„Die EU-Rindfleischproduktion wird von 2,5 Mio. Familienbetrieben der EU durchgeführt. Sie ist ein zentraler Bestandteil der europäischen Landwirtschaft und macht 30,5 Mrd. Euro des gesamten landwirtschaftlichen Outputs der EU aus. Im Rindfleischsektor garantieren die europäischen Erzeuger ein Modell von Familienbetrieben, das gewahrt werden muss.“
Das sagte der Vorsitzende von Copa & Cogeca, Jean-Pierre Fleury, bei einer Aktion im Europäischen Parlament, bei dem der Verband auf die verheerenden Folgen eines möglichen Freihandelsabkommens zwischen der EU und dem lateinamerikanischem Handelsblock Mercosur aufmerksam machte.
„Der Sektor ist auch insbesondere bei hochwertigen Teilstücken mit zunehmender Konkurrenz durch Importe konfrontiert. Eine neue EU-Studie zu den Auswirkungen des Handels bestätigt die verheerenden Folgen, welche die anstehenden Abkommen für den EU-Rindfleischsektor haben könnten, wenn keine Zollkontingente für Importe verhängt werden. Dies gilt ganz besonders für das Abkommen, das die EU mit dem lateinamerikanischen Handelsblock Mercosur aushandelt“, so Fleury weiter.
Copa/Cogeca sei der Ansicht, dass ein potenzielles Abkommen mit dem Mercosur den EU-Rindfleischsektor stark beeinträchtigen könnte. Zudem würden diese Länder nicht dieselben Qualitätsstandards einhalten wie die Länder der EU und es gebe nach wie vor Bedenken mit Blick auf Sicherheitsaspekte der Fleischproduktion in diesen Ländern. Dort gelten z.B. nicht dieselben Rückverfolgbarkeitsstandards und es könnten Antibiotika als Wachstumsförderer in ihrer Produktion eingesetzt werden, die in der EU untersagt sind. „Wir verfügen zudem über die strengsten Tierschutznormen der Welt. Angesichts der für die Studie ausgewählten Methodik sind wir der Meinung, dass die Kommission den labilen Zustand des EU-Rindfleischsektors unterschätzt. Eine vertiefende Analyse, die zwischen den Erzeugnissen der Schlachtkörperzerlegung und den unterschiedlichen Qualitäten unterscheidet, wäre nötig, um die richtige EU-Fleischstrategie zu entwickeln und das Produktionspotenzial der EU zu erhalten“, so der Vorsitzende.
Zudem bewirtschafteten die Rinderhalter in der EU 60 Mio. Hektar Grünland, die als Kohlenstoffsenken fungieren. Ebenso gingen beträchtliche Investitionen von den Landwirten aus, um auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Gesellschaft einzugehen und sicherzustellen, dass er sich nachhaltig entwickelt. Die Erzeuger benötigten allerdings bessere Markterlöse, um ihre Tätigkeit fortsetzen zu können und der Gesamtgesellschaft Nutzen zu bringen. Geschieht dies nicht, so wird die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) laut Fleury auch weiter ihre Unterstützungsrolle spielen müssen.
Jean-Pierre Fleury vom französischen Bauernverband FNSEA wurde heute zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe „Rindfleisch“ von Copa und Cogeca wiedergewählt. Unterstützt wird er durch die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Angus Woods vom irischen Bauernverband IFA und Dr. Verena Schütz vom Deutschen Raiffeisenverband.