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Kälberaufzucht: Milch statt Palmöl

Die Debatte um Milchaustauscher mit pflanzlichen Fetten entfacht Milcherzeuger E. Schneiderbauer neu. Für ihn ist die Verwendung von MAT skandalös. „Denn dafür, wofür die Milch natürlicherweise da ist – zum Füttern der Kälber –, verwenden die meisten Landwirte sie gar nicht“, zitiert die "PNP" den Landwirt.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Debatte um Milchaustauscher mit pflanzlichen Fetten entfacht Milcherzeuger Erwin Schneiderbauer (Dietersburg) neu. Für ihn ist die Verwendung von Milchaustauschern skandalös. „Denn dafür, wofür die Milch natürlicherweise da ist – zum Füttern der Kälber –, verwenden die meisten Landwirte sie gar nicht“, zitiert die „Passauer Neue Presse“ vom 5. Dezember 2017 den Landwirt.

 

Schneiderbauer sieht nicht nur volkswirtschaftliche Aspekte, sondern auch Umwelt und Tierwohl im Vordergrund. „Da haben wir schon zu viel Milch auf dem Markt und dann pumpen wir in unsere Kälber lieber so etwas. In Kälbermägen gehört Milch und nichts, was mit den Stoffen aus aller Welt zusammengepanscht ist“, sagt er über Milchaustauscher.



Ein Dorn im Auge ist ihm dabei vor allem der Export von pflanzlichen Fetten aus Übersee. „Wir Landwirte werden ja in Sachen Klimaschutz ständig angegriffen, aber wenn wir dieses Thema ansprechen, interessiert das keinen“, kommentiert er die Lage.

 

Dieser Meinung schließt sich Markus Seemüller, Geschäftsführer der Bayern MeG, an. Auch er kritisiert die ökologischen Aspekte von Milchaustauscher, zeigt aber Verständnis für die finanzielle Situation der Milchbauern: „Ich weiß, unter welchen ökonomischen Zwängen unsere Milchviehhalter stehen. Aber muss so etwas sein?“

 

Die Aufzucht mit Milchaustauscher gilt als günstiger und ist für große Betriebe oftmals praktischer. Schneiderbauer selbst errechnete, dass die Aufzucht mit Vollmilch teurer ist. Mit Vollmilch koste es 260 Euro ein Kalb aufzuziehen, mit Milchaustauscher nur 160 Euro, gab er der Zeitung gegenüber an.

 

Für Milchaustauscher würden etwa 28.000 Tonnen pflanzliche Fette nach Deutschland importiert, oft aus Übersee, berichtet die Passauer Neue Presse. Seemüller sieht hier definitiv Probleme für die Umwelt: „Dahinter stecken enorme Flächen für Palmöl, Soja- oder Kokosanbau in tropischen Regionen.“ Besonders kritisch hierbei sei für viele das Palmöl. In der Schweiz zum Beispiel sei Palmöl in allen Futtermitteln verboten. Ein weiteres Beispiel ist Österreich: Einige heimische Molkereien wollen angeblich komplett auf Palmöl verzichten.

 

Einzelne Futtermittelunternehmen reagieren schon auf diese Trends. Sano- Firmensprecherin Claudia Herrmann berichtet von einer Trendwende: „Es gibt Regionen, Gebiete und Landwirte, die zunehmend Palmöl-Alternativen nachfragen.“ Produkte ganz ohne pflanzliche Fette gibt es bei Sano aber nicht, stattdessen wird auf Sonnenblumen- und Kokosöl gesetzt.

 

Das Gemisch kommt bei Firma Invaso „auf Kundenwunsch“ auch zum Einsatz. Dennoch sieht Seemüller bei dem Ersatzprodukt Kokosöl keine deutliche Verbesserung zum Palmöl.

 

In Niederbayern gibt es daher schon einige Firmen, die sich gegen alle Pflanzenfette aus Übersee entscheiden und nur Produkte aus der Region verwenden. Ein Beispiel dafür ist DonauFutter. Geschäftsführer Klaus Feils begründet die Entscheidung in der Zeitung so: „Wir wollen eine gute Qualität und verwenden daher für unsere Produkte nur Rapsöl aus der Region.“ DonauFutter stelle aber nur Futtermittel für Kühe her, keinen Milchaustauscher.

 

Für Milchbauer Schneiderbauer ist klar: „Beim Bier gibt es ein Reinheitsgebot, warum nicht beim Milchaustauscher?“ Der Deutsche Verband für Tiernahrung (DTV) sieht diese Probleme nicht: „Gesetzliche Regelungen für den Einsatz einzelner Rohstoffe halten wir nicht für erforderlich.“ DTV ist der Auffassung, dass sich die Marktbeteiligten selbst über die einzusetzenden Mittel verständigen könnten. Einer ähnlichen Meinung ist das bayerische Landwirtschaftsministerium. Für das Ministerium spreche aus Sicht der Tierernährung nichts gegen diese Grundstoffe.

 

Der DTV achtet dennoch auf die Zeichen der Zeit und hofft auf Selbstregulierung des Marktes. Das formuliert Geschäftsführersprecher Dr. Hermann-Josef Baaken: „Der Weg geht dahin, dass die Ware zunehmend nachhaltig sein soll. Das wollen Landwirte, das wollen Verbraucher.“ So sieht es auch das Landwirtschaftsministerium in Bayern: „Jeder Futtermittelhersteller kann entsprechende Produkte anbieten, der Landwirt kann durch seine Nachfrage die Produktion steuern.“

 

Diese Aussagen gehen Seemüller jedoch nicht weit genug. Er sieht Nachteile, sollte es bei einer nationalen Einigung bleiben: „Es wäre fatal, wenn der Einsatz pflanzlicher Rohstoffe im Milchaustauscher nur in Deutschland und nicht EU-weit verboten werden würde.“ Seemüller möchte so verhindern, dass Deutschland im mittlerweile europäischen Milchmarkt benachteiligt wird. Ein deutscher Alleingang ist auch laut Ministerium nicht möglich: „Fürs Futtermittelrecht ist nahezu vollständig die EU zuständig.“

 

Markus Peters, Sprecher des bayerischen Bauernverbandes, schließt sich Seemüller in der Finanz-Frage an: „Es ist für viele Betriebe eine Existenzfrage.“ Der Bauernverband könne durchaus die ökologischen und ernährungstechnischen Argumente für eine Vollmilchfütterung nachvollziehen. Aber der Verband habe zu wenig Einfluss auf die EU, deswegen lohne sich keine Initiative zu diesem Thema.  Es sei wichtiger, dass die deutschen Milchbauern ihre Produkte unter gleichen Spielregeln vertreiben könnten. Stattdessen bestehe die Hoffnung, dass der Verbraucher durch Qualitätssiegel bereit wäre, für den Mehrwert zu zahlen.

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