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Forscher empfehlen einfachere Entnahme von Problemwölfen

Wissenschaftler kommen nach einer Analyse zu dem Schluss, dass die jagdliche Entnahme problematischer Wölfe wesentlich vereinfacht und stringent durchgeführt werden muss. Zudem braucht es Management.

Lesezeit: 5 Minuten

Forscher der Universitäten Freiburg und Geisenheim 1) haben die bestehende Rechtslage zur Rückkehr und Ausbreitung des Wolfes mit allen daraus folgenden Konsequenzen ausgewertet.

In der Fachzeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“ kommen sie nicht überraschend zu dem, Urteil, dass sich die Ausbreitung des Raubtieres negativ auf rechtlich verbindliche Naturschutzzie­le auswirken könnte. Als eine Fehleinschätzung entlarven die Experten beispielsweise die Annahme, bei den deutschen Wölfen handele es sich um Tiere der isolierten, mitteleuro­päischen Flachlandpopulation. Neuere genetische Untersuchun­gen zeigten jedoch, dass die Population zu­mindest im Austausch mit der baltischen Wolfspopulation steht und deshalb nur ein geringes Inzuchtri­siko existiert, so Nicolas Schoof von der Professur für Standorts- und Vegetationskunde der Universität Freiburg.

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Das europäische Recht sei sehr streng und lasse, anders als oft behauptet, keine Bestandsregulierung zu: „Dadurch kommt es zu einer hohen Wachstums- und Überle­bensrate der Jungtiere“, sagt der Freiburger Forscher, „so dass sich der Wolf in vielen Ländern ausbreiten kann.“

Das Team um Schoof analysierte weiter, welche Konsequenzen die wachsende Wolfspopulation und die damit einhergehenden zunehmenden Nutztierrisse und die dadurch erforderlichen Herdenschutzerfordernisse in Deutschland für den Biodiversitätsschutz haben werden. „Es droht eine partielle Aufgabe der Weidewirtschaft gerade auf naturschutzfachlich essenziellen Standorten“, erklärt Schoof. Betroffen könnten zum Beispiel Heiden oder Grünland in Steillagen und auf steinigen Böden sein. Diese Lebensräume stehen – wie der Wolf auch – im Fokus des rechtsverbindlichen Naturschutzes und seien zwingend auf die Fortführung der Beweidung angewiesen. Anders als der Wolf seien diese Lebensräume in ihrem Bestand bedroht, stellte er fest.

In vielen Fällen kann laut Schoof der Herdenschutz durch neue Zäune stark verbessert werden, was aber zum Beispiel in steilen Gebirgslagen nicht umsetzbar ist. Abhängig von der Größe und Beschaffenheit der Weiden könnten Herdenschutzhunde eingeführt werden. Das sei jedoch eine ausge­sprochen arbeits- und kostenintensive Option, die nur für wenige Tierhaltende infrage komme.

Vor allem in halboffenen Weidelandschaften, die ein essenzieller Baustein des Biodiversitäts­schutzes sind, könnten Herdenschutzhunde nicht effektiv eingesetzt werden. Da aber gerade auf diesen Flächen die Probleme durch Wölfe ansteigen können, seien nur feststehende, wol­fabweisende Zäune eine Lösung, die wiederum großflächige Weideprojekte in ihrer Raumwirkung beschränken würden. Generell stelle die zu erwartende Aufrüstung der Zaunanlagen eine massive Einschränkung anderer Wildtiere dar, die auf Weiden einen optimalen Lebensraum finden.

Die Empfehlung

Für die Wissenschaftler besteht aufgrund dieser Konflikte kein Zweifel, dass die ordnungsrechtlich mögliche, jagdliche Entnahme problematischer Einzeltiere wesentlich vereinfacht und stringent durchgeführt werden muss. Perspektivisch müsse auch über ein umfassendes aktives Management der Wolfspopulation nachgedacht und dafür ordnungsrechtliche Änderungen ergriffen werden.

