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Mehr Biomilch aus Österreich?

Österreichische Molkereien versprechen sich mit dem deutschen Naturland-Label mehr Absatzchancen im Nachbarland. Geht das auf Kosten deutscher Biomilchbauern?

Lesezeit: 4 Minuten

Alle sprechen von Regionalität und Aldi verkauft Biomilch aus Österreich? Und das in einer Zeit, wo wir froh sind, wenn unsere Biomolkerei unsere Milch kostendeckend am Markt platzieren kann. Das passt nicht zusammen!“, empört sich ein deutscher Biomilcherzeuger.

Naturland-Label bei Aldi

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Hintergrund ist: Eine der größten österreichischen Molkereien, die SalzburgMilch, lässt seine Biomilcherzeuger vom deutschen Bioverband Naturland zertifizieren – zusätzlich zum Label der Bio Austria. So will die Molkerei mehr Biomilch nach Deutschland exportieren, erklärt sie gegenüber top agrar-Österreich. Naturland kooperiert mit den deutschen Händlern Rewe und seit 2023 auch mit Aldi.

Die deutsche Biomilch-Produktion hat im letzten Jahr zugelegt. Von Januar bis November waren es laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) 1,2 Mio. t und damit 3,7 % mehr als im Vorjahr, im November sogar 11 % mehr als im Vorjahresmonat. Grund dafür ist unter anderem eine gute Grundfuttersituation. Gleichzeitig schwächelt die Nachfrage.

Einige Molkereien mussten daher zeitweise nicht vermarktbare Biomilchmengen auf dem Spotmarkt absetzen, berichten Branchenkenner. Um das zu vermeiden, halten Molkereien ihre Lieferanten zur gemäßigten Produktion an. Rüdiger Brügmann von der Bioland-­Koordinationsstelle Biomilch erklärt: „Biomolkereien orientieren sich an Bedarf und Marktwachstum. Neubetriebe nehmen sie nur schrittweise auf.“

Gleichzeitig wird aber auch ausländische Biomilch vermarktet. „Im langjährigen Schnitt werden 30 % Biomilch importiert. Diese Milch kommt vor allem aus Österreich und Dänemark“, erklärt Hans-Jürgen Seufferlein vom Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB). Einige deutsche Privat- und Genossenschaftsmolkereien nahe der Grenze erfassen schon immer Milch von österreichischen Betrieben.

Österreichische Molkereien setzen auf deutschen Markt

Genauso setzen auch österreichische Molkereien auf den deutschen Markt. Ein Grund dafür dürfte der relativ hohe Anteil von etwa 20 % Biomilch in Österreich sein – mehr als im Inland vermarktet werden kann. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil der Biomilchmenge an der gesamten Milchanlieferung bei 4,2 % – in Bayern 8,6 %.

Die Molkerei SalzburgMilch ist mit 150 Mio. kg Biomilch einer der größten Bioverarbeiter Österreichs. Insgesamt verarbeitet sie ca. 300 Mio. kg Milch im Jahr. Die Molkerei exportiert etwa 45 % und 80 % davon nach Deutschland. Der Exportanteil der Biomilch soll weiter steigen: „Nach jahrelangen Verhandlungen haben wir es 2021 geschafft, dass der Bioverband Naturland auch unsere Bauern aufnimmt“, sagt Andreas Gasteiger, Geschäftsführer der SalzburgMilch.

Mit dem Naturland-Label sieht sich die Molkerei auf dem deutschen Markt besser aufgestellt als „nur“ mit EU-Biomilch. „Die Verbandsware wird vom deutschen Handel bevorzugt und eröffnet neue Marktmöglichkeiten“, so Andreas Gasteiger. Die Biomilch vermarktet die Molkerei als Eigenmarke mit Naturland-Label, plant aber auch eine eigene Bio-Premiummarke.

Für die Lieferanten der SalzburgMilch hat die Zusammenarbeit mit Naturland ebenso Vorteile: Sie erhalten einen Aufschlag von 2,5 ct/kg Milch für die Naturland-Zertifizierung. Im Dezember zahlte die Molkerei einen Grundpreis von 55,6 ct pro kg Milch plus Biomilch-Zuschlag.

Im Schnitt lag der Biomilchpreis Österreichs 2022 bei etwa 58 Cent und damit auf dem Niveau der deutschen Biomilchpreise.

Dem Handel fehlt Biomilch

Rund 400 Betriebe der SalzburgMilch hat Naturland bereits zertifiziert. Innerhalb der nächsten Monate will die Molkerei alle 1.200 Biolieferanten zertifizieren lassen. Naturland wollte das aber nicht bestätigen. In Deutschland zählt der Bioverband rund 1.400 Naturland-Biomilcherzeuger.

Der Bioverband betont, dass er bereits seit Jahrzehnten Mitglieder in Österreich hat. „Wir werben nicht aktiv, sondern reagieren auf Anforderungen von Verarbeitungsunternehmen, die vor allem den deutschen Biomarkt bedienen wollen“, sagt Markus Fadl, Pressesprecher von Naturland.

Zur Frage, weshalb ausländische Biomilch statt deutscher Ware angeboten wird, verweisen die Händler auf fehlende inländische Mengen. Eine Sprecherin der Rewe Group betont: „Biomilch aus Deutschland hat für uns Priorität. Zur Deckung der Nachfrage ergänzen wir unsere Sortimente mit Biomilch aus Österreich.“

Aldi Süd macht deutlich: „Unser Ziel ist es, nachhaltiges Einkaufen für alle leistbar zu machen und dazu beizutragen, die Landwirtschaft in Deutschland zu transformieren.“ 100 % der Frischmilch stamme aus Deutschland – ausgenommen Spezialitäten, wie österreichische Bio-Bergbauern Heumilch. Bis 2024 soll auch H-Milch des Discounters aus Deutschland kommen.

Hans-Jürgen Seufferlein macht deutlich: „Fakt ist, dass wir zu wenig Biomilch haben. Trotzdem steigern inländische Molkereien ihre Verarbeitung nur soweit, wie sie diese sicher vermarkten können. Das ist nachvollziehbar, genauso aber auch die hohen Importe aus dem Ausland. Auch wenn das für deutsche Biomilcherzeuger frustrierend ist.“ Wenn die Einzelhändler ihre Bekenntnisse zur deutschen Landwirtschaft einhalten, könne die deutsche Biomilchmenge langfristig steigen.

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