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topplus Black Angus aus der Uckermark

Hofgut Kerkow: Mit dem Hofladen in Berlin

Der Hauptsitz des Bio-Direktvermarkters Gut Kerkow ist in der Uckermark. Aber damit nicht genug: Berliner können die edlen Produkte in vier Filialen kaufen. Was steckt hinter dem Konzept?

Lesezeit: 6 Minuten

Eine Passion für Biofleisch – so lautet der Slogan von Gut Kerkow. Dass das keine leere Floskel ist, wird beim Besuch des Hofladens in der Uckermark, rund eine Autostunde entfernt von Berlin, schnell deutlich.

Im Laden fällt die große, aufgeräumte Fleischtheke direkt ins Auge. Ganz rechts eine dreistöckige Präsentationstheke mit hochwertigen Teilstücken vom Rind. Das Rindfleisch ist beleuchtet und in Szene gesetzt. „Unser Alleinstellungsmerkmal sind unsere eigenen Angusrinder und ihr Fleisch“, bringt es Geschäftsführer Rainer Herrmann auf den Punkt. Inhaber des Gutes sind Jochen und Christof Beutgen. Die Investoren haben das Gut mit rund 900 ha 2015 aus landwirtschaftlicher Hand gekauft.

Schnell gelesen

  • Gut Kerkow ist ein Bio-­Direktvermarkter mit Sitz in der Uckermark. Dort finden sich Landwirtschaft, Schlachthaus, Produktion und Hofladen.

  • Die Investoren haben ­zudem vier Metzgerfilialen in Berlin eröffnet. Hier gibt es die Produkte aus Kerkow (Brandenburg).

  • Im Mittelpunkt steht das Rindfleisch der eigenen Black Angusrinder. Sie stehen ganzjährig draußen und werden mit 24 Monaten geschlachtet.

Rindfleisch im Zentrum

Das Fleisch der mit rund 24 Monaten geschlachteten Rinder ist der Kundenmagnet. Das Besondere: „Wir wollen alles vom Rind vermarkten, also sind bei uns auch ­alle Cuts erhältlich“, erklärt die Marktleiterin des Hofladens, Melanie Hüppauf. Besucher finden neben Rind auch sämtliche Teilstücke von Schwein und Geflügel sowie etliche Wurstvariationen in den Kühltheken. Diese sind je nach Bedarf auch zu Selbst­bedienungstheken wandelbar.

Die Atmosphäre in dem umgenutzten ehemaligen Kornspeicher ist gemütlich. Kunden haben nicht nur direkt im Laden die Möglichkeit zu verweilen und die liebevoll angerichteten Speisen zu genießen. Scheint die Sonne, stehen auch auf dem Gutshof genügend Sitzgelegenheiten zur Verfügung. Geht man von dort etwas weiter auf den Hof, sind rechts das Schlachthaus sowie der Rinderstall zu sehen.

Für das Konzept „Nose to Tail“, zu Deutsch „Kopf bis Schwanz“, und damit auch für Gut Kerkow unabdingbar: das Thekenpersonal. Die Mitarbeiter müssen den Konsumenten genau erklären können, was mit welchem Teilstück zuzubereiten ist, wie die Tiere gehalten werden und wie die Schritte in der Produktion ablaufen, erklärt Herrmann.

450 Black Angus Rinder

Dass sich alles um Rindfleisch dreht, zeigen auch die drei „Dry Ager“, die zentral neben der Theke stehen. „Unsere Kunden sollen ­sehen, wie wir produzieren und wie lange das Fleisch reifen muss“, betont der Geschäftsführer.

Zum Gut Kerkow gehören neben 900 ha landwirtschaftlicher Fläche auch rund 450 Black Angus Rinder. Die Mutterkühe stehen ganzjährig auf der Weide und ernähren sich ausschließlich von Gras. Färsen und Ochsen kommen etwa zwei Monate vor dem Schlacht­termin in die Stallungen direkt am Hof.

Die Färsen stehen dann in einer ehemaligen LPG-Anlage mit Laufhof. Die Ochsen sind im Offenfrontlaufstall untergebracht. Alle Tiere stehen auf Tiefstreu und erhalten Luzernegras sowie Grassilage. Direkt neben dem Laufstall der männlichen Tiere befindet sich die Tötungsbucht, in der die Tiere geschossen werden. „Für eine ausge­zeichnete Fleischqualität ist höchstes Tierwohl notwendig. Die Rinder dürfen keinerlei Stress haben – das würde den Geschmack zerstören“, erklärt Herrmann. ­Deshalb vermeidet er jeden Transport.

Ankommstall für Schweine

Neben dem Aushängeschild, den Angusrindern, sind in den Stallungen rund 30 Schweine unter­gebracht. Diese kommen von den Partnerbetrieben etwa drei Wochen vor der Schlachtung. Dann stehen sie im Strohstall mit Auslauf. Auch hier will Herrmann jeden Stress vor der Tötung vermeiden. Des Weiteren gehören rund 330 Freilandgänse zum Betrieb.

Die Kunden erwarten höchste Transparenz und Tierwohl. „Nur wenn wir das auch gewährleisten, können wir uns in diesem ­Bio-Hochpreissegment bewegen“, führt er weiter aus.

