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Grünland: So sichern Sie die Proteingehalte

Wer mit seinem Grünland in einem roten Gebiet liegt, muss die Düngung einschränken. Doch wie lassen sich die Erträge und Proteingehalte absichern? Dazu fünf Empfehlungen.

Lesezeit: 8 Minuten

Protein für die Milchkühe kommt vom Grünland. Doch unter den erschwerten Rahmenbedingungen der Düngeverordnung (DüV) fällt die Stickstoffdüngung für betroffene Betriebe als maßgebende Steuerungsgrößen weg. Denn auf Flächen in den ausgewiesenen nitratbelasteten „roten“ Gebieten gilt es, Stickstoff (N) unter 20 % des Bedarfs zu düngen und schlagbezogen maximal 170 kg N/ha aus organischen und organisch-mineralischen Düngern auszubringen.

Um dennoch genug Protein zu ernten, helfen fünf oft vernachlässigte pflanzenbauliche Maßnahmen. Deren Ziel ist, dass die Bestände den  ausgebrachten Stickstoff effizient in Rohprotein (XP)umsetzen.  Nur so lässt sich das Ertragspotenzial weiterhin ausschöpfen.

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1. Grundnährstoffversorgung und pH-Wert anpassen

Alle intensiv genutzten Gras- und Gras-Leguminosen-Bestände müssen zunächst ausreichend mit den Grundnährstoffen Phosphor (P2O5), Kalium (K2O) und Schwefel (S) versorgt sein. Vor allem ist es wichtig, einen für den Boden optimalen pH-Wert zu schaffen. Nur wenn diese Faktoren in einem für den Standort entsprechend ausgewogenen Gleichgewicht stehen, wirkt die N-Düngung effizient.

Dass allein durch eine angepasste Grunddüngung ein signifikanter Jahreszuwachs von bis zu 40 % Ertrag möglich ist, zeigt ein Demo-Versuch im Rahmen des Projekts „EIP smart grazing“ in Schleswig-Holstein. Auf Dauergrünland eines Praxisbetriebes wurde eine einmalige bedarfsgerechte Frühjahrsdüngung von 300 kg K2O/ha, 53 kg P2O5/ha und 30 kg S/ha ausgebracht. Den Ertragseffekt im Vergleich zu einer unterlassenen Grundnährstoffdüngung im gleichen Pflanzenbestand unter limitierter N-Düngung zeigt die Übersicht deutlich.

Welcher Nährstoff in diesem Fall den Ausschlag gegeben hat, ließ sich nicht zweifelsfrei feststellen. Doch die Ertragseffekte belegen, wie wichtig eine  ausgewogene Grundnährstoffversorgung  für die Ertragsleistung von Hochleistungsgrünland und die Ausschöpfung des vollen Ertragspotenzials ist.

2. Nutzungsfrequenz und -art optimieren

Wer höhere XP-Gehalte vom Grünland ernten will, kann den Bestand einfach häufiger nutzen. Hintergrund ist Folgender: Bei einer erhöhten Nutzungsfrequenz sind die einzelnen Aufwuchsperioden kürzer. Da die Gräser dann weniger faserreiches Material einlagern, ist in den einzelnen Aufwüchsen weniger Trockenmasse (TM) enthalten. So verdünnen sich die Nährstoffe in der Pflanze weniger und es erhöhen sich die XP-Gehalte. Spielt die Witterung mit, kann man sogar bei  häufiger Schnittnutzung  von produktiven Grünlandbeständen höhere XP-Gehalte und gleichzeitig hohe XP-Erträge ernten. Dies ­zeigen Versuchsergebnisse aus Süddeutschland: In einem von Deutsch Weidelgras dominierten Bestand ließen sich im Jahresmittel Gehalte von 179 g XP/kg TM unter 5-Schnittnutzung erzielen. Im Vergleich dazu brachte eine 3-Schnittnutzung bei gleicher Düngung Gehalte von 124 g XP/kg TM. Die TM-Erträge waren in der Untersuchung unter 5-Schnittnutzung zwar geringer, der XP-Ertrag wurde jedoch um 25 % gesteigert.

