In der Sendung „Quarks" vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) seien Aussagen über Rohmilch und Allergieminderung getroffen worden. Die LVN sucht den Dialog mit den Filmemachern und nimmt Stellung zu zwei Aussagen:
Quarks: „Das neuste Hipp-Getränk zur Allergievermeidung: frische Rohmilch. Nicht nur für Babys wie mich."
LVN: Auch wenn die Wissenschaft immer wieder auf eine positive Wirkung auf das Allergierisiko hinweist – in der Praxis ist vom Verzehr roher Milch unbedingt abzusehen. Auch Institutionen wie die WHO und das Robert-Koch-Institut raten vom Rohmilchverzehr ab. An zwei Stellen wird zwar betont, dass die Rohmilch „wirklich frisch" sein sollte. Aber was soll der Verbraucher darunter verstehen? Was ist frische Rohmilch? Eine Milch, die nicht älter als zwei Stunden ist, oder drei Stunden? oder...
Quarks: „Das heißt, wenn Sie Rohmilch trinken, dann kaufen Sie die bei dem Bauern Ihres Vertrauens, wo sie so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig behandelt wurde."
LVN: Diese Aussage wägt den Verbraucher in einer trügerischen Sicherheit. Sie suggeriert ihm, dass der Landwirt die Rohmilch in irgendeiner Form behandeln würde. Dies geschieht aber definitiv nicht!
An den WDR schreibt die LVN: „Trotz hervorragender Hygienebedingungen auf den Milchviehbetrieben ist es leider so, dass Rohmilch pathogene Keime wie Listerien, EHEC, Campylobacter oder Salmonellen enthalten können. Infektionen mit diesen Bakterien können zu einem schwerwiegenden Krankheitsverlauf führen und sogar lebensbedrohlich sein. Gerade deswegen wurde in der Milchwirtschaft die Pasteurisierung der Milch eingeführt, die seinerzeit einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Tuberkulose geleistet hat.
Die allergiepräventive Wirkung der nicht erhitzten Rohmilch klingt gerade für viele Eltern toll, aber die Gesundheitsgefahr, die von roher Milch ausgehen kann, ist unserer Meinung nach wesentlich höher einzustufen. Nicht von Ungefähr warnen Hygienefachleute und auch amtliche Stellen, wie zum Beispiel das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) vor dem Verzehr von Rohmilch. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass Milchviehhalter, die Rohmilch auf ihrem Hof verkaufen, an der Abgabestelle den Hinweis ‚Rohmilch, vor dem Verzehr abkochen‘ anzubringen haben.
Als Dachverband der niedersächsischen Milchwirtschaft stehen wir für alle Gruppen, die an der hiesigen Milchwirtschaft beteiligt sind, sei es durch die Erzeugung, die Verarbeitung, den Handel oder den Verbrauch von Milch. Insofern haben wir nichts dagegen, wenn Landwirte hochwertige Rohmilch verkaufen und sich dadurch eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen. Aber gleichzeitig steht der Verbraucherschutz obenan und die Abgabe von Rohmilch darf nur unter den vorgegebenen Auflagen erfolgen. Und gerade Kleinkinder, deren Immunsystem noch nicht richtig ‚ausgereift‘ ist, sind anfällig für eventuell in Rohmilch enthaltene, krankmachende Keime. Ein erhöhtes Risiko besteht ebenfalls für ältere Menschen, Schwangere oder immungeschwächte Personen.“