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Grünfutter: Mehr grünes Eiweiß

Grünfuttermittel leisten einen wichtigen Beitrag zur Proteinversorgung von Rindern. Wie lässt sich der Eiweißertrag von Ackergras, Luzerne, Dauergrünland und Co. weiter optimieren?

Lesezeit: 5 Minuten

Wer an Eiweißfuttermittel und Alternativen für Importsoja denkt, hat oft die großkörnigen Leguminosen wie Erbse und Ackerbohne oder Raps im Sinn. Einige davon haben wir in unserer Reihe Futterprotein in den Ausgaben 11/20 bis 2/21 im Spezialteil Rind vorgestellt. Schnell in Vergessenheit gerät das wohl wichtigste Eiweißfuttermittel für Rinder in Deutschland: Grünfutter wie Ackergras und Dauergrünland. Zusätzlich dazu leisten die kleinkörnigen Leguminosen Klee und Luzerne einen Beitrag zur lokalen Eiweißversorgung.

Beitrag zur Lücke

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Auch die Landesanstalt für Landwirtschaft (Lfl) in Bayern hat dem Grünfutter in Berechnungen ein großes Potenzial bescheinigt: Durch Maßnahmen bei Bewirtschaftung, Ernte und Haltbarmachung könnte der Rohproteinertrag in Deutschland allein vom Grünland theoretisch um bis zu 20 % oder rund 850 000 t Rohprotein erhöht werden. Zum Vergleich: Ein ebenso hohes Ertragsplus wäre durch 9 % mehr Eiweißpflanzen auf dem Acker zu erreichen, was wiederum aber andere Kulturen verdrängen würde.

Wo setzen die Forschung und die Beratung aktuell noch bei dem Thema Grünfuttermittel an? Wir haben uns umgehört.

Konservierung: Schonend trocknen

Vom Feld bis zum Futtertrog verlieren Grünfuttermittel je nach Art und Konserviererfolg bis zu 35 % ihrer geern­teten Trockenmasse (TM). „Neben den quantitativen Verlusten haben Ernte, Bergung, Lagerung und Konservierung auch einen Effekt auf die Nährstoffqualität. Und auf Umfang sowie Dynamik der Fermentation in den Vormägen und der Verdauung im Dünndarm“, sagt Prof. Olaf Steinhöfel vom Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (Sachsen).

Die Silierung erhöht beispielsweise die Proteinlöslichkeit und reduziertdas pansenbeständige Protein (UDP). Grund dafür sind Abbauprozesse (Proteolyse und Desmolyse). Je trockener das Erntegut vor der Silierung, desto geringer sind jedoch diese Prozesse. Um proteinreiche Grünfutterpflanzen, insbesondere Luzerne und Klee, möglichst schonend zu konservieren, wären TM-Gehalte von mehr als 60 % sinnvoll. „Luzerne-Siliergüter mit einem TM-Gehalt von bereits über 40 % provozieren aber, dass die proteinreiche Blattmasse auf dem Feld bleibt“, sagt Steinhöfel. Daher ist die Feldtrocknung allein hier kein optimaler Weg.

Luzerne-Siliergüter mit einem TM-Gehalt von bereits über 40 % provozieren aber, dass die proteinreiche Blattmasse auf dem Feld bleibt. - Steinhöfel

Das maschinelle Anwelken und anschließende Silieren könnte hingegen eine Alternative sein. Versuche mit Luzernegrün in Köllitsch haben gezeigt, dass das den Abbau des Proteins nahezu verhindert. „Erste Befunde zeigen, dass die Kombination einer Vortrocknung bei 80 °C auf 50 bis zu 70 % TM und anschließender Trockensilierung ein viel­­versprechendes Verfahren sein könnte“, sagt Steinhöfel. Insbesondere zur technischen Umsetzung besteht aber noch weiter Forschugsbedarf.

Klima: Mit Dürren rechnen

„Hier in Hessen wardie Trockenheit in den vergangenen drei Jahren ein großes Thema“, sagt Katharina Weihrauch, vom Beratungsteam Pflanzenbau der Landesanstalt für Landwirtschaft in Hessen (LLH). Denn Grünland existiert oft an Grenzstandorten und diese leiden unter Wetterextremen meist zuerst.

