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Live-Report vom Hof

Journalisten haben drei Kühe 30 Tage mit Sensoren ausgestattet und live berichtet. Das Projekt „Superkühe“ im Auftrag des WDR lief im Internet, TV und Radio. Was ist das Fazit? Hallo, ich bin Celia. Heute zeige ich euch, wie Kälber eine Ohrmarke bekommen“, sagt die Journalistin und filmt sich dabei mit dem Smartphone.

Lesezeit: 6 Minuten

Journalisten haben drei Kühe 30 Tage mit Sensoren ausgestattet und live berichtet. Das Projekt „Superkühe“ im Auftrag des WDR lief im Internet, TV und Radio. Was ist das Fazit?


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Hallo, ich bin Celia. Heute zeige ich euch, wie Kälber eine Ohrmarke bekommen“, sagt die Journalistin und filmt sich dabei mit dem Smartphone. Sie steht auf einem der drei Betriebe für das Projekt „Superkühe“ und berichtet live über den Alltag der Milchproduktion. Die Reporter kommen aus Berlin oder Köln und hatten bisher wenig mit Landwirtschaft zu tun. Ihr Ziel: Anderen Stadtkindern zeigen, wie Milchproduktion aussieht. Dabei ließen sie die Kühe selbst sprechen, mithilfe von Sensoren.


Sensor-Story:


Für das Projekt wählten die Journalisten exemplarisch drei Kühe von drei Betrieben aus: Uschi vom Biobetrieb (75 Kühe), Emma vom Familienbetrieb  (120 Kühe)  und Connie vom Großhof (750 Kühe). Diese Kühe statteten sie mit Sensoren aus: Pansen-Bolus und Pedometer zeigten Körpertemperatur, Pansen-pH-Wert oder Aktivität an.

Die Daten der Kühe landeten auf der Homepage des Projektes. Darüber hinaus wandelte eine Software diese Infos automatisch in ein Online-Tagebuch um. Die Informationen dazu hatten die Journalisten monatelang recherchiert und in Textbausteinen formuliert. „Diese sogenannte bot-gestützte Programmierung war das Aufwendigste am Projekt“, sagt Produzent Marcus Pfeil.

Die Zuschauer konnten auch mit den Kühen chatten. Ein „Chatbot“ generierte dazu automatische Antworten und verschickte täglich Updates der Sensor-Daten. Das nutzten über 4 000 Personen.

Neben den Sensoren berichtete jeweils ein Reporter vom Hof. Sie fotografierten und filmten alles – vom Wassersaufen bis zum Enthornen. Außerdem  sprachen sie mit Wissenschaftlern und Beratern. In kurzen Videos beantworteten die Experten Fragen rund um Fütterung, Milchqualität und Gesundheit. Das Projekt ließ sich der WDR rund 250 000 € kosten. Rund 20 Journalisten und Programmierer waren beteiligt.


Hitzige Diskussionen: ´


Die Superkühe verfolgten viele Zuschauer: 400 000 Besucher auf der Webseite, 12 000 Fans auf Facebook und einzelne Beiträge erreichten bis zu 2,5 Mio. Personen. Themen wie die Trennung von Kuh und Kalb oder das Enthornen polarisierten. Das hatten die Produzenten einkalkuliert.


Die Diskussionen auf Facebook ließen sie von einem Profi betreuen. Der erklärte immer wieder sachlich das Projekt. Das sei anstrengend, aber nötig, erklärt Pfeil. Persönliche Beleidigungen oder extreme Kommentare haben die Journalisten gelöscht. Besonders vor dem Start gab es viel Kritik an der Milchproduktion grundsätzlich und zum Projektaufbau. Pfeil meint: „Mit der Zeit wurden die Diskussionen immer sachlicher. Es haben auch zunehmend Landwirte mitgelesen und Sachverhalte erklärt. Zum Ende gab es einen richtig guten Austausch.“ 


Neutrales Fazit:


Nach vier Wochen zieht der Produzent ein neutrales Fazit: „Keine Haltung ist pauschal die beste. Bio ist nicht grundsätzlich besser als konventionell, kleine Betriebe sind nicht besser als Großbetriebe.“ Auch die Milch der Kühe unterschied sich qualitativ nicht. „Was zählt ist der einzelne Betrieb. Wenn ich weiß, woher die Milch kommt, dann trinke ich jetzt mit gutem Gewissen konventionelle Milch“, sagt Pfeil.Er ermutigt Landwirte und die gesamte Branche zu mehr Offenheit. In seiner Recherche sei er zum Teil auf tiefe Gräben gestoßen. Er sieht noch viel Potenzial für die Betriebe, um auf Webseiten und in sozialen Medien transparenter über ihre Arbeit zu berichten. 