Betriebsspiegel Gut Kerkow

  • Inhaber: Jochen und Christof Beutgen

  • Geschäftsführer: Rainer Herrmann und Jörg Reuter

  • Gründung: 2018

  • Lage: Angermünde (Ortsteil Kerkow), Uckermark, eine Autostunde von Berlin

  • Angestellte: 120

  • Flächenausstattung: 900 ha Ackerland, davon 150 ha Grünland (Naturland zertifiziert)

  • Tierhaltung: 450 Black Angus Rinder, 330 Freilandgänse, 30 Schweine, weitere Partner­betriebe mit Schafhaltung, Geflügel, Wild usw.

  • eigene Schlachtung, Verarbeitung und Küche

  • Vermarktung: Hofladen Gut Kerkow (Angermünde), vier Metzgerfilialen in Berlin-Zehlendorf, Friedrichshain, Schöneberg und Mitte; Onlineshop

  • Urlaub im Gutshaus möglich

Warmfleischverarbeitung

Mit EU-Fördermitteln hat Herrmann die eigene Produktion 2024 modernisieren lassen. „Wir mussten zusätzlich rund 1 Mio. € investieren, damit unsere Metzgerei Bio- und EU-konform ist“, so der Geschäftsführer. Noch rechne sich das Konzept mit Metzgerei, Hof­laden und Filialen nicht. „Aber das Wachstum passt und unsere Investoren glauben an das Projekt“, ist er optimistisch.

Besonders stolz macht ihn die neue Warmfleischverarbeitung: „Wenn man schon selbst schlachtet, muss man das Verfahren nutzen. Es sind keine weiteren Zusatzstoffe nötig und das Wursten ist einfacher.“ Auch seine Metzger sowie Kunden wüssten das zu schätzen.

15 Rinder pro Woche

Pro Woche gehen 10 bis 15 Rinder sowie 10 bis 13 Schweine in die hofeigene Schlachtung. 50 % der Ware finden die Kunden dann im Hofladen sowie den Berliner ­Filialen wieder, die anderen 50 % verkauft Herrmann an Biogroß­handel sowie Gastronomie. „Wir sind hier im Umkreis das einzige Unternehmen mit Landwirtschaft und eigener Produktion und dann auch noch mit Bio“, weiß er um das Alleinstellungsmerkmal.

Für ihn entscheidend: Geburt, Aufzucht, Schlachtung, Verarbeitung und Verkauf – alles findet bei uns am Standort statt. Die Kunden können also allerhöchstes Vertrauen in die Kette haben. Darauf soll sich auch die nun gestartete Marketingstrategie beziehen.

Ziel für Tagesausflüge

Nicht nur die Produkte vom Gut Kerkow aus der Uckermark sind vielen Menschen noch nicht bekannt. Auch die Uckermark selbst ist vielen kein Begriff. Im Ortsteil Angermünde-Kerkow selbst leben gerade mal rund 400 Einwohner. Für Herrmann ist klar: „Wir müssen hier Pendler einfangen und nutzen, dass die Uckermark ein immer beliebteres Urlaubsziel wird. Manch ein Berliner macht aber auch Tagesausflüge zum Hofladen Gut Kerkow.“ ­

Deshalb ist auch sieben Tage die Woche geöffnet. An den Wochenenden ist die höchste Besucher­frequention. Doch das reicht nicht, deshalb hat Herrmann mit seinem Team vier Metzgerfilialen in Berlin eröffnet. Dort will er künftig den Großteil der edlen Produkte vermarkten.

Vier Filialen in der Hauptstadt

Der Bio-Direktvermarkter Gut Kerkow setzt auf Qualität, Tierwohl und Transparenz. Aber das erklärt sich nicht von alleine, sondern muss an der Theke passieren. „Das ist unser Erfolgsrezept“, ist sich Manuela Artel sicher. Sie betreut die vier Berliner Filialen. „Unsere Fachkräfte kennen sich aus und wissen, welches Teilstück sich für was eignet und wie man es zubereiten muss. Zudem erzählen sie eine Story – das ist, anders als im Einzelhandel, wichtig in Metzgereien“, erklärt sie.

Allerdings sei das Einkaufsverhalten der Berliner komplett anders als auf dem Land, weniger traditionell, aber ebenfalls sehr bewusst. „Ganz nach dem Motto, lieber weniger Fleisch aber dafür von bester Qualität“, fasst Marc Awiszus aus der Filiale in Friedrichshain zusammen. „Besonders beliebt ist hier Geflügelfleisch. Der absolute Renner aber Pastrami im Brötchen“, berichtet Artel. „Nicht selten kommen auch Medizinstudentinnen und kaufen Herzen, um an der Uni zu üben.“

Vor fünf Jahren fiel der Startschuss für die erste Berliner Filiale, inzwischen sind es vier mit insgesamt ­etwa 30 Mitarbeitern. „Wir müssen die Produkte aus der Uckermark in Berlin verkaufen, hergestellt werden sie weiterhin in Kerkow. Aber nur so kann sich das Konzept in Zukunft rechnen“, beschreibt Rainer Herrmann. Außerdem geht er davon aus, dass es künftig weniger Handwerksmetzgereien in Berlin geben wird. Darin sieht er seine Chance. Denn die Pläne sind groß: In Zukunft will er vier weitere Standorte in der Millionenmetropole ­aufmachen.

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