„Wenn es hart auf hart kommt, geht bei der Sortenwahl Trockentoleranz vor maximalen Ertrag. Es kommt darauf an, unter den Besten die Ausdauerndsten zu finden. Nur diese werden in die Landesempfehlung aufgenommen“, berichtet die Expertin von Erkenntnissen der letzten Jahre. So hätte sie lange auf Mähweiden wegen der Tritttoleranz Weißklee statt Rotklee empfohlen. Allerdings zeigte sich Rotklee dank Pfahlwurzeln beständiger gegen Trockenheit und wird nun zur Alternative.

Wenn es hart auf hart kommt, geht bei der Sortenwahl Trockentoleranz vor maximalen Ertrag. - Weihrauch

So auch beim Gras: „Knaulgras eignet sich schlechter für die Produktion hochenergetischen Futters. Es liefert aber auf Trockenstandorten deutlich höhere Erträge als dt. Weidelgras“, sagt sie. Bei extensiver Bewirtschaftung sind die Standard-Nachsaatmischung, so nicht immer die optimale Wahl. Bevor ein Bestand im Sommer ganz ausfällt, sei Abwägen angebracht. „Wir müssen lernen, unseren Futterbau an die Veränderungen anzupassen. Das wird in den nächsten Jahren eine Herausforderung bleiben“, sagt sie.Weihrauch plädiert grundsätzlich für eine optimale Grundversorgung im Boden. „Kalken wird zum Beispiel viel zu oft vergessen. Obwohl es vergleichsweise wenig kostet und einen riesigen Unterschied bezüglich der Trockentoleranz macht “, rät die Expertin.

Beratung: Mehr Spezialberatung

„Jeder hat unterschiedliche Ansprüche an sein Grünland“, sagt Dr. Michael Diepolder von der Lfl. Wer den Rohproteingehalt des Ernteguts steigern will, schneide beispielsweise oft jung und nutzt das Gründland damit intensiv. Das verringert wiederum die Bio­diversität auf diesen Flächen. „Dieser Punkt wird an Bedeutung gewinnen“, ist sich der Experte sicher.

Gute Beratung, die Erfolg bringt, darf dann auch was kosten.- Diepolder

Verschiedene Ansprüche der Landwirte und diverse örtliche Gegebenheiten führen dazu, dass eine Beratung möglichst individuell stattfinden sollte. „Gutes Grünlandmanagement betrifft Pflanzenbau, Tierernährung, Technik und oft auch den Naturschutz“, sagt Diepolder. Daher appelliert er für mehr spezialisierte Grünlandberater, die über diese Disziplinen hinweg ausgebildet bzw. vernetzt sind. Besonders in kleineren Netzwerken, in denen sich Landwirte und Berater austauschen können, sieht er ein großes Potenzial: „Gute Beratung, die Erfolg bringt, darf dann auch was kosten.“

Anbau: Wissen verbreiten

„Klee und Luzerne bzw. Kleegras sind für den Futterbaubetrieb sehr interessante Früchte, die bisher vielfach unterschätzt wurden“, sagt Professor Hubert Spiekers vom Institut für Tierernährung und Futterbau an der Lfl in Grub. Das will das bundesweite Demonstra­tionsnetzwerk „KleeLuzPlus“ ändern. Auf Pilotbetrieben hat das Netzwerk deutschlandweit Demoanlagen angelegt und neue Erkenntnisse in die jeweilige Region verbreitet.

Aktuell sind daraus auch bundesweite Orientierungswerte für die Qualitäten der Klee- und Luzerneprodukte in Abstimmung. Was es für Gras und Co. schon seit Jahren gibt, war bei Klee und Luzerne eher ein Flickenteppich. Für Landwirte sind solche Orientierungspunkte bei der Futterqualität allerdings wichtig.

„Letztlich soll der Hektar Kleegras oder Luzerne im Vergleich zu alternativen Früchten in Wert gesetzt werden“, sagt Spiekers. Beim Anbau, der Konservierung und der Verfütterung wird altes, teils lang ungenutztes Wissen mit neuen Erkenntnissen verbunden.

Klee und Luzerne bzw. Kleegras sind für den Futterbaubetrieb sehr interessante Früchte, die bisher vielfach unterschätzt wurden. - Spiekers
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