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Schwere Zeit in der Bullenmast - Jetzt muss die Leistung stimmen!

Schlechte Preise und wenig Futter – die Margen in der Bullenmast sind knapp. Dennoch ist es möglich, auch in schweren Zeiten Geld zu verdienen. Matthias Lambers erklärt, worauf es ankommt.

Lesezeit: 7 Minuten

Matthias Lambers, Beratungsring Osnabrück

Herr Lambers, die Bullenmäster stehen unter Druck. Wie ist die Stimmung auf den Betrieben?

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Lambers: Grundsätzlich ist die Stimmung angespannt. Futterknappheit und enge Margen belasten die Betriebe. Vor allem das Thema Liquidität spielt bei vielen Bullenmästern eine Rolle. Die Situation führt dazu, dass wir den Strukturwandel, den wir vor allem von Milchviehbetrieben kennen, nun auch in der Bullenmast sehen. Insbesondere Betriebe mit einem Viehbestand von 50 bis 100 Bullen hören auf. Häufige Gründe sind zum Beispiel die fehlende Hofnachfolge, geringe Erlöse und hohe Auflagen wie die Anlagenverordnung für den Umgang mit wassergefährdenden Stoffen.

Wie geht es Betrieben, die investiert haben und noch Kapitaldienst leisten müssen?

Lambers: Diese Betriebe haben es besonders schwer. Bei der Planung von Investitionen bezieht man sich auf den durchschnittlichen Betriebsgewinn der vergangenen sechs bis acht Jahre. Die derzeit niedrigen Betriebsergebnisse weichen allerdings stark von diesen Zahlen ab. Der Kapitaldienst ist deshalb im Verhältnis hoch angesetzt, was die Liquidität zusätzlich belastet.

Gibt es denn Betriebe, die zurzeit Geld verdienen?

Lambers: Ja, die gibt es. Die guten Betriebe schreiben auch in schwierigen Jahren schwarze Zahlen. Aber auch da sind die Gewinne gering.

Was machen sie besser als die anderen? Was können sich weniger erfolgreiche Betriebe abgucken?

Lambers: Grundsätzlich gibt es nur kleine Stellschrauben, an denen die Betriebe drehen können. Es gehört viel Können dazu, um erfolgreich zu sein. Besonders wichtig ist, die eigenen Betriebszahlen zu kennen. Zählen, messen, wiegen, lautet die Devise. Nur wer die eigenen Leistungen, Kosten und Kennzahlen kennt, kann seine Produktion so effizient wie möglich gestalten.

Welchen praktischen Tipp geben Sie den Mästern?

Lambers: Der Geheimtipp ist Dokumentation. Bullenmäster sollten sich unbedingt kontinuierlich notieren, woher sie ihre Zukaufstiere haben. Um bessere Rückschlüsse auf die Tierqualität zu erhalten, müssen Landwirte die Tiere regelmäßiger wiegen. Die Ergebnisse dienen nicht nur der Selbstkontrolle am Ende der Mastdauer, sondern sagen auch etwas über die Aufzuchtqualität der Aufzuchtbetriebe aus. Das ist für weitere Einkäufe nützlich.

Betriebsleiter sollten zusätzlich ihre eingesetzten Futtermittel und die Schlachtergebnisse festhalten. Nur so können Mäster auch über längere Zeiträume die Leistungsdaten des Betriebes nachvollziehen und bei Bedarf optimieren.

Ist es sinnvoll, in Zeiten von schlechten Erlösen beispielsweise bei Tiereinkäufen zu sparen?

Lambers: Auf gar keinen Fall. Im Gegenteil! Unsere Betriebszweigauswertungen beim Beratungsring Osnabrück haben gezeigt, dass die im Betriebsvergleich besten Mäster die qualitativ hochwertigsten Bullen einkaufen. Das Tier kostet im Einkauf zwar 20 bis 30 € mehr, kann das eingesetzte Futter aber auch besser verwerten. Das wirkt sich am Ende wiederum positiv auf der Kostenseite aus.

Die Futterkosten sind ein weiterer großer Kostenpunkt in der Bullenmast. Welchen Rat geben Sie in dem Bereich Ihren Mitgliedsbetrieben?

Lambers: Grundsätzlich ist es wichtig, die Rationen laufend auf die Lebendgewichte abzustimmen. Also nicht immer ein und dieselbe Mischung zu füttern, sondern der Mastperiode entsprechendes Futter vorzulegen. Ich empfehle außerdem, die von Futtermittelberatern gerechneten Rationen nochmal von einem neutralen Berater ohne Verkaufsinteresse gegenrechnen zu lassen.

Kraftfutter ist ein teures Futtermittel. Lohnt es sich hier zu sparen?

