Großbritanniens Wirtschaft spürt mit aller Härte den Mangel an Arbeitskräften. Inzwischen ist die Krise auch auf den Höfen angekommen, wie eine Umfrage der Molkerei Arla zeigt.
Demnach habe jeder zehnte Milchbauer im vergangenen Jahr seine Herde und damit auch die Milchmenge reduziert. 16 % erwägen sogar, angesichts der zahlreichen Herausforderungen ihren Hof ganz aufzugeben, zitiert welt.de aus den Ergebnissen
Über die Hälfte der Landwirte beklagt, dass es komplizierter denn je sei, offene Stellen zu besetzen. 86 % der Milchbauern, die derzeit nach Personal suchen, hätten sehr wenige oder gar keine Bewerber mit passenden Kenntnissen, die sich für die Jobs gemeldet haben.
Milchversorgung in Gefahr
Fachleute warnen nun, dass Milchprodukte knapp werden könnten; zumindest werden sie teurer. Jüngst warnte Bas Padberg, Geschäftsführer bei Arla Foods, dass die Lage so ernst sei, dass die Versorgungssicherheit mit Milchprodukten in Gefahr wäre. „Unsere Landwirte haben uns schon seit einiger Zeit gesagt, dass sie der Arbeitsmarkt vor echte Herausforderungen stellt. Diese neuen Daten zeigen, wie ernst die Sorgen zu nehmen sind und dass sie möglicherweise Folgen haben können für die Nahrungsmittelpreise und die Nahrungsmittelversorgung.“
Zum alten Lohn kommt keiner mehr
Die knappe Lage bei den Bewerbern hat laut welt.de zu einem deutlichen Sprung bei den Lohnkosten geführt. Im Schnitt bekämen Angestellte heute 30 % mehr als zum Jahresende 2019, vor dem Beginn der Covid-Pandemie. Zu dem Zeitpunkt endete mit dem Brexit auch die Freizügigkeit für EU-Bürger.
Die Zahl der Milchbauern im Land sei seither kontinuierlich geschrumpft, schreibt die Zeitung weiter. Zuletzt sei der Rückgang jedoch besonders deutlich gewesen: Zwischen Oktober 2023 und April 2024 haben 370 Höfe den Betrieb eingestellt, 5,8 % weniger. Jetzt gibt es nur noch 7.130.
Und auch höhere Lohnzusagen sind kein Garant. Ein Landwirt etwa berichtet, dass er trotzdem keine Mitarbeiter findet. Das sei seit Jahren ein Problem für Bauern im ganzen Land und werde immer schlimmer.
Hürden bei der Zuwanderung nach dem Brexit
Ein weiteres Problem: Für die Landwirtschaft sind in den strengen Zuwanderungsbestimmungen nur Saisonarbeiter vorgesehen. Erntehelfer dürfen sechs Monate im Land bleiben, Hilfskräfte auf Geflügelfarmen nur in den drei Monaten vor Weihnachten. Wer einwandert und länger arbeiten will, muss eine abgeschlossene Ausbildung in dem jeweiligen Sektor vorweisen.
Arla und die rund 2.000 Milchbauern der Genossenschaft drängen nun auf mehr Unterstützung in Fragen der Ausbildung. Sie hoffen aber auch auf Nachbesserungen bei administrativen Vorschriften, die den Landwirten das Leben erleichtern könnten, so welt.de.