Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Maisaussaat Erster Schnitt 2024 Rapspreis

topplus Überraschendes Forschungsergebnis

Klimagas: Methanausstoß von Kühen heute geringer als vor 100 Jahren

Zwei Wissenschaftler aus Dummerstorf haben den Methanausstoß von landwirtschaftlichen Nutztieren am Ende des 19. Jahrhunderts mit heutigen Werten verglichen. Das Ergebnis überraschte.

Lesezeit: 4 Minuten

Während wir heute die aktuellen Methanemissionen von Nutztieren recht genau kennen, wissen wir relativ wenig über Situation im 19. Jahrhundert, wo der Beginn der Erderwärmung bereits nachweisbar ist. Das haben Dr. Björn Kuhla und Dr. Gunther Viereck vom Forschungsinstituts für Nutztierbiologie Dummerstorf (FBN) zum Anlass genommen, zu schauen, ob es möglich ist, eine datenbasierte Aussage über die Methanemissionen von Nutztieren im Deutschen Kaiserreich zu treffen und sie mit heutigen Werten vergleichbar zu machen.

Grundlage waren Daten der deutschlandweiten Viehzählungen der Jahre 1872, 1883 und 1892. Aus den Körpergewichten konnten die Fachleute die Futteraufnahme berechnen. Zudem war bekannt, was damals gefüttert wurde. So ließ sich der Methanausstoß mit Hilfe von standardisierten Schätzgleichungen errechnen.

Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Das Ergebnis: Die Methanemissionen aus der Verdauung von Nutztieren in Deutschland sind seit dem Jahre 2003 geringer als im Jahr 1892. Die Studie zeige daher, dass die von der Bundesregierung angestrebten Klimaziele im Nutztierbereich in greifbarer Nähe sind.

Die jährlichen Methanemissionen aus der Viehhaltung betrugen 1883 898.000 t und 1892 1.060.000 t. Das Emissionsziel von 853.000 t für 2030 liegt damit 207.000 t unter dem Emissionsniveau von 1892. Seit 2003 stoßen die Viehbestände in Deutschland im Vergleich zu 1892 sogar weniger Methan aus als 1892. Von 1990 bis 2021 gingen die Methanemissionen aus der Verdauung von Nutztieren um 390.000 t auf 930.000 t zurück.

Einen Grund für den Rückgang sehen die beiden Forscher in der starken Abnahme der Tierzahlen bei Rindern, Schafen und Ziegen. Obwohl die Bevölkerung auf dem heutigen Gebiet Deutschlands mit damals ca. 34 Mio. Menschen in den letzten 130 Jahren auf 84 Mio. deutlich gewachsen ist, konnte ihre Versorgung dank der höheren Leistung der Tiere und einer hohen Effizienz in der Tierhaltung mit einer geringeren Anzahl an Tieren gewährleistet werden, was mit einem Rückgang der Methanemissionen einherging.

So wurden im Jahr 1892 insgesamt 12,45 Mio. „Kühe und sonstige Rinder“, 8,93 Mio. Schafe, 2,53 Mio. Ziegen und 2,33 Mio. Pferde statistisch erfasst. In Deutschland werden derzeit 11 Mio. Rinder, 1,5 Mio. Schafe, 140.000 Ziegen und 1,3 Mio. Pferde gehalten.

Wie können die Emissionsziele in Deutschland erreicht werden?

Lösungsansätze für eine weitere erfolgreiche Senkung der Methanemissionen sehen die Forschenden am FBN vor allem in der Schweinehaltung. Zwar produzieren Schweine relativ wenig Methan, andererseits wird jedes fünfte Schwein in Deutschland nicht für die Ernährung der Bevölkerung gebraucht.

Eine Reduzierung der Bestände um 20 % würde 5.000 t Methan pro Jahr sparen. Hinzu kämen Einsparungen von mehreren tausend Tonnen Kohlendioxid im Zusammenhang mit dem Import von Sojafutter. Da Soja auch für die menschliche Ernährung geeignet ist, würde ein verringerter Einsatz als Futtermittel die Konkurrenz zwischen Trog und Teller verkleinern.



Auch bei den Rindern gibt es Möglichkeiten, die Methanemissionen zu verringern. Der Selbstversorgungsgrad mit Milch beträgt in Deutschland 112 %. Eine Reduzierung der Bestände würde weder die Ernährungssicherheit gefährden noch Ernährungsgewohnheiten in Frage stellen, heißt es.

Auch die Fütterung mit regional verfügbarer Biomasse, die für die menschliche Ernährung nicht geeignet ist, würde Emissionen durch den wegfallenden Futterimport reduzieren, ohne dabei in Nahrungskonkurrenz zum Menschen zu stehen.

---

Landwirtschaftlicher Methanausstoß ist Teil eines Naturkreislaufs

Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV) weist unterdessen darauf hin, dass der Energie- oder Rohstoffverbrauch verschiedener Wirtschaftszweige nicht ohne weiteres einfach miteinander verglichen werden kann.

Die deutsche Landwirtschaft emittiert laut BWV jährlich rund 66 Mio t CO2-Äquivalent, bestehend aus Methan, Lachgas und Kohlendioxyd. Dabei werde aber offensichtlich oder versehentlich unterschlagen, dass die Ausgangsstoffe in der Regel regenerative Stoffe und daher nur selten fossilen Ursprungs seien. Ein Beispiel sind dem Verband zufolge die „rülpsenden Kühe“.

Wiederkäuer erzeugten über Verdauungsvorgänge Methan, das in der Atmosphäre eine Halbwertszeit von etwa zwölf Jahren aufweise. Gleichzeitig werde das Methan in der Atmosphäre zu Wasser und Kohlendioxyd abgebaut und von der Vegetation wieder aufgenommen. Bei konstanter Anzahl der Wiederkäuer nehme somit die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre nicht zu. Es sei also falsch, Treibhausgasemissionen verschiedener wirtschaftlicher Bereiche miteinander zu vergleichen, ohne die Herkunft der Stoffe zu berücksichtigen, so der Verband.

Der Verbrauch fossiler Energien führe zu einer Zunahme treibhausrelevanter Gase in der Atmosphäre, die Nutzung oberirdischer Stoffe beziehungsweise regenerativer Energien hingegen nicht. Landwirtschaft und Klimaschutz seien daher eng miteinander verbunden.

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.