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topplus DMK-Chef im Interview

Ingo Müller: "Die Fusion wird der Wertschöpfung der Landwirte zugutekommen"

Was bedeutet die geplante Fusion für das DMK und wie wirkt sich das auf die Landwirte aus? Das erklärt DMK-Geschäftsführer Ingo Müller im Interview.

Lesezeit: 6 Minuten

Ingo Müller ist CEO beim Deutschen Milchkontor (DMK). Künftig soll er als Executive Vice President (EVP) in das Führungsteam von Arla kommen. Im Interview berichtet er über die Hintergründe der geplanten Fusion von Arla und DMK.

Arla Foods und DMK wollen fusionieren. Was bedeutet das für die Deutschlands größte Genossenschaftsmolkerei?

Müller: Die Nachricht über unsere Fusionsabsicht mit Arla kam sicher überraschend für die gesamte Branche. Um das gleich vorwegzunehmen: Dieser Plan ist ein gemeinsamer, denn sowohl Arla als auch wir sehen viele Chancen in diesem Vorhaben. Unsere Gremien aus Aufsichtsrat und Vorstand haben die Gespräche von Beginn an mitgeführt und im Austausch mit den Gremienvertretern von Arla geprüft, ob ein Zusammenschluss Sinn macht. Unser aller Antwort war ein klares „Ja“.

Wir glauben, dass unsere Genossenschaften ideale Partner sind. Der Zusammenschluss wird dabei sowohl Arla als auch DMK durch eine größere Marktabdeckung und ein stärkeres Produktportfolio kommerziell deutlich stärken. Durch die Bündelung von Ressourcen und Fachwissen wird das fusionierte Unternehmen aufgrund des sich ergänzenden Produktportfolios eine starke Marktpräsenz in Europa und auf der ganzen Welt haben. Zusammen werden wir ein breites Markensortiment haben und Kunden in über 160 Märkten weltweit beliefern können.

Außerdem wird die gemeinsame Genossenschaft auch in Zeiten globaler Herausforderungen Stabilität und Lebensmittelsicherheit gewährleisten und weltweit noch mehr hochwertige Produkte anbieten können.

Wann begannen die Fusionsgespräche?

Müller: Wir haben bereits in den letzten Jahren bei mehreren Projekten erfolgreich mit Arla zusammengearbeitet, unter anderem bei unserem Joint-Venture-Projekt ArNoCo, bei dem Molke aus unserer Käseproduktion zu Molkenproteinkonzentraten und Laktose für das globale Ingredients-Geschäft von Arla verarbeitet wird. Der Dialog über die Prüfung eines möglichen Zusammenschlusses hat im Dezember 2024 begonnen.

Von wem ging die Initiative zur Fusion aus?

Müller: Ganz klar: von beiden Seiten.

Was erhofft sich das DMK von der Fusion?

Müller: Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren sehr partnerschaftlich mit Arla zusammen. Arla hat sich als wichtiger Akteur in der europäischen Milchwirtschaft etabliert und durch die Bündelung unserer Kräfte werden wir gemeinsam nicht nur eine größere Marktabdeckung erreichen und das Produktportfolio stärken, eine Fusion wird auch mehr Investitions- und Innovationskraft ermöglichen und Synergien schaffen.

Unsere erfolgreiche "Vision 2030" würde enorm beschleunigt, da wir noch ausstehende Meilensteine in nur einem Schritt erreichen werden, für die wir allein länger gebraucht hätten. Außerdem ergänzen wir uns nicht nur im Geschäft, sondern auch bei Werten und Mindset. Beide Unternehmen sind traditionsreiche Genossenschaften, die Landwirte seit Generationen vereinen. Es liegt also tatsächlich eine riesige Chance für uns auf dem Tisch, gemeinsam einen echten Leuchtturm in der europäischen Milchwirtschaft zu formen und die Zukunft der Milchwirtschaft für kommende Generationen zu gestalten.

Es liegt eine riesige Chance für uns auf dem Tisch, gemeinsam einen echten Leuchtturm in der europäischen Milchwirtschaft zu formen."

Waren die zahlreichen Kündigungen und die schrumpfende Milchmenge des DMKs Anlass für die Fusion?

Müller: Nein. Beide Unternehmen sind als unabhängige Genossenschaften stark und nehmen in verschiedenen Kategorien und Märkten führende Positionen ein.

Konnte das DMK sich nicht aus eigener Kraft erholen?

Müller: Hier zitieren Sie ein sich hartnäckig haltendes Narrative, das inzwischen widerlegt ist, wenn man sich die Zahlen anschaut. Das zeigen ja auch ganz aktuell die kürzlich veröffentlichten Jahreszahlen 2024 und eine Eigenkapitalquote von über 35 %. DMK hat in den letzten Jahren (bis auf 2023) immer besser ausgezahlt als der Schnitt der deutschen Molkereien – 2022 sogar nahezu als Klassenbester. Und auch 2024 waren wir wieder in den vorderen Reihen und haben auf Wettbewerbsniveau ausgezahlt. Dass DMK insgesamt gut aufgestellt ist, zeigt auch unsere kürzlich über 5 Jahre langfristig abgeschlossene Anschlussfinanzierung und damit erfolgreiche Sicherstellung der Kernfinanzierung des Unternehmens.