Die Fans auf Facebook bevorzugten ebenfalls keine der drei Kühe deutlich: Mit 38 % wählten sie Kuh Emma von Familie Höck zum Liebling. Connie und Uschi kamen jeweils auf rund 30 %. Ob nach den Superkühen auch die Superschweine folgen, ließ Pfeil offen: „Wir sind nicht auf die Landwirtschaft festgelegt, sondern für alle Formen von offenem Journalismus bereit.“


30 Tage vor der Kamera – wie ist das Fazit der Landwirte?

Andreas Driller


Wie kamen Sie zu den Superkühen? 


Nach einem ersten Telefonat mit dem Superkühe-Team und einem Blick in das Konzept waren erste Bedenken überwunden. Nach einem persönlichen Gespräch mit den Projektkoordinatoren und zwei Nächten Bedenkzeit waren haben wir im April zugesagt. Uns war es wichtig, dass gewisse Regularien eingehalten werden. Wir wollten keine Dokusoap wie „Bauer sucht Frau“. 


Wie war die Resonanz auf Ihre Beiträge?


Mit so viel Interesse haben wir nicht gerechnet. Bekannte haben mich angerufen, wenn sie mich im Radio gehört haben. Ich selber hatte während des Projektes keinen Überblick mehr, wann welche Beiträge gesendet wurden. Die enorme Resonanz auf Superkühe konnten wir auf unserem abschließenden Hoffest wahrnehmen. Auf Social Media gab es bereits vor Start des Projektes viel Gegenwind durch die „Veganerfront“. Wir waren froh als das Projekt dann endlich gestartet ist. Es wurde über viele Halbwahrheiten diskutiert. 


Wie ist Ihr Fazit?


Durch die Teilnahme habe ich persönlich viel dazu gelernt. Ich kann die Arbeitsweisen von Journalisten jetzt viel besser nachvollziehen. Wir hatten ein gutes Verhältnis zu unserem Hofreporter-Team. Die Entscheidung darüber, welche Themen am Tag behandelt wurden, lag ganz in den Händen der Journalisten. Vor einem Dreh wusste ich nie, welche Fragen auf mich zukommen werden. Aber ich finde gerade das macht Qualitätsjournalismus aus. Von einigen Berufskollegen hätte ich mir in so manchen Facebook-Dialogen mehr Sachlichkeit gewünscht. Viele Landwirte haben sich mit ihren Kommentaren auf das Niveau der zahlreichen Kritiker begeben.


Landwirt Thomas Höck


Wie kamen Sie zu den Superkühen?


Die Reporter um die Superkühe hatte eine Zeitungsanzeige unserer Milchtankstelle entdeckt. Daraufhin haben sie uns kontaktiert. Nach mehreren Telefonaten und Treffen haben wir dann zugesagt. Wir haben das Projekt auf uns zukommen lassen. Als Vorbereitung haben wir lediglich wichtige Fakten gesammelt, wie beispielsweise unsere Kosten für einen Liter Milch. Zudem haben wir rechtliche Rahmenbedingungen abgesteckt.


Wie war die Resonanz auf Ihre Beiträge?


Wir haben nicht damit gerechnet, dass so ein großer Medienansturm auf uns zukommt. Nach meinem Gefühl hat sich die Aufmerksamkeit in den drei Wochen gesteigert. Ab der zweiten Woche haben uns vermehrt Leute auf Superkühe angesprochen. 


Wie ist Ihr Fazit?


Insgesamt waren wir mit den Beiträgen sehr zufrieden. Das Hofreporter-Team hatte sich gut in die Thematik eingearbeitet. Uns hat es sehr viel Spaß gemacht. Ich kann auch nur anderen Landwirten empfehlen offener gegenüber solchen Anfragen zu sein. Man sollte dennoch skeptisch bleiben: Eine Anfrage eines Fernsehsenders, der in der Vergangenheit subjektiv und reißerisch über die Landwirtschaft berichtet hat, haben wir abgelehnt. 


Judith Siebers


"Die Berichterstattung finde ich fair. Bei Bedarf konnten wir fachlich Einfluss nehmen und eigene Ideen einbringen. Eine Herausforderung war es, auf die einfachen Fragen verständlich zu antworten. Wir haben dabei versucht, sachlich und unpolitisch zu bleiben. Das ist gut angekommen.“








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