Lambers: Auf jeden Fall lohnt es sich, Futtermittelpreise zu vergleichen. Beim Kraftfuttereinsatz grundsätzlich zu sparen, halte ich für wenig sinnvoll. Es ist, wie eben schon gesagt, wichtig, seine Tiere bedarfsgerecht zu füttern. Qualitätsbullen haben beispielsweise eine hohe Futterverwertung. Wenn ich bei diesen Tieren mehr Kraftfutter einsetze, steigen die Kosten zwar zunächst. Dank der Leistung des Tieres zahlt sich die Fütterung aber am Ende aus: Die Bullen erreichen ihr Schlachtgewicht früher, was die Kosten unterm Strich senkt. Mäster können so auf lange Sicht mehr Durchgänge fahren. Bei Tieren von geringerer Qualität müssen Mäster genauer hinsehen. Wenn die Tiere das eingesetzte Futter nicht entsprechend verwerten, treibt das die Kosten in die Höhe.

Einige Betriebe verkaufen immer mal wieder Tiere, um liquide zu bleiben. Ist das ratsam?

Lambers: Nein. Ich beobachte aber auch, dass liquiditätsschwache Betriebe Mühe haben, ihre Bullen so lange stehen zu lassen, bis sie das ideale Schlachtgewicht erreicht haben. Besser als schnelles Geld zu machen, ist mit guten Leistungen Geld zu verdienen.

Betrieben, die finanziell auf Kante genäht sind, empfehle ich, mithilfe eines Beraters ein Konzept für die Bank zu entwickeln. Auch hier gilt: Die Betriebe müssen ihre Zahlen kennen und wissen, was sie tun. Wenn man dann beim Bänker mit guten Leistungen und einer schlüssigen Strategie punkten kann, ist dieser eher bereit Geld zur Verfügung zu stellen. Verkaufe ich immer wieder frühzeitig Tiere, um zahlungsfähig zu bleiben, wirkt sich das negativ auf die Leistungszahlen meines Betriebs aus. Schlechte Betriebsergebnisse halten Banken davon ab, Geld zu verleihen.

Was raten Sie den Bullenmästern in puncto Haltung?

Lambers: Es ist schwer, pauschale Tipps für die Haltung zu geben. Dafür gibt es zu viele unterschiedliche Systeme. Die Schlüsselwörter sind Luft, Licht und Wasser. In einem schlechten Jahr muss alles stimmen, um Erfolg zu haben. Hier kann auch der Blick und der Rat eines neutralen Beraters helfen. Im Alltagsgeschäft fallen viele Dinge nicht auf, die Verbesserungspotenzial haben. Ein Blick von Außen hilft, Schwachstellen aufzudecken. Allerdings sind die Betriebsleiter dann auch gefordert, die Kritik anzunehmen und die Probleme aktiv zu beheben.

Tierhaltung ist bei Verbrauchern ein beliebtes Thema. Sie kritisieren unter anderem die Vollspaltenböden. Sind die heute noch zu rechtfertigen?

Lambers: Ich gestehe, dass es schwer ist, dem Verbraucher das zu erklären. Entscheidend ist am Ende aber ein gutes Management und gut aussehende Tiere.

Ich empfehle Betrieben mit Vollspalten die Betonoberfläche mit Gummimatten nachzurüsten. Auch wenn das natürlich zunächst einmal ein Kostenpunkt ist, haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass sich der weiche Boden positiv auf die Leistung auswirkt. Die Bullen erreichen ein höheres Schlachtgewicht, sie sind aktiver und fressen mehr. Außerdem treten seltener Gelenk- und Knochenprobleme auf (siehe top agrar 2/2019, R30-R32).

Wo wir gerade beim Thema Haltung sind. Auch Rindfleisch ist im Lebensmitteleinzelhandel mit dem Siegel der Haltungskennzeichnung versehen. Bietet das einen Mehrwert bei der Fleischvermarktung?

Lambers: Leider nicht. Das deutsche Rindfleisch ist in den Supermarktregalen in der niedrigsten Kategorie, nämlich Stufe 1, der Stallhaltung, gekennzeichnet. In diese Stufe gelangen ausnahmslos alle QS-zertifizierten Betriebe. Stufe 2, also Stallhaltung plus, sieht laut Kriterienkatalog einen Platzbedarf von 1,5 bis 3 m² vor. Das setzen viele Betriebe um. Das Fleisch ist aber nicht entsprechend gekennzeichnet.

Wieso nicht?

Lambers: Die Haltungsformkennzeichnung ist kein Label für sich, sondern ordnet bestehende Siegel in vier Kategorien ein. Das Problem ist, dass es zurzeit kein Label gibt, das den Kriterien der Stufe 2 entspricht. Die Konsequenz ist, dass die hohen Standards der deutschen Rindermast im Regal der Lebensmitteleinzelhändler nicht repräsentiert werden. Mich ärgert, dass argentinisches Rindfleisch dagegen als Premiumprodukt ausgewiesen wird. Der Bullenmast fehlt eine Lobby, die sich für eine bessere Vermarktung einsetzt.

Was empfehlen Sie Mästern für die Vermarktung?

Lambers: Es ist schwer, einen genauen Vermarktungszeitpunkt zu definieren. Man kann nie genau vorhersagen, wie sich die Preise entwickeln. Empfehlenswert ist ein Schlachtgewicht von 430 bis 440 kg. In der Klassifizierung lassen sich höhere Erlöse erzielen.

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