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Kommentar

Feldzug gegen Mastitis

In der Schweiz leiden viele Rinderhalter unter dem Bakterium Staphylococcus aureus Genotyp B (Staph. aureus GTB). Dieser Problemkeim ist hochansteckend und infiziert oft mehr als die Hälfte eines Kuhbestands.Und dann werfen Berufskollegen den Betroffenen noch vor zu übertreiben, weil sie bei jedem Zukauf auf einen negativ ausgefallenen GTB-Test bestehen.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Daniela Clemenz von der Fachzeitschrift LANDfreund:

"Reichen der Verlust der Tiere und das entgangene Milchgeld nicht aus, muss ich mir noch die Schmähreden von Berufskollegen gefallen lassen?", klagte ein Leser am Telefon. Verursacht wurde dies vom Bakterium Staphylococcus aureus Genotyp B (Staph. aureus GTB). Dieser Problemkeim ist hochansteckend und infiziert oft mehr als die Hälfte eines Kuhbestands.

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Den Landwirt traf es schwer. Er musste vier seiner Kühe schlachten lassen, weil sie nicht heilbar waren. Deprimiert fügt er an, dass ihm Kollegen vorwerfen zu übertreiben, weil er nun bei jedem Zukauf auf einen negativ ausgefallenen GTB-Test bestehe. Der Landfreund ist dem Problem nachgegangen:

Dieser Landwirt ist bei weitem nicht allein. Am stärksten betroffen sind Betriebe, die ihre Kühe sömmern. Anrufe von verzweifelten Bauern gehen auch bei Dr. Hans Graber ein. Er leitet die Mastitisforschung von Agroscope. Oft stünden die betroffenen Tierhalter allein da und wüssten oft weder ein noch aus.

Schlichtweg befördern Unkenntnis und das Nichtstun der Berufskollegen das weitere Ausbreiten des hochansteckenden Bakteriums Staph. aureus GTB. Mit dem Verkauf oder dem Verstellen von infizierten Kühen nimmt das Unglück dann seinen weiteren Lauf. Die Verluste durch Staph. aureus GTB sind hoch. Gemäß einer Studie betragen sie für die Schweiz rund 79 Mio. CHF (69.5 Mio. Euro) pro Jahr, verursacht vor allem durch Mehrarbeit, Behandlungskosten und entgangenes Milchgeld. Der Kostendruck wird letztlich dazu führen, dass über kurz oder lang jeder Milchviehhalter seine GTB-infizierte Herde sanieren wird.

Der Problemkeim bildet zudem Enterotoxine, die in verarbeiteter Milch wie zum Beispiel Alpkäse zu Lebensmittelvergiftungen führen können.

Hartnäckig hält sich der Mythos, dass durch die Verarbeitung zu Halbhart- oder Hartkäse diese Toxine unschädlich gemacht werden können. "Das ist nicht der Fall", erklärt der Mastitisexperte. Enterotoxinhaltigen Käse müsse man verbrennen. Betroffene Alpen aus dem Kanton Uri und dem Berner Oberland können ein Lied davon singen – ein Grossteil oder gar die ganze Produktion einer Sommersaison musste verbrannt werden.

Als erster Kanton reagierte das Tessin mit einem Ressourcenprojekt und saniert die GTB-infizierten Milchviehherden. Fast alle Bauern machen mit – und dies freiwillig. Die Alpvorschriften sind streng und wurden für 2019 weiter verschärft. Nur GTB-negative Tiere dürfen auf die Alp. Dies gilt auch für Sömmerungstiere aus anderen Kantonen.

Die gemeinschaftlichen Anstrengungen lohnten sich bereits im ersten Projektjahr 2018: Die Anzahl der GTB-positiven Tiere reduzierte sich um 95 %. Der Erfolg gibt den Tessinern recht und muss schweizweit Schule machen. Das sehen auch die Verantwortlichen von Agroscope, vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen und dem Bundesamt für Landwirtschaft. Sie treffen sich nächstens, um festzulegen, wie man das Tessiner Sanierungsprojekt auch in anderen Regionen umsetzen könnte. Dabei muss klar sein:

  1. Ohne finanzielle Unterstützung, insbesondere der Milchverbände, wird das kaum möglich sein.

  2. Die Milchbranche, Bauern, Tierärzte und Alpmeister müssen an einem Strick ziehen. Alle wissen, dass es manchmal Jahre dauert so ein Projekt auf die Beine zu stellen.

  3. Eigeninitiative der Landwirte: Einfach abzuwarten, bis es so weit ist und ein Sanierungsprojekt von oben verordnet wird, ist aufs Höchste unfair gegenüber den Berufskollegen. Das verursacht immense Verluste bei den Betriebsleitern und ebenso bei den Käsereien.

Jeder Milchviehhalter muss sich seiner Verantwortung bewusst sein und aktiv werden: Lassen Sie Ihre Tiere testen. Kaufen und verkaufen Sie nur auf Staph. aureus GTB negativ getestete Kühe. Seien Sie bei der Wahl Ihres Sömmerungsbetriebs mehr als nur vorsichtig.

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