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topplus Dairy Event

Highlights vom top agrar-Dairy Event 2022

Kälber sollten mindestens 14 Wochen Milch bekommen, um sich optimal entwickeln zu können. Das erklärte Prof. Korinna Huber beim top agrar-Dairy Event.

Lesezeit: 7 Minuten

Optimieren ist das neue Wachsen – bei dieser Aussage waren sich die Referenten des top agrar-Dairy Events einig. Denn obwohl die Milchpreise mit 50 bis 60 ct/kg und mehr eine lange unvorstellbare Höhe erreicht haben, macht sich unter Milcherzeugern nur wenig Euphorie breit. Dafür sind die Zeiten zu ungewiss.

Wichtig ist also, Haltung, Management oder Kosten weiter zu optimieren, um eine gute Leistung zu erzielen und Tiere aufzuziehen, an denen der Betrieb lange Freude hat. Welche Ansätze unsere Referenten dazu haben und was Teilnehmer außerdem wissen wollten, fassen wir hier zusammen.

Länger Milch tränken

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Prof. Dr. Korinna Huber untersucht, wie sich Kälber so aufziehen lassen, dass sie zu einer resilienten Milchkuh werden: „Eine resiliente Kuh nutzt ihre Energie für alle physiologischen Funktionen, findet eine Balance zwischen Auf- und Abbau von Körpermasse und kann Störungen, wie z.B. eine schlechte Futterqualität, vorübergehend ausgleichen.

In einem Versuch haben wir untersucht, wie sich die Tränkedauer auf die Entwicklung des Kalbes auswirkt. Dazu teilten wir 59 weibliche Holstein-Kälber am zehnten Lebenstag in zwei Gruppen auf: Die eine Gruppe setzten wir in der fünften bis siebten Lebenswoche ab, die andere Gruppe nach 15 bis 17 Wochen. Innerhalb der Gruppen wurde unterteilt in Kälber von Färsen bzw. Mehrkalbskühen. Die Tränke am Automaten bestand aus max. 9 l Milchaustauscher/Tier und Tag (150 g/l).

Die Ergebnisse zeigten, dass die physiologischen Funktionen der früh abgesetzten Kälber nicht so gut entwickelt waren, wie die der spät abgesetzten. Die früh abgesetzten Kälber nahmen zwar mehr Kraftfutter auf, die spät abgesetzten holten das Niveau in den ersten Lebenswochen aber zusätzlich zur guten Milchaufnahme vollständig auf. Begründung: Die früh abgesetzten Kälber haben aufgrund von Hunger wegen der fehlenden Milch früher mehr Kraftfutter gefressen.

Die Organe und ihre Funktionen sind aber nicht entsprechend ausgereift", so Prof. Korinna Huber.

Das frühere Fressen von Konzentrat führt zu einer teilweisen Entwicklung der Pansenfunktionen, aber viele Funktionen des restlichen Körpers können diese Entwicklung nicht so schnell mitmachen. Der Stoffwechsel ist stark gestört für etliche Wochen nach dem Absetzen.

Früh abgesetzte Färsenkälber haben außerdem nur geringe Leptinspiegel im Blut. Das kann zu einer Verringerung der Futteraufnahme führen und hat u. a. negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit, die Bildung von Knochenmasse oder den Insulin-Glukose-Haushalt. Um die Probleme zu lösen, gibt es nur eine Lösung: mehr und mindestens 14 Wochen Milch tränken.“

Publikumsfrage: Wie bewerten Sie das aktuell gängige Erstkalbealter?

Huber: Ein zu schnelles Wachstum birgt Risiken. Denn Wachstum allein ist kein Kriterium für Gesundheit, auch die Reifung ist wichtig. In der Färsenzeit entwickeln sich die Tiere noch. Grundsätzlich müssen Landwirte auf Tragende ein besonderes Augenmerk legen. Alles was in der Zeit passiert, ist essenziell für den Fötus. Besamen wir Färsen zu früh, kann sich das negativ auf die Entwicklung des Kalbes auswirken. Vielleicht haben wir das in der Praxis lange falsch gemacht.

Zur Vollkostendeckung sind 50 ct Milchpreis/kg ECM nötig

Peter Hufe erklärte, warum sich in der Milchproduktion gerade alles verschiebt: „Im dritten Quartal 2022 gab es so viele positive Betriebsergebnisse wie schon lange nicht mehr. Doch zugleich wird der Anteil der variablen Kosten an den Vollkosten bis Ende dieses Jahres im Schnitt um etwa 5 % steigen. Bei einzelnen Betrieben liegt er dann bei mehr als 90 %. Die Werte basieren auf 19 Betrieben in unserer Beratung, die im Mittel 684 Kühe halten.

Der Grund für diese Entwicklung sind insbesondere die stark steigenden Kosten für Futter, Energie und Arbeitslohn.

Dadurch steigt z.B. der Anteil der Futterkosten an den variablen Kosten auf rund 60 %", so Peter Hufe.

Zur Deckung der Vollkosten werden Betriebe mit einer durchschnittlichen Kostenstruktur einen Milchpreis von etwa 50 ct/kg ECM benötigen. Durch die höheren Kosten für Futter, aber auch für die Bestandsergänzung ist aktuell noch mehr Kapital in den Beständen gebunden. Das Liquiditätsrisiko steigt also, besonders wenn die Erzeugerpreise wieder fallen sollten.

