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DBV-Symposium

Hat die deutsche Milchviehhaltung eine wirtschaftliche Perspektive?

Die Anforderungen an das Management auf Milchviehbetrieben steigen. Der Strukturwandel setzt sich fort. Dennoch hat die Milchwirtschaft eine Perspektive in Deutschland.

Lesezeit: 3 Minuten

„Die Stimmung ist schlecht auf den Milchviehbetrieben“, brachte es Dr. Stefan Weber, Fachkoordinator Rinderhaltung/ Betriebswirtschaft der LMS Agrarberatung, auf den Punkt. Bei dem Symposium des Deutschen Bauernverbands (DBV) zum Thema „Wirtschaftliche Perspektiven für die Milchviehhaltung in Deutschland“ erklärte er, dass „die allermeisten Milchviehbetriebe mit der Milchproduktion keine Kostendeckung erreichen“. Aufgrund der gestiegenen Kosten führen auch die aktuell steigenden Milchpreise nur zu einer verhaltenen Freude auf den Betrieben.

Milchwirtschaft aus Sicht eines Bänkers

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Gerald Hein, Fachbereichsleiter Landwirtschaft und Ernährung der Deutschen Kreditbank AG (DKB) beleuchtete die Wirtschaftlichkeit der Milchviehhaltung aus Sicht der Bank. Die DKB betreut mehr als 5.400 Landwirtschaftskunden und zählt aktuell ein landwirtschaftliches Kreditvolumen von rund 3,7 Mrd. €, etwa 2 Mrd. € davon in der Milchwirtschaft. „Wir legen den Fokus auf wettbewerbsfähige Betriebe mit einem guten Rating“, sagte er und ergänzte seine Beobachtung, dass immer weniger Personen in Tier- bzw. Milchviehhaltung investieren wollen.

„Auch wir sehen die Volatilität am Milchmarkt, insbesondere 2009 und 2016“, so Hein. Auch für die Bank sei es schwer abzuschätzen, wie lange Krisen andauern und wie lange die Betriebe durchfinanziert werden müssen. „Die Managementanforderungen an die Landwirte sind gestiegen. Die Margen werden immer enger und die Anforderungen steigen“, schilderte der Bänker seine Beobachtung. Die DKB hat bei seinen Kunden den Cash-flow nach Tilgung, Entnahmen und Steuern untersucht. Heraus kam, dass 60 % der Betriebe es nicht geschafft haben, Rücklagen zu bilden.

„Es gibt aber auch Betriebe, die auch in Krisenzeiten noch Geld verdienen." - Gerald Hein

"Das sind vermutlich die, die weiter wachsen und irgendwann die Gunst der Stunde nutzen, andere Betriebe zu übernehmen“, vermutete Hein.

Aus seiner Sicht machen eine überdurchschnittliche Ertragskraft und eine moderate Verschuldung erfolgreiche Betriebe aus. Auch die Bildung von Liquiditätsreserven in Zeiten hoher Auszahlungspreise sei wichtig, genauso wie den Generationswechsel im Blick zu haben. „Es kommt aber vor allem auch auf ein agiles Management an“, so Hein. „Ich nenne es ‚vom Bauern zum Unternehmer‘. Es sind nicht immer nur die anderen Schuld. Landwirte sollten auch ihr eigenes Handeln hinterfragen“, appellierte der Bänker.

Nach Heins Einschätzung sind Betriebe mit 400 bis 500 Kühen, die mit einer betriebswirtschaftlichen Perspektive. „Das heißt nicht, dass kleine Betriebe keine Chance haben“, stellte er klar. Es gebe auch viele große Betriebe mit 700 Kühen und mehr, die ihre Zukunft nicht mehr in der Milchwirtschaft sehen. Hein zeigte sich überzeugt, dass die Nachfrage nach in Deutschland produzierten Produkten hoch bleibt.

Der Strukturwandel geht weiter

Hauke Tergast vom Thünen Institut zeigte die Ausmaße des Strukturwandels seit 1950 an: „Während wir 1950 noch 1,5 Mio. Milchviehbetriebe in Deutschland hatten, sind es heute noch etwa 56.000“, so der Wissenschaftler. Damals standen auf den Höfen im Schnitt zwei Kühe, heute sind es rund 70. „Ein Großteil der deutschen Betriebe hält unter 100 Kühe“, erklärte Tergast die Strukturentwicklung in der Milchviehhaltung. Nach den Erhebungsergebnissen haben 32 % der deutschen Milchkühe Zugang zu einer Weide.

Von einem sich weiter fortsetzenden Strukturwandel geht Tergast auch in den nächsten Jahren aus. „Die Treiber sind unter anderem die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und die gesellschaftlichen Ansprüche an die Landwirtschaft wie Tierwohl-, Umwelt- und Klimaschutz.“

Das komplette Symposium ist hier online abrufbar.

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