Europaparlament stimmt für Liste der Reserveantibiotika für Humanmedizin
Der Plan der Grünen, die Reserveantibiotikaliste doch noch zu stoppen, ist erneut gescheitert. Die Tierärzte loben, das Behandlungen möglich bleiben und gleichzeitig die Resistenzen bekämpft würden.
Die Liste der künftig für die Humanmedizin vorzubehaltenden antimikrobiellen Wirkstoffe hat eine weitere Hürde genommen. Das Europaparlament stimmte am Donnerstag mit knapper Mehrheit gegen einen Entschließungsantrag des Umweltausschusses, der den entsprechenden Durchführungsrechtsakt und damit die von der Europäischen Kommission erstellte Liste der Reserve-Wirkstoffe zu Fall bringen sollte.
Die Kritiker des anhand von Empfehlungen der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) erstellten Rechtsaktes waren bereits im vergangenen Herbst mit einer Veto-Empfehlung im Plenum gescheitert und hatten in der Folge immer wieder auf Nachbesserungen gedrungen.
Tierärzteverband zufrieden
Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) sprach von einem „guten Tag“ für die Tiergesundheit. Das Parlament sei damit dem bewährten, wissenschaftlich fundierten Entscheidungsfindungsprozess in der EU gefolgt und habe gleichzeitig sein eigenes Votum aus dem letzten Herbst bestätigt.
„Der Durchführungsrechtsakt macht die Europäische Union zum weltweiten Vorreiter in Sachen Antibiotikaresistenzbekämpfung und sichert gleichzeitig die notwendigen Behandlungsmöglichkeiten für kranke Tiere“, erklärte bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder.
Ganz anders sieht das der Initiator des gescheiterten Entschließungsantrags, der agrarpolitische Sprecher der Grünen Martin Häusling. Nach seiner Einschätzung ist die Liste in ihrer gegenwärtigen Form ein „extrem schwacher Regelungsvorschlag, der nichts dazu beitragen wird, der weiteren Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen Herr zu werden“.
Die Liste zementiere den Status quo: Sie enthalte kein einziges derjenigen Antibiotika, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als für Menschen am allerwichtigsten eingestuft habe. Alle aktuell erlaubten Antibiotika blieben also weiterhin für Tiere erlaubt.
„Geradezu fahrlässig“ ist es laut Häusling, dass selbst Colistin nicht auf die Liste der für die Humanmedizin reservierten Antibiotika genommen wurde. „Schließlich ist bekannt, dass auf den Einsatz von Colistin in der Tierhaltung sehr wohl verzichtet werden kann, wenn ein Mix aus Impfungen, Hygiene- und Managementmaßnahmen zielgenau eingesetzt wird“, so der Grünen-Politiker.
Einzelne EU-Länder wie Dänemark sähen inzwischen komplett von der Anwendung von Colistin ab, ebenso die Biolandwirtschaft. Das letzte Wort hat Häusling zufolge jetzt der Ständige Ausschuss für Tierarzneimittel (SCoVMP), der voraussichtlich Anfang Juli über den Kommissionsvorschlag abstimmen wird.
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Die Liste der künftig für die Humanmedizin vorzubehaltenden antimikrobiellen Wirkstoffe hat eine weitere Hürde genommen. Das Europaparlament stimmte am Donnerstag mit knapper Mehrheit gegen einen Entschließungsantrag des Umweltausschusses, der den entsprechenden Durchführungsrechtsakt und damit die von der Europäischen Kommission erstellte Liste der Reserve-Wirkstoffe zu Fall bringen sollte.
Die Kritiker des anhand von Empfehlungen der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) erstellten Rechtsaktes waren bereits im vergangenen Herbst mit einer Veto-Empfehlung im Plenum gescheitert und hatten in der Folge immer wieder auf Nachbesserungen gedrungen.
Tierärzteverband zufrieden
Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) sprach von einem „guten Tag“ für die Tiergesundheit. Das Parlament sei damit dem bewährten, wissenschaftlich fundierten Entscheidungsfindungsprozess in der EU gefolgt und habe gleichzeitig sein eigenes Votum aus dem letzten Herbst bestätigt.
„Der Durchführungsrechtsakt macht die Europäische Union zum weltweiten Vorreiter in Sachen Antibiotikaresistenzbekämpfung und sichert gleichzeitig die notwendigen Behandlungsmöglichkeiten für kranke Tiere“, erklärte bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder.
Ganz anders sieht das der Initiator des gescheiterten Entschließungsantrags, der agrarpolitische Sprecher der Grünen Martin Häusling. Nach seiner Einschätzung ist die Liste in ihrer gegenwärtigen Form ein „extrem schwacher Regelungsvorschlag, der nichts dazu beitragen wird, der weiteren Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen Herr zu werden“.
Die Liste zementiere den Status quo: Sie enthalte kein einziges derjenigen Antibiotika, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als für Menschen am allerwichtigsten eingestuft habe. Alle aktuell erlaubten Antibiotika blieben also weiterhin für Tiere erlaubt.
„Geradezu fahrlässig“ ist es laut Häusling, dass selbst Colistin nicht auf die Liste der für die Humanmedizin reservierten Antibiotika genommen wurde. „Schließlich ist bekannt, dass auf den Einsatz von Colistin in der Tierhaltung sehr wohl verzichtet werden kann, wenn ein Mix aus Impfungen, Hygiene- und Managementmaßnahmen zielgenau eingesetzt wird“, so der Grünen-Politiker.
Einzelne EU-Länder wie Dänemark sähen inzwischen komplett von der Anwendung von Colistin ab, ebenso die Biolandwirtschaft. Das letzte Wort hat Häusling zufolge jetzt der Ständige Ausschuss für Tierarzneimittel (SCoVMP), der voraussichtlich Anfang Juli über den Kommissionsvorschlag abstimmen wird.