Wichtig ist daher, die Produktionskosten im Blick zu haben: Futterverluste vom Feld bis zur Futteraufnahme lassen sich durch strenges Controlling vermeiden. So z.B. sauberes Erntegut, luftdichte Lagerung und die Entnahme von einer sauberen Anschnittfläche. Beim Anmischen der Ration spielen vor allem regelmäßige Trockenmassebestimmung, korrekte Einwaage und ausreichende Mischdauer eine entscheidende Rolle. Die Kühe sollten die Ration fressen, die berechnet wurde.“

Publikumsfrage:Wie bekommt man eine korrekt gemischte Ration?

Hufe: Da kommen viele Faktoren zusammen, z. B. die Mischreihenfolge, die Futterstruktur, die Messer im Mischwagen. Aber vor allem sollte die Mischdauer zum Volumen des Mischwagens passen. Lange genug zu mischen, ist eine einfache, aber sehr wirksame Maßnahme. Sonst ist die Ration am Anfang des Futtertisches eine ganz ­andere als die am Ende.

Betriebsblindheit hat wirtschaftliche Folgen

Prof. John Mee vom irischen Agrarforschungs- und Beratungsinstitut Teagasc zeigte, welche Folgen Betriebsblindheit hat: „Was wir tagtäglich sehen, wird zu einer „neuen Normalität“. Das gilt für jedes Unternehmen. In der Landwirtschaft zeigt sich das z. B., wenn Probleme nicht erkannt werden, weil Krankheitsraten nicht erfasst werden. Betriebsblindheit entsteht auch, wenn ein Problem langsam immer größer wird und deshalb nicht wahrgenommen wird, wie z. B. lahme Kühe.

Ein Beispiel für Betriebsblindheit: In der Theorie sind sich Wissenschaftler und Landwirte einig, dass Kolostrum frühzeitig und in ausreichender Menge vertränkt werden sollte. In der Praxis wird es aber selten umgesetzt, was zu Kälbererkrankungen führt.

Um Betriebsblindheit zu vermeiden, gibt es mehrere Möglichkeiten: Sinnvoll ist ein Blick von außen und konkrete Daten (Kälber wiegen, Gesundheitsscoring).

Auch Benchmarks helfen, das eigene Management einzuschätzen", so John Mee.

Sensordaten können dabei unterstützen. Das beste Mittel gegen Betriebsblindheit ist aber: gute Beispiele aus der Praxis kommunizieren und mit Berufskollegen diskutieren."

Publikumsfrage: Wie offen sind Landwirte ihrer Erfahrung nach, die eigenen Daten preiszugeben?

Mee: Irische Betriebe hatten viele Vorbehalte, eigene Daten für einen nationalen Vergleich freizugeben. Doch mittlerweile sind die meisten von den Vorteilen des Benchmark überzeugt: Die Betriebe können eigene Fehler erkennen und Arbeitsabläufe optimieren. So reduzieren sie Kosten oder verbessern die Leistung. Diskussionen z. B. in kleinen Arbeitskreisen unterstützen die Betrieb sehr.

Eine gute Tiergesundheit ist der ­Erfolgsfaktor

Christian Büchtmann aus Burgwedel (Niedersachsen) bewirtschaftet mit seiner Frau Mareike einen Betrieb mit 120 Milchkühen, Ackerbau und einer Biogasanlage: „Wir melken im Altgebäude aktuell fast 13.000 kg Milch (3,74 % Fett, 3,41 % Eiweiß) und erreichen eine Lebensleistung von 57.127 kg. Ich denke, ein Erfolgsfaktor ist die enge Abstimmung mit Tierärzten und Beratern.

Unsere bestandsbetreuende Tierärztin ist einmal wöchentlich im Stall. Sie untersucht Einzeltiere, behandelt akute Klauenprobleme und unterstützt uns beim Herdenmanagement. Zusätzlich schaut sie regelmäßig in die digitalen Leistungs- und Gesundheitsdaten. Wir wollen kranke Tiere schnell erkennen und behandeln. Hygiene und Prävention spielen eine wichtige Rolle. Wir setzen auf Grippe- und Mutterschutzimpfungen. Alle acht Wochen kommt ein Klauenpfleger und wöchentlich machen wir ein Klauenbad.

Unseren beiden polnischen Mitarbeiter, die im Wechsel bei uns sind, sowie unsere zwei Azubis haben Familienanschluss.

Ihnen übertrage ich viel Verantwortung, nehme ihre Ideen und Anmerkungen aber auch sehr ernst", sagt Christian Büchtmann.

Wichtig ist mir, dass wir Aufgaben jeden Tag konsequent umsetzen.

Die Ration unterteilen wir in eine Vormischung aus Gras, Kraftfutter, Mineralstoff, Stroh und Biertreber, die wir dann mit Mais und Wasser mischen. Ziel ist eine Ration, die das Selektieren am Futtertisch unmöglich macht. Deshalb setzen wir auf die Vormischung, die wir neun Minuten nachmischen lassen, und nutzen kurz gehäckseltes Stroh sowie Wasser.

Publikumsfrage: Warum nutzen Sie Gärreste als Liegeboxeneinstreu?

Büchtmann: Vorher haben wir eine Stroh-Kalk-Wasser-Einstreu genutzt, aber immer wieder Probleme mit hohen Zellzahlen. Nach der Umstellung auf die separierten Gärreste, die bei 80 - 90 °C trocknen, sankt die Zellzahl innerhalb von sechs Wochen auf unter 200.000/ml.

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