Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Wirtschaftsforst in Uruguay

Klimaneutrale Milch: Betrügt Aldi mit Zertifikaten?

Aldi bewirbt einige Produkte mit einem Label, dass Klimaneutralität verspricht. Recherchen zeigen nun, dass die Ausgleichsprojekte in Südamerika dazu nicht geeignet sind. Alles nur ein Marketingtrick?

Lesezeit: 5 Minuten

Aldi bewirbt die Landmilch der Molkerei Gropper seiner Eigenmarke FAIR & GUT als „klimaneutral“. Durch die Unterstützung von zertifizierten Umweltprojekten in der Welt würden die bei uns anfallenden, nicht vermeidbaren CO2-Emissionen der Milchproduktion ausgeglichen, heißt es in einem Werbefilm des Discounters.

Recherchen des ZDF-Magazins Frontal (Sendung vom 21.6.22) und der Verbraucherschutzorganisation foodwatch belegen aber, dass es sich um einen Marketingtrick mit einem irreführenden Label handelt. So würde Aldi heute schon Ausgleichsprojekte anrechnen, die in der Realität noch gar keinen CO2 Ausgleich liefern - wie etwa Aufforstung in deutschen Wäldern. Hier dauere es noch 20 Jahre, bis die Bäume effektiv CO2 aus der Luft entziehen. Außerdem sei es gar nicht erlaubt, innerhalb von Europa CO2 auf europäischen Flächen zu kompensieren, sagt Simon Tangerding von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald gegenüber dem ZDF.

Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Aldi änderte nach dem Bericht seine Urkunde und die Homepage zum Thema Waldaufbau, heißt es weiter. Der Ausgleich finde tatsächlich nicht in Deutschland, sondern in Uruguay statt.

Wirtschaftswald dient als Labelgrund

In dem südamerikanischen Land soll neuer Wald geschaffen und so CO₂ gebunden werden. ZDF Frontal war vor Ort und stellte fest, dass es sich um einen Wirtschaftswald zur Eukalyptusholzproduktion handelt. Neue Bäume würden also für den internationalen Holzmarkt und die Zelluloseherstellung angepflanzt. Laut den Regeln dürfte es den Wald aber nur geben, weil Aldi ihn finanziert, anlegt und schützt. Laut dem Bericht sieht es aber so aus, als nutze der Händler einen ohnehin bestehenden Wirtschaftsforst, um sich ein Label zu geben. Die dortigen Eigentümer würden gern mitmachen, weil das Label eine zusätzliche Einnahmequelle bedeutet.

Aldi-Klimawerbespot

Foodwatch ruft zum Protest auf

Die Verbraucherschützer rufen daher zu einer Protestmail an Aldi auf. Darin prangert die Organisation u.a. an, dass Aldi die Umsetzung effektiver Klimaschutzmaßnahmen nicht sicherstelle. Der Händler könne nicht einmal genau beziffern, wie viel Treibhausgase bei der Produktion entstehen. Weiter heißt es in dem Brief: „Für den CO2-Ausgleich nutzen Sie Kompensationsprojekte, die hoch problematisch sind. Das Ausgleichsprojekt in Peru dürfte keinerlei Zertifikate ausgeben. Und das Projekt in Uruguay besteht aus Eukalyptus-Wüsten ohne Artenvielfalt.“

Deshalb sei das „klimaneutral“-Label irreführend: Milch verursacht laut Foodwatch „immense Treibhausgas-Emissionen“ und könne nicht klimaneutral hergestellt werden.

---

ClimatePartner GmbH widerlegt Behauptungen

Als Partner von Aldi widerspricht die ClimatePartner GmbH den Aussagen von ZDF und foodwatch. Auf einer Internetseite haben die Verantwortlichen einen Faktencheck zusammengestellt. Darin heißt es:

"(...) Wir wehren uns gegen Fehlberichterstattung (...) Jedes unserer zertifizierten Klimaschutzprojekte entspricht anerkannten internationalen Standards, vor allem dem Verified Carbon Standard (VCS) oder dem Gold Standard (GS). Wir haben zusätzlich einen eigenen Due-Dilligence-Prozess, den die vor Ort eingebundenen Partner durchlaufen. Dies stellt nochmalig sicher, dass die Klimaschutzprojekte vereinbarungsgemäß arbeiten und ihre Wirksamkeit zur CO2-Einsparung wie veranschlagt gegeben ist.

Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Unser Impact-Bericht zum Klimaschutzprojekt in Guanaré steht hier zur Verfügung.

Der Faktencheck im Schnell-Überblick

      • CO2-Ausgleich erfolgt stets ausschließlich über internationale und zertifizierte Klimaschutzprojekte. Regionales Zusatzengagement, zum Beispiel über Baumpflanzungen in Deutschland, ist stets ein wünschenswertes, aber rein zusätzliches Engagement, für das es grundsätzlich keine Zertifikate gibt.
      • Das Aufforstungsprojekt in Guanaré (Uruguay) erfüllt den international anerkannten VCS Standard sowie zusätzlich den FSC-Standard für nachhaltige Waldbewirtschaftung. Als solches wird Guanaré regelmäßig durch den akkreditierten, neutralen Prüfer SCS Global Services überprüft und überwacht. Die Reports und Ergebnisse bestätigen nachweislich die Zusätzlichkeit und die Wirksamkeit der Maßnahmen, auch durch die Pflanzung von Eukalyptus. Eukalyptus ist sehr effizient in der Aufnahme von CO2 und der Produktion von Sauerstoff, da diese Pflanzen eine höhere Wachstumskapazität und dichte Holzeigenschaften haben. Zudem eignet er sich für die im Projekt vorgesehene nachhaltige Holzproduktion.
      • Das Kochofen-Projekt in Kumasi (Ghana) ist im international anerkannten Gold Standard registriert. Das Projekt hat zum Ziel, erschwingliche und effiziente Kochöfen zur Verfügung zu stellen. Diese dienen als Ersatz für die bisherigen, traditionellen Kochöfen, bei denen erneuerbare Biomasse (v.a. Holz) verbrannt wird. Gasöfen sind aus guten Gründen nicht Teil des Projektdesigns: Gas ist für die einkommensschwachen Haushalte zu teuer und in den ländlichen Regionen Ghanas kaum verbreitet.
      • Der Monitoringplan des Kochofen-Projektes in Kumasi (Ghana) schreibt vor, dass jeder direkt verkaufte Ofen anhand seiner eindeutigen ID vom Hersteller bis zum Benutzer zurückverfolgt wird. Dies erfolgt nachweislich, wie dem Prüfbericht der unabhängigen Auditoren Earthood Services Private Limited zu entnehmen ist. Als Zielgruppen werden sowohl einzelne Haushalte wie auch Gemeinden und Kleinunternehmer erfasst, die mehrere Kochöfen beziehen. Über Gemeinden und Kleinunternehmer können stets auch die einzelnen Haushalte zurückverfolgt werden.
      • Alle Registerdokumente sind öffentlich einsehbar: https://registry.verra.org/app/projectDetail/VCS/959

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.