Im Zusammenhang mit der zeitweisen Aussetzung des Glyphosatverbotes der Goldsteig Käsereien im ostbayerischen Cham wurde öffentlich darüber spekuliert, dass dies mit dem Neubau einer Molkerei in Tschechien zu tun haben könnte. Denn die genossenschaftlich geführten Goldsteig Käsereien erfassen ca. 350 Mio. kg Milch bzw. ein Drittel ihrer Verarbeitungsmenge von Milchviehbetrieben in Tschechien. Ein weiterer Verarbeiter im Nachbarland würde die Konkurrenz um den Rohstoff Milch dort erhöhen und könnte möglicherweise auch zu einer Abwanderung bisheriger Goldsteiglieferanten führen, so die Vermutung.
Goldsteig muss sich noch mehr als andere Milchverarbeiter um die Rohstoffsicherung Gedanken macht, weil das Einzugsgebiet in Ostbayern stark von Anbindebetrieben geprägt ist, von denen etliche in den nächsten Jahren auslaufen werden.
Doch gibt es diesen Molkereineubau in Tschechien überhaupt, von dem auch in deutschen Medien berichtet wird? Goldsteig-Geschäftsführer Andreas Kraus erklärt gegenüber top agrar, dass weder ihm noch seinen tschechischen Lieferanten etwas von einem Neubau bekannt sei.
Tschechische Molkerei dementiert
Auch die Molkerei Madeta, die in vier Werken in Südböhmen jährlich 500 Mio. kg Milch und damit ein Fünftel der tschechischen Milch verarbeitet, dementiert, dass sie aktuell in eine neue Molkerei investiert: „Wir haben vier Betriebsanlagen in Südböhmen und weitere werden sicherlich nicht geplant“, so Madeta-Pressesprecherin Marta Faktorová gegenüber top agrar.
Allerdings hat Madeta eigenen Angaben zufolge Ende 2019 eine neue Käserei an ihrem Standort in Planá in Betrieb genommen, in der sie bis zu 440.000 kg Rohmilch pro Tag zu Hart- und Schnittkäse verarbeitet. Das ist etwa doppelt so viel wie zuvor. Über diesen Neubau haben vor einem Jahr auch mehrere deutsche Medien berichtet.
Wahrscheinlich ist der Molkereineubau in Tschechien, über den in Ostbayern so viel geredet wird, also nicht nur längst abgeschlossen, sondern das Werk ist bereits seit zwei Jahren in Betrieb.