Die Wolfspopulation sei aufgrund der erreichten Indi­viduenzahlen, des eher geringen Inzuchtrisikos und des aktuell exponentiellen Populati­onswachstums nicht gefährdet, argumentieren sie. Einfachere Lösungen seien nicht in Sicht oder rechtlich noch nicht möglich, betont Schoof.

Zudem schlagen die Forschenden in ihrer Studie vor, dass zum einen alle erforderlichen Herdenschutzmaßnahmen vollumfänglich gefördert werden sollen. „Zum anderen könnte eine bessere finanzielle För­derung der wirtschaftlich oft unattraktiven Weidetierhaltung etwas zur Mäßigung bei den bestehenden Konflikten beitragen“, sagt Schoof. „Dadurch würde den Halterinnen und Haltern von Weidetieren deutli­ch gezeigt werden, dass sie wichtige Partnerinnen und Partner sind, wenn es darum geht, praktischen Naturschutz umzusetzen.“

1) Das Team um Nicolas Schoof und Prof. Dr. Albert Reif von der Professur für Standorts- und Vegetationskunde der Universität Freiburg und Prof. Dr. Eckhard Jedicke, Leiter des Kompetenzzentrums Kulturlandschaft sowie des Instituts für Landschaftsplanung und Naturschutz der Hochschule Geisenheim hat die bestehende Rechtslage ausgewertet und zeigt auf Basis verschiedener ökologischer Daten Konfliktlinien und mögliche Lösungsansätze auf.

Auch Landvolk für Wolfsabschuss

Auch Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers hält den Abschuss von Wölfen für die einzige Möglichkeit, die Ausbreitung einzudämmen. Besonders verärgert ist er über die Beschwerde des NABU bei der EU über die Niedersächsische Wolfsverordnung. Das sei an Sarkasmus nicht mehr zu übertreffen und ein Schlag ins Gesicht eines jeden Weidetierhalters in Niedersachsen, der mit seinem wertvollen Engagement für den Naturschutz arbeitet, sagte der Bauernvertreter am Donnerstag.

„Die einzige Spezies, die hier geschützt wird, ist der Wolf, dessen Bestand über das erträgliche Maß in Niedersachsen hinausgeht. Alle durch ihn betroffenen Tierarten sowie der Naturschutz an sich als auch die wirtschaftliche Existenz der Weidetierhalter werden für diese romantische Vorstellung einer alltagstauglichen Koexistenz geopfert“, so Ehlers.

Aus Sicht des Landvolks und der Weidetierhalter sei es eben nicht möglich, Schaf-, Ziegen- und weitere Weidetierherden wolfssicher einzuzäunen. „Das vergangene Jahr hat doch eindeutig gezeigt, dass die Risszahlen trotz Einzäunung in die Höhe schnellten." In Richtung Nabu kündigt der Verbandsvertreter an, zu jeder der angeführten Behauptungen der Naturschützer genau das Gegenteil aufzeigen zu können.

Anmaßend sei zudem die Behauptung des Nabu, dass sich nicht auf fachlicher Grundlage mit dem Thema Wolf beschäftigt wurde. „Herr Buschmann war bei Vor-Ort-Treffen mit Politik und Weidetierhaltern dabei, doch er kann anscheinend gut die Augen vor der Realität, die die Tierhalter täglich blutig als Kadaver auf ihrer Weide vorfinden, schließen. Das ist falsch verstandener Tier- und Naturschutz“, führt Ehlers aus.

Wolfsfreie Zonen sind seiner Überzeugung nach an der Küste ein Muss, die nur mit Abschussquoten zum Erreichen des günstigen Erhaltungszustands erlangt werden können. „Andernfalls ist naturnaher Küsten-, Deich- und Landschaftsschutz mit Weidetieren nicht möglich. Der Nabu sollte öfter mit Weidetierhaltern vor Ort reden, dann wüsste er, wovon sie sprechen. Mit der angeblich zielführenden Maßnahme wolfsabweisender Herdenschutzzaun inklusive Entschädigungszahlungen ist es jedenfalls nicht getan – so ein Wettrüsten können unsere Weidetiere nur verlieren“, sagt Ehlers.

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