DMK hat in den letzten Jahren (bis auf 2023) immer besser ausgezahlt als der Schnitt der deutschen Molkereien – 2022 sogar nahezu als Klassenbester."

In der Branche sind diese Stimmen zu hören: „Der europäische Molkereiriese Arla schluckt das DMK“. Wie reagieren Sie darauf?

Müller: Wenn ich mir die Medienberichterstattung anschaue, sehe ich das nicht. Im Gegenteil: Hier wird immer wieder die absolut sinnvolle Bündelung zweier starker Genossenschaften betont. Wir sind Partner in diesem Prozess, der eine Win-win-Situation für beide Seiten eröffnet.

Das Unternehmen soll „Arla“ heißen, der Hauptsitz in Dänemark sein und Chef soll der bisherige Arla-CEO werden: Das alles deutet auf „Übernahme“ und nicht „Fusion“ hin. Wie groß ist die „Not zum Zusammenschluss“ beim DMK?

Müller: Wie gesagt, von Not kann keine Rede sein. Wir sind auch allein auf einem sehr guten Kurs, genauso wie Arla. Klar ist aber auch, dass wir mit einer Fusion noch viel mehr erreichen können – und das kann eigentlich nur im Sinne unserer Landwirte sein.  

Dass das Unternehmen Arla heißt, liegt auf der Hand. Als multinationaler Player ist Arla stark international vertreten. Wir bringen mal unabhängig vom Namen unser Know-how, unsere Werte und unser Mindset in die dann neue Arla ein. Da wir über sehr ähnliche Kulturen verfügen, fällt das entsprechend leicht.

Wie gesagt, von Not kann keine Rede sein. Wir sind auch allein auf einem sehr guten Kurs, genauso wie Arla."

Humana und Nordmilch hatten sich mit dem Versprechen, mehr Verhandlungsmacht gegenüber dem Lebensmittelhandel zu haben, zusammengeschlossen. Was ist rückblickend daraus geworden?

Müller: Wenn man zurückblickt, kann man vieles anders bewerten. Die Frage, die sich viel eher stellt, ist, wo wir heute stehen würden, wenn wir damals nicht fusioniert hätten. Wir haben heute eine starke DMK Group, die jetzt den nächsten Schritt ihrer Entwicklung plant.

Was bedeutet die Fusion für den Molkereistandort Deutschland?

Müller: Über einzelne Standorte, Märkte gibt es noch keine Pläne – im ersten Schritt geht es ja darum, die Zustimmung der Gremien und der Behörden zu bekommen – solange sind wir wirtschaftlich und rechtlich getrennte Unternehmen. Der Standort Deutschland wird aber auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Als DMK sind wir bereits eine feste Größe im deutschen Markt, mit etablierten Marken und als zuverlässiger Partner für den Handel. Das wollen und werden wir auch nach der Fusion sein. Wir sind zwei Unternehmen, die gut in dem sind, was sie tun. Wir können voneinander lernen und gemeinsam noch besser werden.

Gibt es schon Pläne zu einzelnen Milchwerken?

Müller: Es wäre heute zu früh zu sagen, wie und ob sich die geplante Fusion auf einzelne Standorte und Arbeitsplätze auswirken wird. Klar ist: Eine gemeinsame Marktpräsenz in Europa und weltweit beinhaltet, dass die Mitarbeiter eine zentrale Rolle für Stabilität und Lebensmittelsicherheit spielen. Außerdem wollen wir weltweit noch mehr Produkte vermarkten. Ein Zusammenschluss bietet außerdem Chancen für berufliches und persönliches Wachstum, die zu neuen Karrierewegen führen können.

Was dürfen die Lieferanten erwarten?

Müller: Der Zusammenschluss wird der Wertschöpfung der Landwirte zugutekommen und langfristig einen wettbewerbsfähigen Milchpreis sicherstellen werden.

Bereits mit dem ersten Tag der Übergangsphase, d.h. nachdem die erforderlichen behördlichen Genehmigungen erteilt wurden, erhalten die Landwirte von DMK eG und DOC Kaas UA insgesamt ein vergleichbares Milchpreisniveau wie die Arla-Landwirte. Über die Details sprechen wir im ersten Schritt mit unseren Landwirten.

Bereits mit dem ersten Tag der Übergangsphase erhalten die Landwirte von DMK eG und DOC Kaas UA insgesamt ein vergleichbares Milchpreisniveau wie die Arla-Landwirte."

Was bedeutet die Fusion für die Produkte und Marken beider Molkereien?

Müller: Beide Seiten bringen starke Marken in die Fusion mit ein. Nehmen wir einmal Milram als Beispiel – wir steuern hier eine führende Top-Marke in das gemeinsame Geschäft bei. Mit der Fusion werden wir auch im Markenbereich noch stärker sein können und unser Produktportfolio erweitern.

Haben Sie kartellrechtliche Bedenken für die Fusion?

Müller: Wir haben volles Vertrauen in die behördlichen Verfahren und werden die Entscheidung der zuständigen Behörden über den Zusammenschluss abwarten.

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