In  intensiven Weidesystemen  mit hoher Nutzungsfrequenz kann man im Vergleich zur Schnittnutzung sogar leicht XP-Gehalte über 200 g/kg TM erreichen. Ein weiterer Vorteil der Weide: Die Tiere nehmen das Futter direkt und ohne Verluste auf. In schnittgenutzten Systemen können hingegen über die Ernte-, Silier- und Fütterungsverfahren unvermeidbare TM-Verluste von bis zu 30 % entstehen.

Doch eine hohe Futternutzungseffizienz auf der Weide ist nur dann gewährleistet, wenn ein professionelles Weidemanagement dahintersteht. Ziel ist eine möglichst hohe Futteraufnahme pro Tier. Zudem sollte das Futterangebot optimal an die Futternachfrage der Tiere angepasst sein. Das Weidelgras sollte dafür im Optimalfall im 3-Blattstadium genutzt werden. Denn: Bilden die Gräser bereits das vierte Blatt aus, beginnt das älteste in den unteren Bestandsschichten abzusterben.

Sind die Bedingungen optimal, werden die Bestände über die Vegetationsperiode dauerhaft kurz gehalten, sodass zusätzlich positive Effekte auf das Wuchsverhalten des Grasbestands entstehen. Kurze Bestände ermöglichen, dass Licht besser in tiefere Bestandsschichten eindringen kann. Durch diesen verstärkten Lichtreiz an den Triebknospen am Blattgrund können sich mehr Seitentrieben bilden. So liegen die Triebdichten bei Weidenutzung oft bei bis zu 15 000 Trieben/m², bei reiner Schnittnutzung dagegen bei nur ca. 8 000 Trieben/m². Dies wirkt sich ­langfristig erheblich positiv auf die Ertragsleistung aus. Zudem entwickeln die Hochleistungsgräser wie Deutsches Wei­­delgras noch mehr Konkurrenzkraft, was die Langlebigkeit eines Hochqualitätsgrünlands erhöht.

3. Pflege gut planen

Der Erntezeitpunkt eines Grünlandaufwuchses bzw. die Nutzungshäufigkeit ist ausschlaggebend, um den optimalen Kompromiss zwischen hohen Qualitäten (XP- und Energiegehalte) und Erträgen zu realisieren. Es ist jedoch nicht allein entscheidend, zu welchem Zeitpunkt geerntet wird – es zählt auch das Pflanzenmaterial. Ein landwirtschaftlich genutzter Dauergrünlandbestand repräsentiert das botanisch diverseste Pflanzenbausystem, dessen Artenzusammensetzung sich standort-, nutzungs- und witterungsbedingt sehr dynamisch verhalten kann. Somit ist ein regelmäßiges Monitoring der botanischen Artenzusammensetzung genauso notwendig, wie z. B. wichtige Bodenparameter im Auge zu behalten. Nur daraufhin lassen sich fundierte Entscheidungen zu Management- und Pflegemaßnahmen treffen.

Zu den in der Praxis bereits regelmäßig durchgeführten Pflegemaßnahmen zählen das Striegeln und die Nachsaat mit an den Standort angepassten Hochleistungsgräsern. In besseren und produktiven Lagen  ist die Nachsaat mit Deutschem Weidelgras wichtig für ein hohes Ertrags- und Qualitätsniveau:  Ab einem Anteil von 40 % Deutschem Weidelgras in intensiv genutzten Dauergrünlandbeständen bedeutet jede weitere Zunahme um 10 %, dass der durchschnittliche Jahresertrag um ca. 5 dt TM/ha zunimmt. Auch hier hängt der langfristig nachhaltige Erfolg einer Nach- oder Neuansaat maßgeblich von der Grundnährstoffversorgung ab. Bei angepassten und dem Bedarf entsprechenden Phosphor- und Kaliumgaben nimmt der Anteil des ertragsbildendem Deutschen Weidelgras zu. Das zeigen Daten zur Artenzusammensetzung eines 27-jährigen Dauerdüngungsversuchs der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (siehe Übersicht).

4. Organischen Stickstoff optimal nutzen

Vor dem Hintergrund der Obergrenze von 170 kg N/ha und Jahr gilt es, den Stickstoff aus organischen Düngern bestmöglich auszunutzen. Neben dem Zeitpunkt der Ausbringung bei optimalem Wetter trägt hierzu in erster Linie die  bodennahe Ausbringtechnik  bei, z. B. durch Schleppschuh oder Injektion. Hierüber lassen sich im Vergleich zur Breitverteilung die gasförmigen Ammoniak- und somit N-Verluste stark senken – es bleibt mehr Stickstoff für die Pflanzen im Boden.

