zwischen sechs und zehn Litern Flüssigkeit täglich, d.h. sechs bis zehn Liter Elektrolyttränke sollten innerhalb von 24 Stunden an die kranken Kälber vertränkt werden.

Ob nun exakt diese Menge gegeben wird, ist nebensächlich. Wichtiger ist, dass die Kälber unverzüglich Elektrolyttränke bekommen und dass sie bis zum Abklingen der Erkrankung mindestens sechs Liter täglich erhalten.

Die Fütterung hoher Milchmengen allein reicht allerdings nicht aus, um die Elektrolytverluste der durchfallkranken Kälber auszugleichen. Jedes durchfallkranke Kalb sollte mit einer Elektrolyttränke mit den empfohlenen Konzentrationen an Elektrolyten, Glukose und Puffersubstanzen (siehe Übersicht) versorgt werden.

Neben diesen unbedingt notwendigen Inhaltsstoffen weisen viele im Handel verfügbare Elektrolytprodukte noch weitere Inhaltsstoffe wie z.B. Flohsamen, Bananenflocken oder Kamille auf, von denen man sich positive Wirkungen verspricht. Allerdings ist der Nutzen dieser Substanzen bisher nicht ausreichend wissenschaftlich an Kälbern untersucht und kann nicht empfohlen werden.

Das wichtigste Ziel der Gabe von Elektrolyttränken ist der Ersatz von Flüssigkeit und Elektrolyten. Ein Zusatznutzen, der vor allem auf die Darmschleimhaut wirken soll, ist nicht nötig. Denn beim Darmepithel handelt es sich um ein hochgeneratives Gewebe. Solange nicht ausgeschlossen werden kann, dass diese Inhaltsstoffe auch schädliche Wirkungen entfalten, sind einfache Elektrolyttränken vorzuziehen.



Wasser ab dem 1. Lebenstag




In der Untersuchung in Köllitsch wurde außerdem die Wasseraufnahme gesunder und durchfallkranker Kälber geprüft. Auch in den ersten Lebenstagen nehmen Kälber Wasser auf, obwohl die Wassergabe an Kälber erst nach dem 14. Lebenstag gesetzlich in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vorgeschrieben ist. Bekommen junge Kälber Durchfall, steigt die Wasseraufnahme signifikant an. Die höchste Wasseraufnahme zeigten Kälber, die die Elektrolyte über die Milchtränke erhielten. Aber auch Kälber, die ad libitum mit Milch getränkt wurden, nahmen Wasser auf. Aus Sicht der Expertin aus Leipzig ist es wichtig, dass Kälber ab dem ersten Lebenstag Wasser zur freien Verfügung aufnehmen können. Durchfall tritt meist vor Erreichen des 14. Lebenstages auf. Sind Kälber ab dem ersten Lebenstag ans Wassersaufen gewöhnt, können sie bei einer Durchfallerkrankung besser ihren Flüssigkeitshaushalt regulieren. Darüber hinaus nehmen Kälber, die frühzeitig Wasser zur freien Verfügung haben, mehr Kälberkorn auf und realisieren höhere Tageszunahmen.

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