Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Tiergesundheit

Kälberfütterung: So wird eine Milchkuh robust

„Eine restriktive Kälberaufzucht kann keine robusten Kühe hervorbringen.“ Prof. Korinna Huber erklärt im Interview, warum jeder Tag und jeder Liter mehr bis zum Abtränken zählen.

Lesezeit: 4 Minuten

Frau Prof. Huber, Sie beschäftigen sich an der Universität Hohenheim schon lange mit der Frage, warum manche Milchkühe leistungsfähiger und zugleich fitter sind als andere. Was zeichnet eine robuste Kuh aus?

Korinna Huber: Robuste Kühe können kalben, ohne massiv Körpermasse zu verlieren und ohne in eine starke negative Energiebilanz zu kommen. Sie können also den Stoffwechsel nach der Kalbung schnell umstellen und ihre Energieabgabe gut an ihre Energieaufnahme ­anpassen. Diese Kühe verlieren auch Gewicht, aber eben nur Fett und wenig Körpereiweiß und kommen aus einer negativen Energiebilanz schnell wieder heraus. Robustheit ist leistungsunabhängig. Es gibt Kühe mit hoher Milchleistung, die damit super klar kommen, während andere mit einer weniger ­hohen Leistung in eine starke negative Energiebilanz rutschen. Robustheit meint also, wie eine Kuh mit ihrer Leistung umgeht.

Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Was beeinflusst diese Robustheit?

Korinna Huber: Eine Ration mit hohem Kraftfutteranteil kann Kühe anfälliger ­machen, denn sie stört die Mikroorganismen im Pansen. Bestimmte Bakte­rienarten müssen da sein, damit der ­Magen-Darm-Trakt das Futter effizient verwerten kann und die Nährstoffe umfangreich absorbiert werden. Robuste Kühe können mit hohem Konzentratgehalt oder schlechter Futterqualität besser umgehen. Wenn die ­Inhaltsstoffe nicht stimmen, greifen sie auf Körperfett und eventuell ­Körperprotein zurück ohne zu viel ­davon ­einzuschmelzen.

Um so robust zu reagieren, sind neben dem Magen-Darm-Trakt auch die anderen Organe wichtig. Diese werden durch das Hormon Insulin gesteuert, was wichtig für die Stoffwechselleistung ist. Reagieren die Organe aber nicht richtig auf Insulin, kann die Kuh zwar eine gute Verdauung haben, aber sie kann die Nährstoffe und die Energie nicht richtig verwerten. Und es ist entscheidend, was im Gewebe passiert: Unter anderem müssen die Mitochondrien in den Zellen die Nährstoffe effizient in Energie umwandeln. Zusammengefasst muss also die ganze Kette funktionieren: Verdauung, Absorption, Aufnahme und Verwertung der Nährstoffe in Geweben über Insulin und durch die Arbeit der Mitochondrien. Wenn ein Teil der Kette nicht richtig funktioniert, arbeitet die Kuh ineffizient und kann nicht robust sein.

Weshalb funktioniert bei manchen ­Kühen diese Kette nicht?

Korinna Huber: Der Grundstein wird in der Kälberaufzucht gelegt. Dort wird schon lange versucht, die Entwicklungsprozesse in der Aufzucht zu beschleunigen, damit die Kälber schnell Festfutter fressen und wiederkauen. Das nimmt ihnen Entwicklungszeit weg. Magen-Darm-Trakt, Anhangsdrüsen, Leber und Speicheldrüse zum Beispiel reifen nicht so schnell wie der Pansen. Und es reicht nicht, wenn der Pansen arbeitet – auch die anderen Organe müssen ausgereift sein. Daten zeigen z. B., dass die Speicheldrüse 16 Wochen braucht, um einen Speichel mit hohem Basengehalt zu erzeugen, der die Fettsäuren im Pansen wirklich effektiv puffern kann.

Wir arbeiten gegen das, was die Natur mal vorgesehen hat", sagt Prof. Korinna Huber.

Wie können Landwirte Einfluss auf die Robustheit ihrer Kühe nehmen?

Korinna Huber: Entscheidend, um später stabile Kühe zu haben, ist vor allem die Kälberaufzucht. Die Reifung der Organe lässt sich nicht durch ein frühes Absetzen oder eine geringe Tränkemenge beschleunigen – im Gegenteil: Wenn ein Kalb zu früh abgesetzt wird, kann es z. B. zu akuten Störungen wie Pansenacidosen kommen. Die Wegnahme der Milch bedeutet eine reduzierte Insulinmenge im Blut, damit fehlt ein wesentlicher Wachstumsfaktor, der die Organe reifen lässt. Das ist fatal für deren Funktion! Denn diese Organe werden mit jeder Art von Leistung Stress haben, auch wenn das Tier augenscheinlich den Pansen für die Verdauung benutzt und „normal“ wächst. Diese jungen Kühe sind in ­ihrem späteren Leben nicht robust. Sie werden leichter krank und sind leistungsschwach.

Ein frühes Absetzen und eine re­duzierte Tränkemenge hat die Natur für die Entwicklung eines gesunden und widerstandsfähigen Säugetieres nicht vorgesehen.

Über die richtige Aufzuchtstrategie spricht Prof. Korinna Huber auch beim top agrar-Dairy Event 2022 am 8. und 9. November in Stuhr und Landsberg am Lech. Hier gehts zum Programm und zur Anmeldung. TierärztInnen erhalten für ihre Teilnahme fünf ATF-Stunden.

Mehr zu dem Thema

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.