Berücksichtigen Sie in diesem Zusammenhang auch die Grundnährstoffnachlieferung aus den Wirtschaftsdüngern. Mit einer organischen Düngung von 170 kg N je ha und Jahr (Standard-­Rindergülle, 7 % TS, 3,5 % Gesamt-N) lässt sich bereits ein großer Teil des Pflanzenentzugs decken, sodass ein erhebliches Einsparungspotenzial bei der mineralischen Düngung vorhanden ist.

Beispiel: Bei einer 4-Schnittnutzung mit 90 dt TM/ha kann die „Standard-Rindergülle“ (7 % TS; 3,5 % Gesamt-N; bei 170 kg N/ha/Jahr) nach schleswig-holsteinischen Richtwerten durchschnittlich folgende Entzüge decken: 70 % des P2O5-, 50 % des K2O-, 90 % des MgO- und 54 % des S-Entzuges.

5. Leguminosen erfolgreich etablieren

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte auf proteinreiche Leguminosen im Grünland setzen. Die Stickstoffsammler können aufgrund der Symbiose mit N-bindenden Bodenbakterien einen wichtigen Beitrag zu den XP-Erträgen leisten. Die Futterleguminosen wie Luzerne, Rotklee und Weißklee können im Gemenge mit hochwertigen Gräsern wie dem Deutschen Weidelgras  zwischen 300 bis über 400 kg N je ha und Jahr fixieren.  Durch den höheren Anteil an Leguminosen lassen sich so auch unter limitierter N-Düngung die XP-Gehalte auf einem hohen Niveau halten.

Ein weiterer Vorteil: Im Vergleich zu Gras – und zu Silomais – enthalten die Kleearten bzw. Luzerne hohe Gehalte an Kalzium und Magnesium. So können sie gleichzeitig die Mineralstoffgehalte in den Futterrationen ausgleichen.

Zudem bilden Leguminosen wie Luzerne und Rotklee ein tiefes Pfahlwurzelsystem aus. So gelangen sie auch unter trockenen Bedingungen noch an Wasserreserven und machen den Pflanzenbestand widerstandsfähiger (resilient). Denn der Bestand wird durch die Symbiose mit Luftstickstoff-bindenden Bakterien auch bei ausbleibenden Niederschlägen mit N versorgt. Im Gegensatz dazu lösen sich die Nährstoffe aus mineralischen Düngemitteln nur eingeschränkt und können kaum aufgenommen werden.

Rations-Tipp: Passen Sie beim Ver­füttern Leguminosen-reicher Bestände oder auch bei einer intensiven Beweidung die Futterration an! Nur so ist vor dem Hintergrund einer ausgeglichenen Ruminalen-N-Bilanz im Pansen der Milchkuh eine optimale Proteinaus­nutzung zu gewährleisten.

Beachten Sie bei Leguminosen im Bestand auch die Düngebedarfsermittlung im Rahmen der DüV: Abhängig vom Anteil der Leguminosen und ihrer N-Fixierungsleistung sind weitere Abzüge bei der N-Düngung vorzunehmen. Doch die Vorteile von Leguminosen im Grünland überwiegen – auch im ­Hinblick auf die hohen Kosten für Eiweißkonzentrate. Zudem lassen sich damit unter bestimmten Voraussetzungen auch ökologische Vorrangflächen (ÖVF) nachweisen. Mehr Informationen, wie man Leguminosen am besten im Grünland etabliert, finden Sie bei dem Demonstrationsnetzwerk „KleeLuzPlus".

Fazit

Durch pflanzenbauliche Maßnahmen kann Grünland Stickstoff effizient in Protein umsetzen. So lässt sich auch das Ertragspotenzial eines Standorts nachhaltig sicherstellen. Wägen Sie flächenspezifisch ab, welche Maßnahmen in Bezug auf Witterung, Boden und Bewirtschaftungsziel am besten greifen – und gehen Sie mit pflanzenbaulichem Fingerspitzengefühl vor.

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